„Es ist richtig, dass Fans zahlen“ – Paolo Bettini unterstützt Vorschläge, Zuschauer am Straßenrand bei den größten Radrennen zur Kasse zu bitten

Radsport
Montag, 24 November 2025 um 12:00
Paolo Bettini
Paolo Bettini hat sich hinter den umstrittenen Vorschlag gestellt, Fans für den Zugang zu ausgewählten Streckenabschnitten bei großen Rennen zur Kasse zu bitten. Er argumentiert, der Radsport müsse sein Modell modernisieren und den Athleten auf der Straße mehr Anerkennung geben.
Im Gespräch mit Bici.Sport erklärte der zweifache Weltmeister, der Sport könne nicht länger so tun, als müsse das Zuschauen am Straßenrand überall kostenlos bleiben, vor allem nicht an ikonischen Anstiegen und in stark nachgefragten Zonen.
Bettini betonte, er habe die Idee schon vor Jahren geäußert, sogar während seiner aktiven Karriere. „Ich war einer der Ersten – und wenn ich mich nicht irre, habe ich es Mauro Vegni gesagt –, es ist richtig, dass Fans bezahlen“, sagte er Bici.Sport. „Nicht, weil wir die Unterstützer bestrafen wollen, sondern um ihnen etwas Extra zu bieten.“
Sein Vorstoß folgt auf Aussagen von Filippo Pozzato im vergangenen Monat, der Bezahlzonen bei der Veneto Classic verteidigte und eine nachhaltigere Finanzierungsstruktur im Radsport forderte. Bettinis Unterstützung verleiht einer Debatte zusätzliches Gewicht, die sich rasch von der Randprovokation in den Mainstream verschiebt.

„Fangt sogar mit 1 € an“ – Bettini sieht symbolische Preise als Aufwertung des Erlebnisses

Bei aller Entschlossenheit, den Radsport zugänglich zu halten, hält Bettini kleine, gezielte Ticketing-Lösungen für realistisch und sinnvoll. „Eine 160-Kilometer-Etappe kann man natürlich nicht komplett kostenpflichtig machen“, sagte er. „Aber es gibt Bergabschnitte, die mythischen Anstiege, besondere Passagen, die Zielgerade. Symbolisch zu bezahlen – sogar beginnend mit 1 € – ist ein Schritt nach vorn, weil es den Athleten auf der Straße Anerkennung gibt.“
Er zog den Vergleich zu anderen Sportarten, in denen Familienangehörige regelmäßig hohe Eintrittspreise zahlen, um ihre Kinder zu sehen. „Der Radsport ist der einzige, der nichts verlangt. Und das ist gut so – der Großteil sollte frei bleiben. Aber an bestimmten Orten müssen wir einen Service bieten.“
Bettini unterstrich, dass Fans, die nicht zahlen wollen, immer Alternativen haben müssen: „Wer nicht zahlen will, hat die ganze Straße, auf der er stehen kann“, sagte er. „Aber es gibt Punkte, an denen etwas mehr geboten werden muss.“

„Der Radsport ist eine Plattform, die Bewegung erzeugt“ – warum Bettini größer denken will

Über die reine Finanzierung der Logistik hinaus ist Bettini überzeugt, dass Bezahlzonen dem Sport helfen könnten, den eigenen Wert anzuerkennen. „Endlich habe ich heute jemanden sagen hören: Wir organisieren nicht nur Radrennen“, sagte er. „Der Radsport ist etwas, das darüber hinausgeht – eine Plattform, die Bewegung schafft und generiert.“
Für Bettini ist Ticketing keine Gefahr für die Seele des Sports, sondern eine überfällige Weiterentwicklung. In seinen Augen ist es auch ein Weg, die Fahrer angemessen zu respektieren: „Es ist richtig, Danke zu sagen und ‚bravi‘ zu den Akteuren, die mitten auf der Straße sind.“
Sein Ton war eindeutig: Es geht nicht darum, den Radsport in ein abgeschottetes, exklusives Spektakel zu verwandeln. Es ist ein Appell, die wirtschaftliche Realität anzuerkennen und die Standards dort anzuheben, wo die Nachfrage das Angebot längst übersteigt.

Eine wachsende Bewegung — und der Shift vom Tabu zur Unausweichlichkeit?

Bettinis Haltung deckt sich weitgehend mit der von Pozzato, der SpazioCiclismo jüngst sagte, Zuschauer müssten verstehen, dass sie ihr Geld nicht „zum Fenster hinauswerfen“, wenn sie für ein kuratiertes Erlebnis am Straßenrand zahlen.
In Frankreich hat Jerôme Pineau die Idee ins Spiel gebracht, Teile des Alpe d’Huez für die Tour de France 2026 zu „privatisieren“. In Italien haben kostenpflichtige Anstiege bei der Veneto Classic bereits ein Modell normalisiert, das einst als sakrosankt galt.
Jetzt, da sich eine so respektierte Figur wie Bettini in die Diskussion einbringt, ist die Richtung klar. Was als Provokation begann, wird rasch zur politischen Debatte.
Die langjährige Identität des Radsports als frei zugänglicher Zuschauersport steht nicht unmittelbar vor dem Aus. Doch die Frage, die Bettini deutlich aufwirft, lautet, ob bestimmte Abschnitte am Straßenrand weiterentwickelt werden sollten – um den Fans bessere Erlebnisse zu bieten und gleichzeitig die Finanzen des Sports zu stabilisieren. Und Bettinis Urteil ist glasklar: „Es ist richtig, dass Fans bezahlen.“
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