ANALYSE | Der UAE-Profi, der 2026 zur echten Gefahr für Jonas Vingegaard werden könnte

Radsport
Montag, 24 November 2025 um 10:00
Tadej Pogacar
Stück für Stück konkretisieren die großen WorldTour-Teams ihre Pläne für die Saison 2026. Offiziell bestätigt ist noch nichts, doch alles, was aus UAE Team Emirates – XRG durchsickert, deutet auf ein absolutes Top-Duo für die nächste Tour de France hin: Tadej Pogacar und Isaac del Toro. Und genau vor Letzterem sollte Jonas Vingegaard größten Respekt haben.
Denn bei UAE ist längst klar, dass Del Toro zu den dominierenden Fahrern des Jahres 2025 gehörte. Dank seiner zwei Meistertitel startet der Mexikaner sogar als Nummer eins der UCI-Weltrangliste in die neue Saison. Sein eigentliches Alleinstellungsmerkmal ist jedoch, wie komplett er schon jetzt ist. Seine größte Stärke liegt in den Bergen, aber ebenso beeindruckend ist seine Hingabe als Teamplayer: Immer wenn UAE ihn als Helfer brauchte – und das obwohl er stark genug wäre, selbst große Rennen zu gewinnen – stellte er sich kompromisslos in den Dienst der Mannschaft. Das zeigte sich besonders beim Giro d’Italia, den er als Edelhelfer begann und dennoch als Gesamtzweiter beendete.
Ein Fahrer mit Del Toros Format kann die Tour de France nicht dauerhaft meiden. Sein Verzicht 2025 war nachvollziehbar; einen sehr jungen Fahrer zu früh in den größten Druckkessel des Radsports zu schicken, wäre riskant gewesen. Doch der Plan ging voll auf: Zwischen Juli und Oktober gewann Del Toro 14 Rennen und reifte in Rekordtempo weiter.
2026 führt an der Tour kein Weg mehr vorbei. Selbst wenn Pogacar als alleiniger Kapitän gesetzt wäre, wäre Del Toros Teilnahme ein Gewinn – als stärkster Edelhelfer, den sich der Slowene wünschen kann. Und angesichts der bereits veröffentlichten, extrem bergigen Strecke zählt jede zusätzliche Kletterstärke.
Diese wird auch nötig sein, denn alles deutet darauf hin, dass Team Visma | Lease a Bike erneut eine Mannschaft komplett auf Vingegaard ausrichtet – ohne Nebenziele, ohne Experimente. Ihr Transferverhalten bestätigt diese Strategie: Mit der Verpflichtung von Davide Piganzoli, einem der vielversprechendsten jungen Kletterer überhaupt, setzen sie auf ein Modell, das stark an Del Toros Entwicklung erinnert – nur eben im gelb-schwarzen Trikot.
Isaac del Toro gewann in diesem Herbst sieben kleinere italienische Eintagesrennen
Isaac del Toro gewann in diesem Herbst sieben kleinere italienische Eintagesrennen

Ein psychologischer Nackenschlag für Vingegaard

Warum sollte Vingegaard Del Toros mögliche Präsenz besonders ernst nehmen? Weil der doppelte mexikanische Meister selbst als Edelhelfer bereits das Profil eines zukünftigen Multi-Grand-Tour-Siegers besitzt. Und das nicht erst in ein paar Jahren: Del Toro fährt jetzt schon auf dem Niveau, um eine dreiwöchige Rundfahrt zu gewinnen.
Ein Pogacar–Del-Toro-Doppel an der Spitze der Gesamtwertung der Tour de France 2026 ist daher keineswegs ausgeschlossen. Ein solches Szenario hätte das Potenzial, Vingegaard und Team Visma ernsthaft unter Druck zu setzen – sportlich wie psychologisch.
Denn jenseits der Wahrscheinlichkeit, dass Pogacar seinen fünften Tour-Titel ins Visier nimmt, liegt die größere Sorge für Visma in einem anderen Punkt: Del Toro könnte sich zum noch stärkeren Kletterer als Vingegaard entwickeln. Sollte dieser Trend eintreten, stünde UAE kurz davor, die Grand Tours für Jahre zu dominieren. Für die Konkurrenz wäre es dann extrem schwer, diese strukturelle Überlegenheit zu durchbrechen – erst recht, wenn Pogacar und Del Toro gemeinsam antreten und sich gegenseitig entlasten.
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