Greg LeMond: "Armstrong-Ära war schlimmer als die späten 90er Jahre"

Radsport
Dienstag, 31 Dezember 2024 um 14:40
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Greg LeMond, eine der prägendsten Figuren in der Geschichte des Radsports, zeigt sich auch heute noch so wortgewandt wie zu seinen Zeiten als dreifacher Tour-de-France-Sieger. In einem aktuellen Interview sprach er offen über seine Leidenschaft für den Radsport, die Herausforderungen seiner Karriere und die düsteren Kapitel der Doping-Ära, die den Sport belasteten.

"Drei oder vier Mal im Jahr träume ich immer noch davon, die Tour zu fahren", scherzte Greg LeMond im Gespräch mit CyclingWeekly. "Ich wache auf und sage mir: 'Was denke ich nur? Ich bin 63 und doppelt so schwer wie die Profis.' Aber der Radsport ist einzigartig – die Geschwindigkeit, die Intensität, die Wettbewerbsfähigkeit. Trotz meiner Hassliebe zum Sport wegen der Drogen und der verschlossenen Kultur gibt es nichts Aufregenderes als die Tour de France. Ich bin froh, dass ich den Radsport gefunden habe."

LeMonds Karriere ist von beeindruckenden Erfolgen und außergewöhnlichen Rückschlägen geprägt. 1986 wurde er der erste amerikanische Sieger der Tour de France. Nach einer lebensbedrohlichen Schussverletzung 1987 kehrte er triumphal zurück und gewann die Tour 1989 und 1990 erneut. Doch seine Träume von weiteren Siegen wurden durch die aufkommende Doping-Epidemie zunichtegemacht. "Ich habe davon geträumt, fünf Touren zu gewinnen. Ohne EPO glaube ich wirklich, dass ich 1991 und 1992 gewonnen hätte", sagte er.

Die 90er und 2000er Jahre waren für den Radsport eine schwierige Zeit, geprägt von zahlreichen Dopingfällen und negativen Schlagzeilen. LeMond war nie zurückhaltend, diese Ära zu kritisieren, insbesondere die Armstrong-Ära. "Es hat mich wirklich umgehauen, dass die Armstrong-Ära noch schlimmer war als die späten 90er Jahre", erklärte er. Seine Tätigkeit als Kommentator während dieser Zeit fiel ihm besonders schwer. "Ich habe es geliebt, aber es war schmerzhaft, sich für Fahrer zu begeistern, über die ich Insiderinformationen hatte."

Trotz der Schattenseiten seiner Karriere bleibt LeMond ein leidenschaftlicher Botschafter für den Radsport. Seine Ehrlichkeit und seine unverblümte Sicht auf den Sport machen ihn auch heute noch zu einer wichtigen Stimme in der Radsportwelt.