Inge van der Heijden lieferte in Middelkerke die Fahrt ihres Lebens ab und sicherte sich nach einer beeindruckenden Sololeistung den Europameistertitel – zur Überraschung selbst der vorab favorisierten
Lucinda Brand. Die Niederländerin dominierte vom ersten Anstieg bis zur Ziellinie, holte für ihr Land den achten EM-Titel in Folge und feierte gleichzeitig ihr erstes Trikot bei einer großen Elite-Meisterschaft.
Die 26-Jährige erwischte am ersten Anstieg einen perfekten Start und erreichte als Erste die Spitze der steilen Sandrampe, bevor sie sofort in ihren Rhythmus fand. „Ich wusste, wie wichtig ein guter Start war“, erklärte Van der Heijden nach dem Rennen. „Ich bin mit vollem Einsatz in die erste Kurve gefahren, habe den Gipfel als Erste erreicht und dann meinen eigenen Rhythmus gefunden. In der ersten Runde war es extrem schwer, den Rückstand aufzuholen. Ich hätte nie gedacht, dass ich ihn bis ins Ziel halten kann – aber ich bin sehr froh, dass es geklappt hat.“
Während Brand,
Sara Casasola und
Aniek van Alphen hinter ihr um Silber kämpften, ließ Van der Heijden nicht locker. Ihre Konstanz im Sand und die Gelassenheit bei den technischen Abfahrten erwiesen sich als entscheidend. Runde für Runde baute sie ihre Führung aus, bis der Sieg praktisch sicher war. Im Ziel hob sie die Arme – überwältigt von Emotionen und Unglauben, die ihr ins Gesicht geschrieben standen.
Es bedeutet mir so viel
„Hoffentlich kann ich so weitermachen“, lächelte sie. „Die ersten Rennen der Saison liefen gut, die letzten ebenfalls, aber ich habe das Podium ein paar Mal nur knapp verpasst. Ich wusste, dass mir diese Strecke mit dem Sand liegen würde – trotzdem kann ich es immer noch kaum fassen, dass ich Europameisterin bin. Das bedeutet mir unglaublich viel.“
Van der Heijden, bereits frühere U23-Weltmeisterin, reiht sich damit in eine illustre Liste niederländischer Siegerinnen ein, zu der auch Lucinda Brand, Fem van Empel und Ceylin del Carmen Alvarado aus den vergangenen Jahren gehören. Ihr Sieg setzt die bemerkenswerte Vorherrschaft der Niederlande bei den Europameisterschaften der Frauen fort, die bis ins Jahr 2017 zurückreicht – doch diesmal geht das Gold an einen neuen Namen.
„Ich habe bereits einen Weltmeistertitel in der U23-Kategorie gewonnen, aber in diesem Jahr war es mein Ziel, bei den Europa- oder Weltmeisterschaften aufs Podium zu kommen“, sagte Van der Heijden. „Jetzt habe ich das Trikot – ich bin so glücklich.“
Für die ruhige Fahrerin aus Schaijk war es ein entscheidender Tag: einer, an dem Vorbereitung, Geduld und Selbstvertrauen auf der größten Bühne ihrer Karriere endlich zusammenkamen.