„Er hat sein Zuhause gefunden“ – Oscar Onleys Tour-Durchbruch begeistert Team und Trainer

Mit seinem vierten Platz bei der Tour de France 2025 hat Oscar Onley nicht nur die Radsportwelt überrascht, sondern auch den Durchbruch gefeiert, den sein Team schon lange kommen sah. Der 22-jährige Schotte, seit Jahren als großes Talent gehandelt, übertraf alle Erwartungen und fuhr sich endgültig in die Weltspitze.

„Er hat eine wunderbare Zukunft vor sich“, sagt Matt Winston, Teamchef des Team Picnic PostNL, dem Rennstall, der Onley groß gemacht hat. Winston erinnert sich noch genau an die ersten Schritte des Youngsters im Team – ein Einstieg, der inmitten der Pandemie stattfand. „Ich sprach mit diesem ruhigen, jungen Mann, aber man konnte sehen, wie sehr er sich anstrengte. Er hatte diesen Hunger nach Rennen.“

Winston wurde durch einen Tipp von Gary Coltman – einst Kollege bei British Cycling und damaliger Präsident des schottischen Radsportverbands – auf Onley aufmerksam. „Wir analysierten seine Leistungsdaten und waren beeindruckt“, erzählt er. Kurz darauf nahm das Team den Schotten ins Entwicklungsprogramm auf – der Beginn einer steilen Lernkurve.

„Im britischen System gibt es nicht viele Gruppenrennen. Oscar musste seine Renntechnik erst noch entwickeln“, erklärt Winston. Die erste große Duftmarke setzte Onley 2022 bei der Kroatien-Rundfahrt – mit einem beherzten Duell gegen keinen Geringeren als Jonas Vingegaard. „Da wussten wir: Das geht in die richtige Richtung.“

Teamkollege Tim Naberman hat Onleys Entwicklung hautnah miterlebt – und ist begeistert von der Mischung aus Ernsthaftigkeit und Bodenständigkeit. „Er ist ein sehr ruhiger Typ, aber im Rennen voll fokussiert. Er passt perfekt zu uns“, sagt Naberman. Entscheidend sei gewesen, dass Onley die Strukturen des Teams voll angenommen habe – vom Training über Ernährung bis zur mentalen Vorbereitung.

Auch Winston hebt Onleys mentale Reife hervor: „Allein in den letzten vier Wochen hat er einen weiteren Schritt gemacht – vor allem in seiner Führungsrolle. Er hat klar kommuniziert, was er braucht und was er erwartet. Das war stark.“ Trotzdem warnt der Teamchef vor überzogenen Erwartungen. „Wir setzen uns im Winter nicht hin und sagen: Jetzt holen wir 2026 das Gelbe Trikot. Unser Fokus bleibt auf der Entwicklung.“

Dass die Konkurrenz nicht schläft, weiß Winston nur zu gut – besonders angesichts der Gerüchte über mögliche Wechsel nach Onleys Tour-Erfolg. Doch er hofft auf Loyalität: „Ich hoffe, dass Oscar den Wert eines Verbleibs bei Picnic PostNL erkennt. Er weiß, wie wir ihn zu dem Fahrer gemacht haben, der er heute ist. Ich bin zuversichtlich, dass wir noch lange zusammenarbeiten. Er passt perfekt hierher. Er hat sein Zuhause gefunden.“