"Ich habe einen verrückten Traum" – Christian Prudhomme verteidigt Montmartre-Finale bei der Tour

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 22 Mai 2025 um 14:00
christianprudhomme
Tour-Direktor Christian Prudhomme hat in einem Interview mit Sporza leidenschaftlich über die spektakuläre Neuerung am letzten Tag der Tour de France 2025 gesprochen: Die Integration des Montmartre-Anstiegs in die Schlussetappe. Für ihn ist der Schritt ein Symbol für Fortschritt – und eine Hommage an die große Geschichte des Rennens.
„Das wird das Prestige der Tour in der ganzen Welt erhöhen. Es ermöglicht dem Radsport, seine Legende weiter auszubauen“, erklärte Prudhomme. Anlass der Neuerung ist ein Jubiläum: Vor genau 50 Jahren endete die Tour zum ersten Mal auf der Pariser Champs-Élysées. Für 2025 plant die ASO ein emotionales Finale – auf einem Drei-Runden-Kurs durch Paris, der erstmals auch den Kopfsteinpflaster-Anstieg von Montmartre beinhaltet, bekannt aus dem Olympischen Straßenrennen 2024.
Der letzte Gipfel liegt nur sechs Kilometer vom Ziel entfernt. Prudhomme verspricht sich davon ein komplett neues Finale – mit sportlicher Spannung bis zur Ziellinie. „Sie wird dafür sorgen, dass die glorreiche Ungewissheit des Sports zurückkehrt. Ich habe einen verrückten Traum: Der einzige Fahrer, der jemals in Gelb auf den Champs-Élysées gewinnen konnte, ist Bernard Hinault. Diese Strecke öffnet die Tür dafür wieder.“
Mit Blick auf Fahrer wie Tadej Pogacar scheint dieser Traum nicht unrealistisch – zumindest auf dem Papier. Doch bei Fahrern und Fans regt sich Kritik. Jonas Vingegaard, Wout Van Aert und Jasper Philipsen äußerten Bedenken – vor allem in Bezug auf Sicherheit und die Abkehr von der traditionellen Sprintentscheidung in Paris. Technisch anspruchsvolle Straßen, Nervosität im Feld und der symbolische Bruch mit der Tour-Geschichte sorgen für Diskussionen.
Prudhomme bleibt dennoch überzeugt. „Was gut für die Tour ist, ist auch gut für die Champions der Tour.“ Schon bei früheren Innovationen wie der Schotteretappe oder der Wiederaufnahme des Kopfsteinpflasters habe es Widerstand gegeben. Doch Innovation sei notwendig – auch im Radsport. Dafür verweist er auf die Anfänge großer Klassiker der Tour.
„Als Henri Desgrange 1910 zum ersten Mal den Tourmalet und die Pyrenäen in die Strecke einbezog, waren auch nicht alle begeistert. Jetzt sind sie Teil der Legende. An diese Legende müssen wir anknüpfen.“
Das neue Finale ist eine Einladung: an Romantik, Spektakel – und den Mut, Geschichte neu zu schreiben.
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