„Ein ganz besonderer Tag“ – Diego Ulissi über Rücktrittsgedanken und den Traum von seiner ersten Maglia Rosa

Diego Ulissi wird 2026 seine siebzehnte Saison im Profi-Peloton bestreiten. Der einzige zweifache Junioren-Weltmeister dieses Jahrtausends kann bereits auf eine äußerst erfolgreiche Karriere zurückblicken – ans Aufhören denkt der 36-Jährige dennoch nicht. Zwar läuft sein Vertrag beim XDS Astana Team Ende nächsten Jahres aus, doch über seine Zukunft will Ulissi erst im Verlauf der Saison entscheiden – „nach Bauchgefühl“, wie er sagt.

Zunächst durfte der Italiener jedoch gemeinsam mit seinen Teamkollegen Christian Scaroni und Simone Velasco Astanas starkes Jahr bei der Preisverleihung der Coppa Italia delle Regioni feiern. Die Wertung wurde klar vom kasachischen WorldTour-Team dominiert; Ulissi komplettierte das Podium. „Es ist schön, sich am Jahresende zu treffen und ein großartiges Jahr zu feiern“, sagte er bei der Gala.

Auch wenn Ulissi 2025 häufig von jüngeren Fahrern überstrahlt wurde, gelang ihm beim Giro dell’Appennino ein wichtiger Erfolg. „Der Sieg am Appennino kam zum richtigen Zeitpunkt, und ich hatte anschließend das Glück, mehrere italienische Cup-Rennen zu bestreiten – das brachte mir viele Punkte ein.“

Zwar ist das ein Sieg weniger als im Vorjahr, doch Ulissis Beitrag zum Teamerfolg – insbesondere zu den Punkten von Scaroni – ist nicht zu unterschätzen. Mit seiner gewohnt hohen Konstanz sammelte Ulissi in einem „durchschnittlichen Jahr“ dennoch fast 1.000 UCI-Punkte.

2025 hielt für Ulissi einen ganz besonderen Höhepunkt bereit. Obwohl er in der vergangenen Dekade acht Giro-Etappen gewonnen hat, durfte er nie die Zeremonie erleben, am Ende einer Etappe die Maglia Rosa überreicht zu bekommen. Das änderte sich – geradezu symbolträchtig – auf der achten Etappe, als Ulissi Teil der Ausreißergruppe war und trotz Platz drei im Ziel genügend Vorsprung auf das Hauptfeld herausfuhr, um erstmals in seiner Karriere das Führungs­trikot überzustreifen. Wenn auch nur für einen Tag.

Der 36-jährige Routinier gerät noch immer ins Schwärmen, wenn er an diesen Abend zurückdenkt: „Es war ein besonderer Tag – etwas, wonach ich in den vergangenen Jahren gesucht hatte. Und es kam dieses Jahr völlig unerwartet, deshalb bin ich sehr glücklich. Ich war zum ersten Mal in meiner Karriere wirklich gerührt, als ich die Maglia Rosa in den Händen hielt. Das bringt dich zurück in deine Kindheit, als du sie zum ersten Mal gesehen und davon geträumt hast.“

Der Toskaner richtet den Blick nun auf 2026, wenn die nationalen Rundstreckenrennen für ihn und das gesamte Team XDS Astana erneut ein attraktives Ziel darstellen könnten. „Ich will definitiv gut fahren. Ich werde einen Kalender planen, in dem ich viele Rennen des Italien-Cups bestreite. Wer weiß – vielleicht wird das ein richtiges Ziel“, erklärt Ulissi.

Seine Karriere war lang und erfolgreich, doch das Tempo im Peloton steigt unaufhaltsam. Gedanken daran, irgendwann Platz für die nächste Generation zu machen, schiebt Ulissi nicht völlig beiseite. „Eine letzte Saison? Schauen wir mal. Sagen wir so: Ich setze mir keine Grenzen. Ich möchte sehen, wie ich mich körperlich und mental fühle – und dann treffe ich im Laufe des Jahres eine Entscheidung.“