Die Transfersaison 2025/26 im Profi-Radsport gehört zu den turbulentesten aller Zeiten. Nachdem am 1. Oktober die Frist für die Hinterlegung der Bankgarantien bei der
UCI abgelaufen ist, blicken mindestens drei große Teams weiterhin in eine ungewisse Zukunft. Fahrer, Betreuer und Agenten hängen in der Luft – und der Transfermarkt gerät ins Stocken.
Einer der größten Unsicherheitsfaktoren bleibt die geplante Fusion von Intermarché - Wanty und Lotto. Seit die Nachricht im Juli öffentlich wurde, gibt es kaum neue Informationen darüber, wann – oder ob – tatsächlich eine endgültige Einigung zustande kommt. Parallel dazu steht ein weiteres prominentes Team am Rande des Kollapses und verstärkt die Unruhe im gesamten Peloton.
Arkea - B&B Hotels in ernsten Schwierigkeiten
Ohne Titelsponsor und mit dem bereits besiegelten Abstieg aus der WorldTour sieht die Zukunft von Arkea-B&B Hotels immer düsterer aus. Teammanager Emmanuel Hubert gab gegenüber L'Équipe eine deutliche Einschätzung ab: "Wenn ich am 1. Oktober nichts habe, wird alles aufhören."
Hubert hat offen über die lange und erfolglose Suche nach Geldgebern gesprochen. Fahrer und Mitarbeiter können bereits seit Monaten woanders unterschreiben, aber viele wurden in der Ungewissheit in der Warteschleife gelassen.
Sollte das Team verschwinden, würden 20 WorldTour-Fahrer auf der Suche nach einem neuen Zuhause zurückbleiben (sechs haben bereits unterschrieben, einer ist zurückgetreten), ebenso wie 12 Fahrerinnen (nur eine hat bisher unterschrieben) und 12 Fahrer aus der Entwicklungsmannschaft. Darüber hinaus wären auch 95 Mitarbeiter arbeitslos.
Eine Fusion, die die Dinge verkompliziert
Die geplante Fusion zwischen Intermarché und Lotto erweist sich als hochkomplex. Sie betrifft nicht nur die beiden WorldTour-Mannschaften der Männer, sondern auch das Entwicklungsprogramm Intermarché-Wanty-Nippo Re-Uz sowie das Cyclocross-Team Charles Liégeois. Auch Lotto verfügt neben seinem WorldTour-Team über ein eigenes Entwicklungs- und ein Frauen-Continental-Team. Zusammen beschäftigen beide Strukturen aktuell 114 Fahrer und 156 Mitarbeiter.
Ein zentrales Problem sind die Regularien: Laut UCI darf ein WorldTour-Team maximal 30 Fahrer melden. Intermarché hat derzeit 18, Lotto 14 Profis unter Vertrag – also bereits zwei über dem Limit. Zwar könnten überzählige Verträge ausgezahlt werden, doch die betroffenen Fahrer müssten sich dennoch nach einem neuen Arbeitgeber umsehen.
Ein registrierter Vertreter erklärte gegenüber Cyclingnews:
„Die Fahrer könnten den Markt überschwemmen – vielleicht mit Geld in der Tasche, aber ohne ein Team, bei dem sie ihre Leistung zeigen können. Das mag Transfers erleichtern, doch es setzt das gesamte System massiv unter Druck.“
Ein Markt "in der Schwebe"
Die Unsicherheit breitet sich im gesamten Peloton aus. Mehrere Agenten, die anonym sprachen, schildern ein verzerrtes Bild des Transfermarktes. „Alle anderen Teams warten ab, was passiert. Der Markt ist gleichzeitig überschwemmt und in der Schwebe. Diese Ungewissheit wirkt sich auf alle aus, denn jedes Team überlegt genau, bevor es einen Vertrag abschließt.“
Ein weiterer Agent wies darauf hin, wie schnell sich die Dynamik ändern kann:
„Wer geduldig bleibt und bis zur letzten Minute wartet, könnte einen Anruf vom Team oder Agenten bekommen: ‚Wir haben einen Platz für dich, aber nicht das Budget. Kannst du für das Mindestgehalt kommen?‘ – selbst wenn der Fahrer im Vorjahr noch 150.000 Euro verdient hat. Es ist ein regelrechter Kampf auf Leben und Tod.“