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Vuelta a Espana 2025 wird als eine der chaotischsten Rundfahrten in die Geschichte eingehen. Gleich drei Etappen mussten aufgrund massiver Proteste gegen die Teilnahme von Israel – Premier Tech neutralisiert oder unterbrochen werden. Das gesamte Peloton bekam die Folgen zu spüren. Zwei erfahrene Profis schilderten nun ihre Eindrücke von drei außergewöhnlichen Wochen.
Dylan van Baarle berichtete im In Koers-Podcast vom letzten Tag in Madrid, an dem die Proteste eskalierten. Demonstranten stürmten die Straßen der Hauptstadt, wodurch die Schlussetappe und die Podiumsfeier abgesagt wurden – ein beispielloser Vorgang, der von Fans wie Fahrern scharf kritisiert wurde. „Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, Madrid zu erreichen. Wir wurden am Palast gestoppt, die Guardia Civil stand mit massiven Kräften bereit. Plötzlich brach am Eingang die Hölle los. Überall Menschen zwischen den Autos. Es war wie in GTA. Eine sehr seltsame Situation“, schilderte der Niederländer vom Team Visma | Lease a Bike.
Die Fahrer mussten zurück zu den Teamautos, die geplante Zielankunft war nicht mehr möglich. „Wir saßen dann im Auto und beobachteten, wie die Leute mit Barrieren warfen. Es ging mit Vollgas weiter. Da dachte ich nur: Raus hier. Unterwegs war ich sogar kurz von der Strecke abgekommen, das sah ich auf meinem Garmin. Am Ende war es einfach schade, so eine Vuelta zu beenden.“
Angst im Peloton
Doch nicht nur in Madrid kam es zu gefährlichen Szenen. Immer wieder sprangen Demonstranten während der Etappen auf die Straße. Simone Petilli und Javier Romo erwischte es dabei besonders hart, Romo musste seine Heimrundfahrt nach einem Sturz sogar verletzt aufgeben. Wout Poels, der für Astana auf Etappensiegjagd war, schilderte seine Sicht. „Ich hatte einen zwischen meinen Rädern. Das Feld war schon durch, ich kam etwas später – und plötzlich sprangen diese Leute halb auf die Straße. Ich habe einen getroffen, bin aber nicht stehen geblieben. Ich dachte nur: Ich haue hier ab. Sie sahen nicht freundlich aus, und ich hatte wirklich Angst.“
Der Niederländer stellte klar, dass er weder Israels Politik unterstützt noch irgendeinen Bezug zu Israel – Premier Tech hat, dem Team, das im Mittelpunkt der Proteste stand. „Als ob ich für all den Ärger verantwortlich wäre. In Wahrheit bin ich mit den Demonstranten wahrscheinlich auf derselben Wellenlänge. Aber einige Fahrer wurden wirklich attackiert – Victor Guernalec auf der 21. Etappe ist das beste Beispiel.“