„Er war Zweiter – und hat vor Wut gegen den Bus geschlagen“ - So ehrgeizig war Juan Ayuso bereits im Alter von 19 Jahren

Radsport
durch Nic Gayer
Dienstag, 22 Juli 2025 um 16:00
ayuso
Juan Ayuso gehört zweifellos zu den spannendsten Talenten im modernen Radsport – und gleichzeitig zu den umstrittensten. Der 22-jährige Spanier, aktuell beim UAE Team Emirates - XRG unter Vertrag, sorgt erneut für Schlagzeilen: Hinter den Kulissen scheint er einen Ausweg aus seinem Vertrag zu suchen. Während die sportliche Zukunft offen scheint, liefert eine Anekdote von Radsport-Kommentator Alix einen eindrucksvollen Einblick in Ayusos kompromisslose Siegermentalität.
Im Vida de Élite-Podcast zeichnete Alix ein Bild des jungen Fahrers, das zwischen Bewunderung und Warnung schwankt. „Er ist ein Cristiano Ronaldo“, sagt Alix. „Frühreif, zielstrebig, mit einer totalen Siegermentalität. Ein zweischneidiges Schwert, ja – aber mental unglaublich stark.“

Ein geborener Gewinner – oder ein schwieriger Charakter?

Um diese Haltung zu illustrieren, schildert Alix eine Szene aus Ayusos erstem Profijahr, die im Gedächtnis bleibt: „Er war gerade einmal 19 Jahre alt, fuhr sein erstes Profirennen in Spanien – der Gran Premio de Getxo. Ein sehr hartes Rennen. Er wird Zweiter, nur geschlagen von Luis León Sánchez. Und was macht er? Er steigt in den Bus und schlägt aus Wut auf alles ein. Er war Zweiter, bei seinem Debüt, gegen einen Routinier – und rastete aus. Das zeigt, wie er tickt.“
Nach einem starken Einstieg in den Profi-Bereich, unter anderem mit dem Sieg beim U23-Giro, galt Ayuso früh als künftiger Rundfahrt-Star. Doch trotz seiner Klasse blieb der große Durchbruch bisher aus. Der Giro d’Italia 2025, für den er langfristig aufgebaut wurde, endete enttäuschend. Eine Aufgabe – und erneut offene Fragen.
„Dieses Jahr hatte er keine Grand Tour mehr, und zur Vuelta wird er wahrscheinlich auch nicht fahren“, so Alix. „Der Plan war gut, aber es hat nicht geklappt.“ Rückblickend sieht er strategische Fehler: „Letztes Jahr hätte er nicht zur Tour mit Pogacar fahren sollen. Er war weder reiner Helfer noch Kapitän, dazu kam Corona – und am Ende blieb nichts. Bei der Vuelta hätte er vielleicht sogar gewinnen können.“

Die Tour? „Nicht solange Pogacar dort ist“

Die zentrale Frage bleibt: Hat Ayuso innerhalb des UAE-Teams überhaupt eine Zukunft als Rundfahrts-Kapitän? Alix ist skeptisch: „Die Tour? Erst wenn Pogacar müde wird.“ Dass beide gemeinsam eine Grand Tour bestreiten, hält er nach den Erfahrungen der letzten zwölf Monate für unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher: getrennte Rennkalender, verschiedene Ziele – und womöglich irgendwann ein anderes Team für Ayuso.
Kurzfristig stehen für den Spanier noch einige Eintagesrennen, die Polen-Rundfahrt und die Weltmeisterschaft im Nationaltrikot an. Und langfristig? Ein möglicher Wechsel könnte dem ehrgeizigen Kletterer die Bühne geben, die er sucht – aber auch neue Erwartungen schaffen. Eines ist sicher: Juan Ayuso wird nicht für Platz zwei leben.
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