Die Saison 2025 war – trotz vieler sportlicher Höhepunkte – erneut von politischen Protesten geprägt. Straßenrennen bieten aufgrund ihres freien Zugangs und begrenzter Sicherheitszonen eine besonders sichtbare Bühne dafür. Während die
Vuelta a Espana vor allem mit abgebrochenen Zielankünften, blockierten Anstiegen und sogar neutralisierten Etappen in Erinnerung bleibt, blieb auch die
Tour de France nicht von Zwischenfällen verschont.
Vor dem Hintergrund des andauernden Kriegs in Gaza zwischen Palästina und Israel positionierten sich zahlreiche selbsternannte Aktivisten entlang der Strecken der größten und medial wichtigsten Rennen, um gegen die Teilnahme von Israel – Premier Tech zu protestieren.
Die Meinung jener, die dies friedlich am Streckenrand tun, ohne in den Rennablauf einzugreifen oder die Sicherheit der Fahrer zu gefährden, ist zu respektieren. Doch einige überschreiten die Grenzen des Verantwortbaren, um ihre Botschaft mit aller Macht durchzusetzen.
So geschehen auf der 11. Etappe der Tour de France: Während Jonas Abrahamsen und Mauro Schmid im finalen 500-Meter-Sprint um den Etappensieg kämpften, rannte ein französischer Student mit dem Slogan „Israel out of the Tour“ auf dem T-Shirt auf die Fahrbahn und neben die beiden Profis. Die Gruppe Extinction Rebellion Toulouse reklamierte die Aktion anschließend für sich.
Wie die regionale Tageszeitung La Dépêche berichtet, wurde der Student am Dienstag wegen unbefugten Betretens einer Sportstätte angehört. Der 26-Jährige erklärte vor Gericht:
„Ich habe am Bildschirm überprüft, dass die Fahrer weit genug auseinander waren. Ich bin an den Absperrungen entlanggelaufen, um sicherzugehen, dass niemand verletzt wird. Ich war früher selbst Athlet, ich weiß, wie essenziell Sicherheit ist.“
An seiner Motivation ließ er keinen Zweifel:
„Ich wollte anprangern, dass ein Team, das sich als Botschafter Israels versteht, an der Tour de France teilnehmen durfte.“
Die Staatsanwaltschaft betonte hingegen die Gefährlichkeit des Vorfalls und forderte eine Geldstrafe von 500 Euro sowie ein zweijähriges Betretungsverbot für Sportstätten:
„Mit voller Geschwindigkeit in das Sichtfeld eines Fahrers zu stürmen, ist eine echte Gefahr. Die Meinungsfreiheit kann nicht über der Sicherheit stehen.“
Die Verteidigerin Claire Dujardin widersprach:
„In Spanien darf die Öffentlichkeit Banner und Plakate zeigen; in Frankreich wird eine symbolische Geste kriminalisiert. Mein Mandant hat weder die öffentliche Ordnung noch den Rennverlauf gestört.“
Biniam Girmay steht vor dem Wechsel von Intermarché zum neuen Israel-Team
Der Angeklagte selbst zog ein politisches Fazit:
„Politisch gesehen wurde das Ziel erreicht. Die Idee war, die Menschen über die Bevölkerung von Gaza und das, was dort geschieht, sprechen zu lassen.“
Am Ende wurde er schuldig gesprochen – erhielt jedoch lediglich eine Verwarnung.
Sie gewannen
Dass sich Sylvan Adams und Israel aus dem Sponsorengagement zurückziehen, dürfte sich kaum auf diese eine Aktion zurückführen lassen. Fest steht jedoch: Israel-Flaggen wird es im Peloton künftig nicht mehr geben. Das Team Israel – Premier Tech wird 2026 unter neuem Namen als NSN Cycling Team an den Start gehen.
Unabhängig davon wurde auch der Mann verurteilt, der auf der 17. Etappe der Tour de France über die Ziellinie lief und unmittelbar danach von einem Polizisten zu Boden gebracht wurde. Er erhielt eine achtmonatige Bewährungsstrafe. In diesem Fall gingen die Behörden eher von einem PR-Stunt als von einem politischen Protest aus.