Isaac del Toro erlebt ein Radsportjahr, von dem er wohl selbst nie zu träumen gewagt hätte. Der 21-jährige Mexikaner vom UAE Team Emirates – XRG krönte seine herausragende Saison am Donnerstagnachmittag in Italien mit dem nächsten Glanzstück: einem eindrucksvollen Solosieg beim
Gran Piemonte. Es war bereits sein 15. Erfolg in dieser Saison – und einmal mehr erinnerte seine Dominanz an die Fahrweise seines Teamkollegen und Mentors Tadej Pogačar.
Zu Beginn des Rennens formierte sich nach mehreren Angriffen rund 156 Kilometer vor dem Ziel eine erste Ausreißergruppe. Victor Langellotti, Jan Tratnik, Jasha Sütterlin, Matteo Trentin, Odd Christian Eiking und Adne Holter fuhren schnell einen Vorsprung von über einer Minute heraus. Dahinter kontrollierte das UAE Team Emirates – XRG souverän das Geschehen im Hauptfeld.
Etwa 140 Kilometer vor dem Ziel lag der Abstand der Sechsergruppe bei etwas mehr als zwei Minuten, während das UAE-Team weiter das Tempo bestimmte. Über viele Kilometer blieb dieses Muster konstant, ehe die Mannschaft von Del Toro vor dem ersten Anstieg des Tages – dem Bric della Forma (4,4 km à 6,3 %) – das Tempo erhöhte. Der Vorsprung der Spitzengruppe schrumpfte auf 1:40 Minuten.
Als das Rennen die letzten Anstiege in Richtung Acqui Terme erreichte, war die Lage weiter stabil. 80 Kilometer vor dem Ziel arbeiteten die sechs Ausreißer harmonisch zusammen, ihr Vorsprung blieb bei rund zwei Minuten. Doch die Ruhe war trügerisch. Das Feld, angeführt von den UAE-Profis, rückte mit jedem Kilometer näher.
Am Anstieg zum Castelletto d’Erro 50 Kilometer vor dem Ziel nahm das Rennen endgültig Fahrt auf. Egan Bernal forcierte im Peloton, und an der Spitze setzten sich Quinten Hermans, Jan Tratnik und Adne Holter ab. Eine Verfolgergruppe mit Jardi van der Lee, Bauke Mollema, Einer Rubio, Lorenzo Milesi, Ion Izagirre und
Marc Hirschi schloss auf. Das Rennen war völlig offen.
35 Kilometer vor dem Ziel lagen die Gruppen eng beieinander: 37 Sekunden trennten Führende und Verfolger, das Hauptfeld folgte knapp eine Minute später. Auf den letzten 20 Kilometern, am finalen Anstieg zum Castelletto d’Erro, begann dann die entscheidende Phase. Holter fiel zurück – und plötzlich explodierte Del Toro. Mit einem explosiven, fast schon typischen Pogacar-Angriff setzte sich der Mexikaner 18 Kilometer vor dem Ziel ab und flog an der Spitze vorbei. Nur Hirschi und Mollema konnten zunächst folgen.
Doch das Trio hielt nicht lange zusammen. Del Toro griff erneut an, distanzierte Hirschi sofort und ließ kurz darauf auch Mollema stehen. 17,5 Kilometer vor dem Ziel führte der 21-Jährige das Rennen allein an – ein vertrautes Bild in seiner fabelhaften Saison 2025.
In der Abfahrt schrumpfte der Vorsprung kurzzeitig auf 33 Sekunden, doch Del Toro blieb unbeeindruckt und fuhr weiter mit perfekter Kontrolle. 10 Kilometer vor dem Ziel hatten Mollema und Hirschi noch rund 30 Sekunden auf das Feld, das um die letzten Podestplätze kämpfte. Fünf Kilometer vor dem Ziel war Del Toros Sieg praktisch sicher. Dahinter wurde es noch eng, doch der Mexikaner ließ sich den Erfolg nicht mehr nehmen.
Isaac del Toro gewinnt den Gran Piemonte 2025 mit einer beeindruckenden Solo-Performance – seinem 15. Sieg einer Traumsaison, die noch lange in Erinnerung bleiben wird.