„Ich habe eine Hassliebe zum Sand“ – Thibau Nys vor der EM in Middelkerke

Radsport
Donnerstag, 06 November 2025 um 19:00
thibaunys
An diesem Wochenende trifft sich die Cyclocross-Elite im belgischen Middelkerke zur Europameisterschaft – auf einem Kurs, der es in sich hat. Statt matschiger Wiesen oder Kopfsteinpflaster wartet auf die Fahrer ein tiefer Sandparcours an der Nordseeküste. Titelverteidiger Thibau Nys, der im vergangenen Jahr in Pontevedra triumphierte, weiß: Dieses Terrain spielt nicht unbedingt in seine Karten.
„Technisch war ich noch nicht bei hundert Prozent, aber meine Kondition hat den Unterschied gemacht. Am Koppenberg habe ich jede Runde voll durchgezogen“, erklärt Nys gegenüber In de Leiderstrui. „Jetzt muss ich eine Woche lang im Sand trainieren.“ Der Belgier weiß, was ihn erwartet – und dass diese Strecke kein klassisches Terrain für ihn ist.

Ein Kurs für Sandspezialisten

„Meine Sandfähigkeiten sind nicht besonders stark“, räumt Nys offen ein. „Selbst in dieser Form wird es sehr schwierig, den Titel zu verteidigen. Ich habe in solchen Rennen noch einiges zu beweisen.“ Trotzdem gibt er sich kämpferisch: „Ich sage nicht, dass es unmöglich ist. Ich bin sicher, dass es geht.“
Ganz ohne Erfahrung ist der 21-Jährige nicht. Als Junior gewann er mehrfach Meisterschaften auf Sandstrecken. „Aber es gibt auch Tage, an denen sich mein Lenker dreht und ich stürze“, lacht er. „Ich bin selten ein wirklich gutes Sandrennen in der Elite gefahren – vielleicht in Zonhoven, aber das war kein reiner Sand-Cross.“
Der Kurs in Middelkerke dürfte damit vor allem den Sandspezialisten entgegenkommen. Zwischenfälle, technische Fehler und Defekte sind auf diesem Untergrund keine Seltenheit. Gleichzeitig zählen Laufstärke und Reaktionsvermögen mehr als pure Kraft. Wer das Gleichgewicht verliert, verliert wertvolle Sekunden.

Zwischen Hoffnung und Realismus

„Ich habe eine Art Hassliebe zum Sand. Ich habe ihn schon oft verflucht“, gesteht Nys mit einem Schmunzeln. „Körperlich bin ich in Bestform, aber es bleibt eine enorme Herausforderung – selbst wenn ich fünf Prozent besser bin als am Koppenberg.“
Um die Erwartungen zu dämpfen, schiebt er gleich nach: „Ich könnte genauso gut gar nicht auf dem Podium stehen.“ Der Druck in Belgien ist hoch, die Medien beobachten jeden seiner Schritte. Nys will sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen.
„Ich weiß, dass ich topfit bin, aber wenn man im Sand zwei oder drei Fehler macht, muss man sofort aufholen – und das kostet Kraft. Ich sage nicht, dass der Titel unmöglich ist, aber ich werde mich an meine Grenzen pushen müssen.“
Ob Thibau Nys in Middelkerke erneut triumphiert oder der Sand seine Pläne begräbt, entscheidet sich auf einer Strecke, die alles andere als vorhersehbar ist – und genau darin liegt ihre Faszination.
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