Ben Turners „Sprinter“-Projekt bei INEOS Grenadiers hat am Dienstag ein unerwartetes Highlight erreicht. Der Brite gewann die vierte Etappe der Vuelta a España und sicherte sich damit den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere. Für den 25-Jährigen aus Doncaster war es erst der dritte Sieg als Profi – und er kam nach einigen turbulenten Tagen.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es ist eine verrückte Woche“, erklärte Turner direkt nach dem Ziel. „Ich wollte unbedingt zur Vuelta, hatte aber seit dem Giro Probleme mit meinem Bein. Das Team hat dennoch an mich geglaubt. Bei der Renewi Tour bekam ich plötzlich die Nachricht, dass sie mich hier brauchen.“ Der Anruf kam kaum 24 Stunden vor Beginn der Rundfahrt, nachdem Lucas Hamilton krankheitsbedingt ausgefallen war.
Turner schilderte die hektischen Stunden vor seiner Anreise: „Am Donnerstagabend, nach der zweiten Etappe der Renewi Tour, habe ich erfahren, dass ich bei der Vuelta starten soll. Am Freitagmorgen um sechs Uhr saß ich im Flugzeug. Das ist Radsport – man muss bereit sein, wenn man gebraucht wird. Also habe ich sofort den Fokus verschoben und alles auf dieses Rennen gesetzt.“
Doch der Start in Spanien verlief zunächst unglücklich. Beim ersten Sprint sprang ihm die Kette herunter, ein bitterer Rückschlag. „Das hat mich am Boden zerstört, aber heute habe ich den ganzen Tag über gespürt, dass etwas möglich ist“, so Turner. Auf der dritten Etappe arbeitete er sich in den Dienst von Filippo Ganna, der jedoch nicht die Beine hatte, um das Finale zu bestreiten. Deshalb entschied sich das Team am vierten Tag klar für die Karte Turner.
Die Vorgeschichte machte ihn zu einem ernstzunehmenden Anwärter: Bei der Tour de Pologne hatte er bereits eine Etappe gewonnen und zwei zweite Plätze bei ähnlichen Ankünften erreicht. Dennoch schien die Konkurrenz mit Namen wie Mads Pedersen oder Jasper Philipsen zu groß. Am Ende war es jedoch ein Fehler in Alpecins Sprintvorbereitung, der Turner die Tür öffnete.
Mit einem explosiven Antritt setzte sich der Brite durch und feierte ausgelassen. „Ich kann es kaum glauben. Danke an die Jungs, ich hatte einfach das beste Team um mich herum. Ich habe ihnen vertraut, sie haben mir vertraut – und am Ende war es das perfekte Finale für mich.“