„Er ist ein echtes Juwel“ – Frankreich setzt große Hoffnungen in Paul Seixas, doch Prudhomme bremst die Erwartungen

Radsport
Freitag, 24 Oktober 2025 um 11:30
Paul Seixas
Frankreich wartet nun schon seit vier Jahrzehnten auf einen Heimsieg bei der Tour de France – und die Durststrecke dauert an. Seit Bernard Hinault 1985 triumphierte, schaffte es kein französischer Fahrer mehr, die Grand Boucle zu gewinnen. Zwar sorgten Romain Bardet und Thibaut Pinot in den letzten Jahren für einige Lichtblicke, doch der ganz große Wurf blieb aus. Nun richtet sich der Blick des Landes auf einen neuen Hoffnungsträger: Paul Seixas.
Der erst 19-jährige Fahrer von Decathlon AG2R La Mondiale hat in dieser Saison mit beeindruckenden Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Bei den Europameisterschaften landete er auf einem sensationellen dritten Platz hinter Tadej Pogacar und Remco Evenepoel – zwei Größen, mit denen er bereits in seinem Alter verglichen wird. Dazu kommen sein Gesamtsieg bei der Tour de l’Avenir, ein starker 13. Platz bei den Weltmeisterschaften in Kigali und Rang sieben bei der Lombardei-Rundfahrt. Seixas hat bewiesen, dass er nicht nur ein enormes W/kg-Verhältnis besitzt, sondern auch über außergewöhnliche Erholungsfähigkeiten und taktische Reife verfügt.
Schon jetzt träumt er davon, eines Tages die Tour de France gegen Pogacar in dessen bester Form zu gewinnen. Angesichts der rasanten Entwicklung junger Fahrer in den letzten Jahren scheint ein Tour-Debüt 2027 realistisch – und Seixas könnte dann bereits zu den stärksten Fahrern des Pelotons zählen.
Für 2026 kommt die Tour jedoch noch zu früh. Seixas selbst hatte bereits angedeutet, dass er die Grand Boucle im kommenden Jahr auslassen möchte. Sowohl sein Team als auch seine Berater raten ihm davon ab, die Tour als erstes dreiwöchiges Rennen zu bestreiten – zu groß sei der mediale Druck und die mentale Belastung für einen Fahrer, der sich noch in der Entwicklungsphase befindet.
Tour-Direktor Christian Prudhomme zeigte bei der Streckenpräsentation in Paris Verständnis für diese Entscheidung. „Ich würde es Paul Seixas nicht übel nehmen, wenn er 2026 nicht an der Tour teilnimmt“, sagte er gegenüber L’Équipe. „Ich glaube auch, dass er ein echtes Juwel ist. Die Menschen um ihn herum – seine Eltern und sein Team – wissen viel besser als ich, was das Beste für ihn ist. Er ist ein begabter Fahrer. Er ist willkommen, wann immer er kommen will, aber ich wäre nicht enttäuscht, wenn er nächstes Jahr nicht dabei wäre.“
Mit dieser Aussage nimmt Prudhomme Druck von einem der größten französischen Talente seit Jahrzehnten – und zeigt, dass Geduld der Schlüssel sein könnte, um den Traum vom ersten französischen Toursieg seit 40 Jahren irgendwann doch zu erfüllen.
Paul Seixas
Seixas bei den Weltmeisterschaften in Kigali. @Sirotti
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