Kurz vor den Weltmeisterschaften in Kigali tritt Urška Žigart mit einer Mischung aus Ehrgeiz und Gelassenheit an. Die 28-jährige Slowenin hat sich in den letzten Jahren zu einer respektierten Fahrerin im internationalen Peloton entwickelt, auch wenn sie sich bewusst ist, dass sie für viele in erster Linie als „die Freundin von Tadej Pogačar“ wahrgenommen wird.
„Ich denke, es wird immer so sein, dass ich als Freundin von Tadej bekannt bin, einfach weil er mit seinen Ergebnissen früher berühmt wurde. Aber ehrlich gesagt stört mich das nicht“, erklärt Žigart. Statt sich gegen dieses Etikett aufzulehnen, akzeptiert sie es – und konzentriert sich darauf, durch ihre eigenen Leistungen wahrgenommen zu werden.
Steady Progression im Peloton
Die Ergebnisse bestätigen ihre Entwicklung: beim Giro d’Italia Donne fuhr sie in die Top 10, in der Tour de Romandie belegte sie Rang zwei. Vor allem bei Etappenrennen mit Kletterprofilen spielt Žigart ihre Stärken aus. Genau das macht die WM-Strecke in Kigali mit ihren harten Anstiegen und der Hitze zu einem Terrain, das ihr liegen könnte. Ihr Ziel ist dabei nicht unbedingt ein Platz auf dem Podium, sondern eine Fahrt, die ihre kontinuierliche Verbesserung sichtbar macht. „Ich möchte ein Rennen fahren, das zeigt, dass ich mich Jahr für Jahr weiterentwickle“, sagt sie.
Leben mit einem Superstar
Das Zusammenleben mit Pogačar, dem vierfachen Tour-de-France-Sieger, bedeutet auch, ständig im Scheinwerferlicht zu stehen. Doch Žigart legt Wert auf die Perspektive innerhalb des Pelotons: „Unter den Fahrerinnen fühle ich mich für das respektiert, was ich bin. Das ist das Wichtigste.“
Dass beide denselben Beruf ausüben, ist Fluch und Segen zugleich: Ihre Zeitpläne passen selten zusammen, aber das gegenseitige Verständnis für Opfer, Druck und Hingabe ist einzigartig.
Mentale Stärke als Schlüssel
Žigart spricht offen über die psychologischen Herausforderungen des Sports. Sie beschreibt sich selbst als ihre härteste Kritikerin: „Ich erwarte mehr von mir, als vielleicht im Moment realistisch ist. Das kann schwierig sein.“ Gerade deshalb ist die Arbeit am Kopf für sie inzwischen genauso wichtig wie das körperliche Training: „Im Radsport ist der Kopf genauso wichtig wie die Beine. Wenn man mental nicht in Ordnung ist, spielt es keine Rolle, wie stark man körperlich ist.“
Auf dem Weg zur eigenen Geschichte
In Kigali will Žigart beweisen, dass sie nicht nur im Schatten ihres Partners existiert. Ihr realistisch-nüchterner Ansatz zeigt, dass sie den Fokus zunehmend auf die eigene Karriere legt – Schritt für Schritt, Jahr für Jahr. Ob sie am Sonntag in den Top 10 landet oder weiter hinten: Das Bild, das von ihr bleibt, ist das einer Fahrerin, die sich nicht über ihren Lebensgefährten definiert, sondern über ihren eigenen Weg.