„Ein bisschen sportlicher Selbstmord" – Experten warnen Pogacar vor 100 Kilometer Solo in Kigali

Radsport
Samstag, 20 September 2025 um 14:44
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Tadej Pogacar trifft bei den Weltmeisterschaften in Kigali gleich zweimal auf Remco Evenepoel – im Straßenrennen ebenso wie im Einzelzeitfahren. Für den Slowenen bedeutet das eine doppelte Herausforderung: Er muss nicht nur seinen spektakulären WM-Titel aus Zürich 2024 verteidigen, sondern zugleich im Kampf gegen die Uhr bestehen.
„Ein starkes Evenepoel steht für mich immer an erster Stelle“, erklärte José De Cauwer im Sporza Daily Podcast. Doch mit Pogacar tritt kein Geringerer als der amtierende Straßenweltmeister gegen den Belgier an.
Unklar ist jedoch, in welcher Verfassung Pogacar an den Start gehen wird. „In Quebec war er gut, aber nicht überragend. Er war krank und hat an sich gezweifelt. Aber dann sah man ihn in Montreal…“, meinte Karl Vannieuwkerke, der Evenepoel die Goldmedaille noch längst nicht zuschreiben will. „Nach Montreal habe ich Zweifel.“
Auch De Cauwer betont, dass Pogacars Teilnahme keineswegs reine Formsache sei: „Er ist nicht einfach nur da. Er glaubt, dass er eine Chance hat – sonst würde er das nicht machen. Sicher nicht, um Remcos Sieg noch größer wirken zu lassen.“

Berg Kigali

Der Berg Kigali dürfte bei den Weltmeisterschaften eine zentrale Rolle spielen. Mit 5,9 Kilometern Länge und 6,8 % Durchschnittssteigung ist er der längste und härteste Anstieg des Kurses – und markiert die Halbzeit des Rennens. Dort könnte sich eine ideale Gelegenheit für einen waghalsigen Angriff ergeben. Titelverteidiger Tadej Pogacar könnte sogar versuchen, sein legendäres 100-Kilometer-Solo aus Zürich 2024 zu wiederholen. Doch wagt er wirklich denselben Coup ein zweites Mal?
„Vieles hängt von der Rennsituation ab“, meint Karl Vannieuwkerke. Entscheidend sei, ob es bereits eine Ausreißergruppe gibt oder nicht: „Wenn Pogacar wie im letzten Jahr früh attackiert, wäre das ein bisschen sportlicher Selbstmord. Ich glaube nicht, dass er das zweimal schaffen kann.“
Rückblick: Schon in Zürich hätten die Verfolger Pogacar eigentlich stellen müssen – doch fehlende Zusammenarbeit machte seinen Erfolg möglich. „Es gab überhaupt keine Koordination. Jeder sprang in eine andere Richtung. Hätten sie zusammengearbeitet, hätten sie ihn eingeholt“, so Vannieuwkerke.
Auch José De Cauwer erinnert daran, wie riskant Pogacars Taktik damals war: „Natürlich! 30 Kilometer vor dem Ziel sah Pogacar schon blass aus. Sie hatten ihn fast – aber die Abstimmung zwischen den Nationen funktionierte nicht. Und Belgien hat sich in der Verfolgung auch übernommen. Das war alles ein bisschen zu panisch.“
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Entscheidender Faktor: Breakaway

Die Ausgangslage lässt erkennen: jede Ausreißergruppe vor dem Mount Kigali könnte das Renngeschehen entscheidend beeinflussen. Das UAE Team Emirates könnte beispielsweise versuchen, die Kontrolle der Nationalmannschaften zu umgehen, indem mehrere Fahrer früh in eine Ausreißergruppe geschickt werden. So ließe sich ein möglicher Angriff von Pogacar aus der Ferne unterstützen – ähnlich wie Pavel Sivakov es im Vorjahr in Zürich demonstrierte.
„Man muss darauf achten, dass der Abstand zur führenden Gruppe nicht zu groß wird. Das liegt im gemeinsamen Interesse. So kann am Mount Kigali etwas entstehen“, erklärt Karl Vannieuwkerke. „Aber wenn Pogacar in die erste Gruppe entkommt und man nicht bei seinem besten Mann ist, dann ist es zu spät.“
Auch José De Cauwer sieht die Situation differenziert: „Wenn Evenepoel in Topform ist, gibt es immer noch ein Gegengewicht. Nur wenige Länder haben bei einem Eintagesrennen jemanden neben Pogacar. Bei diesem belgischen Team würde ich mir keine Sorgen machen.“
Gleichzeitig schließt er Überraschungen nicht aus: „Bei Weltmeisterschaften tauchen immer wieder unerwartete Namen auf. Und wenn alle Angst vor Pogacar haben, könnte das Rennen schon früh entschieden werden. Dann versuchen viele Fahrer – und wir sind wieder beim Thema – früh anzugreifen.“
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