Remco Evenepoel präsentiert sich bisher solide bei der
Tour de France 2025, zeigt sich aber kritisch gegenüber der Strategie von
Visma - Lease a Bike. Der Belgier, der auf der 5. Etappe einen beeindruckenden Zeitfahrsieg feierte, hält das taktische Vorgehen des Teams für vorhersehbar und wenig überraschend.
Im Gespräch mit
Wielerflits erklärte Evenepoel offen: „Ehrlich gesagt? Keine Ahnung. Ich denke, sie fahren so, wie sie immer fahren wollen. Sie haben vier sehr starke Fahrer für die Gesamtwertung und an den Anstiegen. Aber was sie auf der Etappe nach Puy de Sancy gemacht haben, war vorhersehbar... Sie wenden seit Jahren dieselbe Taktik an, also ist das nicht mehr überraschend.“
Fokus auf Teamdynamik und Rivalen
Evenepoel lenkt die Aufmerksamkeit auf Matteo Jorgenson, der erneut eine Schlüsselrolle im Visma-Team einnimmt. „Jorgenson ist Teil ihrer Taktik. Aber das haben wir auch letztes Jahr gesehen. Damals war er lange Zeit ganz oben in der Gesamtwertung, bis die Bergetappen begannen. An einem Punkt musste er zu hart für Jonas arbeiten. Aber jetzt haben sie mit Sepp Kuss und Simon Yates ein ausgeglicheneres Team. Wir werden sehen, was das bringt. Ich denke, ich kann Jorgenson hinter mir halten.“
Nach einer langen Transferetappe nach Toulouse zeigte sich Evenepoel erleichtert, nicht auf dem Podium stehen zu müssen: „Ich habe mir den Luxus gegönnt, das weiße Trikot zu verlieren und bei der Siegerehrung nicht auf die Bühne zu müssen. Ich habe schnell geduscht und bin ins Auto gesprungen. Ich kam gegen 21:15 Uhr im Hotel an. Heute Morgen habe ich bis 9:15 Uhr geschlafen, also habe ich es wirklich genossen.“
Evenepoel steht zwischen den beiden dominierenden Fahrern der Tour,
Tadej Pogacar und
Jonas Vingegaard, und räumt ein, dass die erste Etappe Rückschläge brachte: „Tadej Pogacar ist etwas weiter vorne, als ich erwartet hatte. Die erste Etappe war etwas schwierig. Wir waren nicht ganz auf der Höhe. Aber ich denke, dass wir uns danach mit dem Team erholt haben.“
Der Belgier hebt hervor, wie sehr ihn seine Erfahrung von der Tour 2024 stärkt: „Diese Erfahrung hilft mir enorm. Letztes Jahr geriet ich in Panik, nachdem ich am ersten Tag 39 Sekunden verloren hatte. Jetzt war ich in der Lage, das Blatt sofort zu wenden. Ich bleibe jetzt ruhiger. Bei der Tour kann viel passieren.“
Trotz dieser Reife muss Evenepoel noch auf den letzten Feinschliff warten: „Mir fehlt ein bisschen der letzte Punch. Das hat man in Rouen gesehen, das hat man in Mûr-de-Bretagne gesehen und auch am Montag in Puy de Sancy. Im Moment sieht alles ziemlich gut aus. Aber wir müssen sehen, was es wert ist, wenn wir in die Berge kommen.“
Die spannenden Duelle zwischen den Teams UAE und Visma verfolgt er aufmerksam: „Ich weiß es auch nicht, um ehrlich zu sein. Sie greifen sich die ganze Zeit gegenseitig an. Irgendwann werden sie zusammenbrechen. Die Taktik, die sie vor ein paar Jahren mit Primoz Roglic und Jonas gegen Tadej angewandt haben, machen sie jetzt genau so.“
Sein Fokus bleibt klar auf den beiden großen Rivalen: „Ich schaue speziell auf Pogacar und Vingegaard. Mit ihnen will ich in Zukunft um den Sieg bei der Tour kämpfen. Für mich ist es wichtig, so lange wie möglich mit Tadej und Jonas mitzuhalten. Und dass ich versuche, taktisch klug zu fahren.“
Mit Blick auf die kommenden Bergetappen verfolgt Evenepoel eine ruhige Herangehensweise: „Die Tour ist noch lang. Wir haben die Hälfte geschafft, aber nicht in Bezug auf die Höhenmeter. Ich nehme einen Tag nach dem anderen und hoffe, dass alles gut läuft.“