Gebühren für Radsportfans: Veranstalter verteidigen Pläne als notwendige Dienstleistung

Radsport
Samstag, 08 November 2025 um 20:00
Filippo Pozzato
Die Idee, während eines Radrennens Gebühren für Zuschauer am Straßenrand zu erheben – lange Zeit in einem Sport mit kostenloser Fankultur undenkbar – gewinnt überraschend an Unterstützung. Nur wenige Tage nachdem Jérôme Pineau für Aufsehen sorgte, indem er vorschlug, bei der Tour de France 2026 die oberen Hänge von Alpe d’Huez zu „privatisieren“, hat sich nun auch der frühere Mailand–Sanremo-Sieger und heutige Rennorganisator Filippo Pozzato ähnlich positioniert. Für ihn könnte ein Ticket-Modell entscheidend sein, um den Radsport am Leben zu halten.
Pozzato, der heute für PP Sport Events mehrere Rennen organisiert, betont, dass das Bezahlsystem nichts mit Elitismus zu tun habe, sondern eine notwendige Weiterentwicklung sei – in einer Zeit, in der öffentliche Fördergelder immer knapper werden.
„Die Leute müssen verstehen, dass sie kein Geld verschwenden – wir bieten eine Dienstleistung an, genauso wie die Show des Rennens“, sagte Pozzato gegenüber SpazioCiclismo. „Wir sind die einzige Sportart ohne Ticketing-Modell. Man kann sich nicht immer auf Städte und Regionen verlassen – sie kämpfen bereits damit, Veranstaltungen zu finanzieren. Der Radsport kann so nicht weiterexistieren.“

Vom Veneto Classic zu einer breiteren Bewegung

Die Idee, während eines Radrennens Gebühren für Zuschauer am Straßenrand zu erheben – lange Zeit in einem Sport mit kostenloser Fankultur undenkbar – gewinnt überraschend an Unterstützung. Nur wenige Tage nachdem Jérôme Pineau für Aufsehen sorgte, indem er vorschlug, bei der Tour de France 2026 die oberen Hänge von Alpe d’Huez zu „privatisieren“, hat sich nun auch der frühere Mailand–Sanremo-Sieger und heutige Rennorganisator Filippo Pozzato ähnlich positioniert. Für ihn könnte ein Ticket-Modell entscheidend sein, um den Radsport am Leben zu halten.
Pozzato, der heute für PP Sport Events mehrere Rennen organisiert, betont, dass das Bezahlsystem nichts mit Elitismus zu tun habe, sondern eine notwendige Weiterentwicklung sei – in einer Zeit, in der öffentliche Fördergelder immer knapper werden.
„Die Leute müssen verstehen, dass sie kein Geld verschwenden – wir bieten eine Dienstleistung an, genauso wie die Show des Rennens“, sagte Pozzato gegenüber SpazioCiclismo. „Wir sind die einzige Sportart ohne Ticketing-Modell. Man kann sich nicht immer auf Städte und Regionen verlassen – sie kämpfen bereits damit, Veranstaltungen zu finanzieren. Der Radsport kann so nicht weiterexistieren.“

Man muss die Menschen erziehen

Für Pozzato liegt der Schlüssel in einem Wandel der Wahrnehmung. Zugangsentgelte am Straßenrand seien nicht dazu gedacht, Fans auszuschließen, sondern ihnen mehr zu bieten.
„Die Menschen müssen verstehen, dass sie ihr Geld nicht wegwerfen. Wir liefern ihnen einen Service und ein Erlebnis. So können wir auch wieder mehr junge Leute für den Radsport begeistern. Abseits des Giro d’Italia steht kaum noch jemand an der Strecke – wir müssen den Besuch wieder attraktiv machen.“
Vor allem kleinere Rennen müssten ihre Einnahmequellen erweitern, um überhaupt eine Zukunft zu haben, warnt Pozzato.
„Wenn wir dieses Modell nicht angehen, werden alle kleineren italienischen Rennen verschwinden. Nur die von RCS Sport organisierten Events haben dauerhaft eine Chance. Der Rest wird von Enthusiasten getragen – nicht von Profis.“

Es muss eine Show werden

Auch Pineau und Pozzato sehen den Radsport an einem Wendepunkt – wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven: Pineau als Promoter, Pozzato als Rennorganisator. Beide sind überzeugt, dass das traditionelle Finanzierungsmodell nicht mehr zeitgemäß ist.
„Im Radsport will man alles so machen wie immer“, kritisiert Pineau. „Doch so kann es nicht weitergehen. Wir müssen etwas verändern – sonst ist das für niemanden mehr nachhaltig. Es muss ein Spektakel sein. Man soll den Sport nicht verfälschen, aber man muss ihn als Unterhaltung begreifen.“
Als Vorbild nennt er die belgischen Klassiker.
„Ich habe mir das Modell aus Flandern abgeschaut“, erklärt er. „Dort zahlen die Leute 500 Euro für Hospitality-Angebote. Hier dagegen ist es schon schwierig, 10 Euro zu verlangen. Aber wenn man ein hochwertiges Produkt will, dann kosten Dienstleistungen eben Geld.“

Die Fahrtrichtung

Ob die restliche Radsportwelt dem Beispiel folgen wird, bleibt offen. Pozzato räumt ein, dass er sich „allein gegen eine Million“ fühle – dennoch sei der Sport in der Pflicht, seine eigene Zukunft abzusichern.
„Ich habe versucht, mit der Liga darüber zu sprechen, aber ich habe keine Antwort erhalten. Es fehlt an einer geschäftlichen Vision. Entscheidend ist, dass wir ein Qualitätsprodukt schaffen, das einen echten Wert hat“, sagt er.
Während Pineau einen kostenpflichtigen Zugang zu Alpe d’Huez fordert und Pozzato bei der Veneto Classic bereits Eintritt erhebt, dringt ein lange tabuisiertes Konzept langsam in den Mainstream vor. Die entscheidende Frage lautet nun: Kann die jahrzehntelange Tradition des kostenlosen Straßenrands mit der wirtschaftlichen Realität eines Sportes koexistieren, der dringend Veränderungen braucht?
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