Fünf Dinge, die wir durch den Giro d'Italia 2024 gelernt haben

Radsport
Sonntag, 26 Mai 2024 um 15:24
tadejpogacarjonathanmilan
Die erste Grand Tour der Saison ist fast abgeschlossen, und obwohl Tadej Pogacar den Kampf um das Maglia Rosa beim Giro d'Italia 2024 klar dominierte, gab es viele andere interessante Geschichten, die sich im Laufe dees Rennens entwickelten.
Hier sind fünf Dinge, die wir durch den Giro d'Italia 2024 gelernt haben;

1. Tadej Pogacar ist der kompletteste Fahrer dieser Generation

Obwohl der Leader des UAE Team Emirates vor dem Rennen als haushoher Favorit galt, war seine Leistung in den letzten drei Wochen schlicht und ergreifend spektakulär. Seit seinem ersten von sechs Etappensiegen auf der 2. Etappe hält der Slowene das Maglia Rosa in den Händen und ist dem Rest der Herausforderer im GesamtClassement deutlich überlegen. Am Ende blieb sein Vorsprung auf Daniel Martínez mit 9:56 Minuten knapp unter der Zehn-Minuten-Marke.
Jonas Vingegaard mag in den letzten Jahren bei der Tour de France besser gewesen sein, und einige, wie Mathieu van der Poel, haben Pogacar bei den Klassikern abgehängt, aber niemand ist in allem so gut wie der Slowene. Jetzt, da es wahrscheinlich ist, dass er der erste Mann seit Marco Pantani im Jahr 1998 wird, der den Giro d'Italia und die Tour de France im Doppelpack gewinnt, und man davon spricht, dass er in den kommenden Jahren Paris-Roubaix ins Visier nehmen wird, ist Tadej Pogacar ganz einfach der kompletteste Fahrer seiner Generation.
Bild Tadej Pogacar bei Zieleinfahrt nach 20. Etappe, Arme seitlich ausgestreckt<br>
Tadej Pogacar

2. Die Zukunft des italienischen Radsports ist in guten Händen

Seit der Blütezeit von Vincenzo Nibali und Fabio Aru in den 2010er Jahren sehnt sich der italienische Radsport nach einem neuen Grand Tour-Anwärter. Damiano Caruso und Giulio Ciccone haben es vorgemacht, aber die Zeiten, in denen Italiener bei dreiwöchigen Etappenrennen als einer der Favoriten auf den Gesamtsieg antraten, schienen in weiter Ferne. Beim Giro d'Italia 2024 waren es jedoch vor allem zwei Fahrer, die bewiesen, dass die Zukunft des italienischen Radsports in guten Händen ist.
Erstens sicherte sich Antonio Tiberi bei seinem Debüt beim Giro d'Italia einen Platz unter den ersten 5 in der Gesamtwertung und das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers. Tiberi erwies sich als einer der konstantesten Kandidaten für die Gesamtwertung und war auf jeder wichtigen Etappe dabei oder in der Nähe. Wie er auch in seinem Interview nach der 20. Etappe ausführte, möchte der 22-Jährige in Zukunft das Rosa Trikot holen.
Ein weiterer junger Italiener, der einen positiven Eindruck hinterließ, war der jüngste Fahrer des Rennens, Giulio Pellizzari. Der 20-Jährige hatte in den ersten Wochen seines Grand Tour-Debüts einen ruhigen Lauf, doch in der dritten Woche kam Pellizzari zu seinem Recht. Leider erwies sich Tadej Pogacar als der Fluch von Pellizzaris Giro, denn der Leader des UAE Team Emirates verwehrte dem jungen Talente zwei Etappen und das Trikot des Bergkönigs. Nichtsdestotrotz war es eine vielversprechende Vorstellung des Italieners, und er durfte das Rennen mit Pogacars Sonnenbrille und Maglia Rosa verlassen!
Bild Antonio Tiberi im Weißen Trikot des besten Nachwuchsfahrers des Giro d'Italia 2024<br>
Antonio Tiberi

3. Jonathan Milan könnte das Maglia Ciclamino in den kommenden Jahren dominieren

Nach nur zwei Grand Tours in seiner Karriere hat Jonathan Milan eine Erfolgsquote von 100 % beim Gewinn der Punktewertung. Angesichts der relativen Dominanz, mit der er seine beiden Maglia Ciclaminos gewonnen hat, ist es möglich, dass der 23jährige Italiener, wenn er in den kommenden Jahren weiterhin zum Giro zurückkehrt, das Punktetrikot ähnlich wie Peter Sagan bei der Tour de France in den 2010er Jahren in seinen Händen halten könnte.
Nachdem er 2023 nur einen einzigen Etappensieg errungen hatte, hat Milan in den vergangenen Jahren auch seinen Endspurt verbessert und dieses Mal drei Siege im Massensprint errungen (vor dem Schlusssprint in Rom, Anm. d. Autors).
Bild Jonathan Milan im Maglia Ciclamino, Sekt aus Flasche versprühend<br>
Jonathan Milan

4. Die starke Form des Teams Decathlon AG2R La Mondiale zu Beginn der Saison ist ungebrochen

Das Decathlon AG2R La Mondiale Team ist unglaublich gut in die Saison 2024 gestartet und hat in den ersten Monaten des Jahres 2024 bereits 21 Siege errungen. Nach insgesamt nur 20 Siegen in den letzten beiden Saisons könnte man meinen, dass das Niveau des französischen Teams bald sinken wird. Nach ihren Leistungen beim Giro d'Italia 2024 zu urteilen, scheint dies jedoch nicht der Fall zu sein.
Zwei Etappensiege durch Valentin Paret-Peintre und Andrea Vendrame auf der 10. bzw. 19. Etappe und eine Top4-Platzierung von Ben O'Connor in der Gesamtwertung waren ein weiterer positiver Aspekt, aber der Gewinn der Mannschaftswertung ist wahrscheinlich das sicherste Zeichen für die wachsende Stärke des Decathlon AG2R La Mondiale Teams, zum Teil dank der starken Leistungen des oben genannten Trios, aber auch dank der soliden Fahrten von Aurelien Paret-Peintre und Alex Baudin zur Unterstützung von O'Connor.
Bild Andrea Vendrame bei Zieleinfaht Frontalansicht<br>
Andrea Vendrame

5. Team Visma - Lease a Bike kann kein Glück kaufen

Nachdem das Team Visma - Lease a Bike die Grand Tours 2023 komplett dominiert und als erstes Team in der Geschichte alle drei in der gleichen Saison gewonnen hat, ist der Start in das Jahr 2024 etwas holpriger verlaufen. Nachdem die ursprünglichen Pläne für Wout Van Aert, sein Giro-Debüt zu geben, durch einen bösen Sturz bei der Dwars Door Vlaanderen im Frühjahr zunichte gemacht wurden, hat das Team Visma - Lease a Bike seine Aufmerksamkeit stattdessen verschoben.
Obwohl auch Fahrer wie Koen Bouwman und Wilco Kelderman verletzungsbedingt ausfielen, ging Visma schließlich mit einer Doppelspitze aus Olav Kooij für die Sprints und Cian Uijtdebroeks für die Gesamtwertung an den Start. Die Dinge begannen auch gut, als Kooij am Ende der ersten Woche seinen ersten Grand Tour-Etappensieg errang und Uijtdebroeks das Weiße Trikot über weite Strecken der ersten Hälfte des Rennens innehatte. Doch leider schlug das Pech wieder zu, als Krankheit und Stürze das Team erneut heimsuchten. Sowohl Robert Gesink als auch Christophe Laporte mussten das Rennen aufgeben, nachdem sie sich von einem Sturz nicht mehr erholen konnten, und auch Kooij und Uijtdebroeks mussten wegen Krankheit aufgeben.
Da sowohl Wout Van Aert als auch Jonas Vingegaard nach ihren Stürzen im Frühjahr einen Wettlauf mit der Zeit antreten müssen, um für die Tour de France wieder fit zu werden, hätte Visma 2024, wenn sie nicht Pech gehabt hätten, überhaupt kein Glück gehabt!
Bild Olav Kooij bei Zieleinfahrt Frontalansicht<br>
Olav Kooij