Mit gerade einmal 21 Jahren hat sich
Isaac del Toro 2025 endgültig in die Weltklasse katapultiert. Der Mexikaner, der beim UAE Team Emirates an der Seite von
Tadej Pogacar fährt, beendete seine zweite Profisaison mit einer beeindruckenden Serie an Erfolgen – und einem starken fünften Platz bei der Lombardei. Doch laut dem ehemaligen US-Profi
Tom Danielson wäre sogar mehr möglich gewesen.
„Del Toro hat eine großartige Leistung gezeigt“, schrieb Danielson auf X (ehemals Twitter). „Aber an der Spitze des Ganda fehlte ihm nur ein kleines bisschen – das zeigt, wie nah er dran war.“
Timing statt Beine – die entscheidende Lehre
Laut Danielson war nicht die Form das Problem, sondern die Positionierung am entscheidenden Berg. Als das Feld in den unteren Teil des Passo di Ganda einbog, befand sich Del Toro zu weit hinten.
„Der Anstieg war schnell, technisch und hatte viele Kurven“, erklärte Danielson. „Und kein einziger Fahrer, der weiter hinten war als er, schaffte es, nach vorne zu kommen. Er musste ständig beschleunigen, aus jeder Kurve neu antreten – das hat Kraft gekostet.“
Del Toro konnte zwar wieder an die Spitzengruppe anschließen, hatte dafür aber zu viele Körner verschossen. Das hinderte ihn daran, im Finale selbst um das Podium zu kämpfen – obwohl seine Beine dazu in der Lage gewesen wären. „Zum Vergleich“, so Danielson, „Adam Yates startete auf ähnlicher Position – und schaffte es nie, überhaupt in die Nähe der Spitze zu kommen.“
Trotzdem spielte Del Toro eine entscheidende Rolle im Rennen: Er kontrollierte Attacken, bereitete Pogacars späteren Sieg vor und rettete am Ende selbst Platz fünf – ein Resultat, das seine Vielseitigkeit unterstreicht.
Die Saison eines Ausnahmetalents
Dass Del Toro 2025 überhaupt in diesen Sphären fährt, grenzt an eine Sensation. Seine Saison liest sich wie das Tagebuch eines Routiniers – nicht eines 21-Jährigen:
- Gesamtzweiter beim Giro d’Italia mit Etappensieg in Bormio und mehreren Tagen im Rosa Trikot
- Siege bei der Österreich-Rundfahrt, Vuelta a Burgos, Milano–Torino, Gran Piemonte, Giro della Toscana und Giro dell’Emilia
- Top-5-Platzierung bei Il Lombardia – seinem dritten Rennen innerhalb einer Woche
„In diesem Herbst ist er praktisch nonstop gefahren“, bemerkte Danielson. „Drei Rennen in einer Woche, zwei Siege, und dann hilft er Pogacar zum Monument-Sieg – das ist unglaublich für einen 21-Jährigen.“
Del Toro bewies in Italien nicht nur seine Form, sondern auch seine taktische Reife: Mal als Teamchef, mal als Super-Domestik, immer mit dem Instinkt eines Fahrers, der mehr kann als nur klettern.
Das fehlende Puzzleteil: Positionierung
Für Danielson liegt Del Toros nächster Entwicklungsschritt nicht in der physischen, sondern in der taktischen Dimension.
„Bei Monumenten entscheidet oft die Position vor dem entscheidenden Anstieg über Sieg oder Niederlage“, so der Ex-Profi. „Enge Straßen, Nervosität, Tempo – das alles kann man nicht mit Kraft ausgleichen. Man muss vorher da sein, wo es zählt.“
Genau das, glaubt Danielson, wird Del Toro in den kommenden Jahren meistern. „Er hat das Potenzial, Monumente zu gewinnen. Wenn er die Positionierung perfektioniert, wird er nicht mehr nur helfen – er wird selbst auf dem Podium stehen.“
Ein Vorgeschmack auf die Zukunft
Für einen Fahrer, der schon bei Grand Tours glänzt und in Eintagesrennen dominiert, ist das keine überzogene Prognose – sondern eine Warnung an das restliche Peloton.
Isaac del Toro hat 2025 gezeigt, dass er das Gesamtpaket besitzt: Kletterstärke, Explosivität, taktisches Gespür und mentale Härte.
Fehlt nur noch der letzte Feinschliff – und dann könnte der Mexikaner schon bald das nächste Monument der Radsportgeschichte schreiben.