Die 20. Etappe ist eine hügelige Etappe, die immer noch für ein großes Feuerwerk sorgen kann. Der Kampf um die Gesamtwertung mag bei dieser
Tour de France so gut wie entschieden sein, doch die Anstiege des Tages bieten weiterhin Raum für offensive Rennsituationen – vor allem für Klassikerspezialisten, die auf ihren Etappensieg hoffen.
Die 20. Etappe verspricht einen welligen Tag, und rund um Pontarlier dürfte sich früh eine Ausreißergruppe formieren. In dieser könnten Klassikerfahrer, sprintstarke Puncheure, Bergspezialisten – und womöglich auch einige Fahrer aus der erweiterten Gesamtwertung – vertreten sein, die ihre Chance suchen.
Etappe 20: Nantua - Pontarler, 185,1 Kilometer
Dass die vorletzte Etappe dieses Profils ist, ist eher ungewöhnlich – aber eine willkommene Neuerung. Der 12 Kilometer lange Anstieg zu Beginn des Tages bietet gleich zu Beginn ein anspruchsvolles Terrain, und auch im weiteren Verlauf warten unterschiedlichste Steigungsprofile, die den Fahrern alles abverlangen werden. Perfekte Bedingungen für einen Etappensieg durch einen aktiven Fahrstil.
63 Kilometer vor dem Ziel wartet mit der Côte de Thésy ein Anstieg, der selbst für die Klassementfahrer selektiv genug sein könnte, um eine späte Attacke zu lancieren. Sollte sich die Gesamtwertung in Bewegung setzen, bekäme die Etappe eine ganz andere taktische Dimension. Doch selbst wenn es nicht dazu kommt: Es bleibt ein klassischer Ausreißertag – offen für unterschiedlichste Fahrertypen.
In jedem Fall erwartet uns ein abwechslungsreicher Finalabschnitt mit zahlreichen Anstiegen in der letzten Rennstunde. Ein Tag für Rouleure, Puncheure – und taktische Rafinesse. Der letzte kategorisierte Anstieg liegt zehn Kilometer vor dem Ziel.
Das Wetter
Die Witterung könnte ebenfalls eine Rolle spielen: Es hat stark geregnet, dazu kommt ein kräftiger Nordwind. Das bedeutet überwiegend Gegenwind bis zum letzten Anstieg – von dort an dreht der Wind auf Seitenwind bis zum Ziel. Ein weiterer Vorteil für eine gut organisierte Ausreißergruppe.
Die Favoriten
Ausreißer – Vieles spricht dafür, dass der Tagessieg aus der Fluchtgruppe kommt. Der Gegenwind wird es den Fahrern im offenen Gelände nicht leicht machen, doch der bergige Start selektiert früh – wer hier mithalten will, braucht Kletterbeine. Gleichzeitig sind Rouleur-Qualitäten gefragt, und in einem kleinen Finale kann ein starker Sprint entscheidend sein. Fernattacken sind möglich, aber schwer durchzubringen.
In den letzten Anstiegen könnten Fahrer, die vom Profil profitieren, das Rennen prägen – allen voran GC-Außenseiter wie Ben Healy, Primoz Roglic, Ben O'Connor oder Jordan Jegat, die eine späte Offensive für den Etappensieg nicht scheuen dürften.
Auch Fahrer wie Thymen Arensman,
Frank van den Broek, Andreas Leknessund, Gregor Mühlberger, Luke Plapp oder Julian Alaphilippe bringen die richtigen Voraussetzungen mit – in Form, angriffslustig und mit klarer Mission. Gleiches gilt für das UAE Team Emirates: Sie dürften nach dem sicher geglaubten Gesamtsieg ihren Helfern wie
Tim Wellens oder Jhonatan Narváez Freiheiten lassen – beide wären im Falle einer erfolgreichen Flucht klare Siegfavoriten.
Darüber hinaus gibt es Fahrer, die zwar auf ihren Sprint angewiesen sind, aber deren Fähigkeiten für ein selektives Finale mehr als ausreichen: Wout van Aert ist unter den besten dieser Kategorie zu nennen – kaum abzuhängen, wenn das Rennen nicht explodiert. Ebenso gefährlich sind Kaden Groves, Arnaud De Lie sowie Axel Laurance, Alex Aranburu und Simone Velasco – allesamt endschnell und kletterstark.
Dazwischen: eine Vielzahl klassischer Rouleure und Klassiker-Spezialisten. Fahrer wie
Quinn Simmons,
Romain Grégoire oder
Bruno Armirail, die in dieser Tour bereits glänzten. Und nicht zu vergessen: die kraftvollen Allrounder wie
Victor Campenaerts, Nils Politt, Kasper Asgreen, Matej Mohoric, Fred Wright, Valentin Madouas, Mauro Schmid, Iván Romeo und Raúl García Pierna – alle mit Potenzial für den großen Coup.
GC Fight – Warum nicht? Es steht noch ein ernstzunehmender Anstieg im Finale an, und theoretisch hat Jonas Vingegaard nichts zu verlieren. Sitzt er im Feld, wird er das Gelbe Trikot nicht mehr gewinnen – ein Angriff wäre das letzte Mittel. Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass Tadej Pogačar noch einen schwachen Tag hat, doch auszuschließen ist es nicht vollständig. Wahrscheinlicher ist, dass Fahrer aus der erweiterten Top Ten versuchen werden, in die Ausreißergruppe zu gelangen – und sich dort gegenseitig belauern.
Prognose Tour de France 2025 Etappe 20:
*** Quinn SImmons, Romain Grégoire, Victor Campenaerts
** Frank van den Broek, Tim Wellens, Bruno Armirail
* Tadej Pogacar, Ben Healy, Ben O'Connor, Julian Alaphilippe, Luke Plapp, Jhonatan Narváez, Wout van Aert, Matej Mohoric, Iván Romeo, Axel Laurance, Arnaud de Lie
Auswahl: Quinn Simmons
Wie: Der US-Amerikaner präsentiert sich in herausragender Form – und seit Wochen scheint ein Etappensieg nur eine Frage der Zeit zu sein. Zwar blieb dieser bislang aus, doch die heutige Strecke passt perfekt zu seinen Stärken. Vielleicht ist genau heute der Tag, an dem er endlich zuschlägt.
Original: Rúben Silva