Über den Durchbruch von
Magdeleine Vallieres ist bereits viel geschrieben worden. Der Weg der Kanadierin an die Spitze verlief alles andere als geradlinig, doch am Ende der Saison 2025 wurde ihre Beharrlichkeit mit dem Regenbogentrikot belohnt. Der Wechsel zu EF Education-Oatly erwies sich dabei eindeutig als richtiger Schritt für ihre Karriere.
Bevor Vallieres den Sprung ins Profigeschäft schaffte, musste sie sich ihren Platz in Europa mühsam erarbeiten. Sie fuhr für das kontinentale WCC Team und nutzte die Chance, die das World Cycling Centre unter dem Dach des Weltradsportverbands Fahrerinnen und Fahrern aus aller Welt bot. Diese Plattform öffnete Türen, hatte aber auch ihre dunklen Seiten.
Ein zerstörerischer Umgang mit Ernährung
Mit damals geringer Erfahrung ließ sich Vallieres stark von ihrem Umfeld beeinflussen. „Damals kannte ich die Basics nicht und mir war nicht klar, wie wichtig es ist, genug zu essen, wenn man viel trainiert“, sagte sie gegenüber L'Equipe. Die Folgen waren gravierend: Sie entwickelte ein ausgeprägtes Unteressen.
Magdeleine Vallieres auf dem Kigali-Podium
Eine zentrale Rolle spielte dabei ein nicht namentlich genannter Trainer. „Er sagte uns, wir seien dick und leichter würden wir besser fahren. Er erpresste uns mit Essen und meinte, wenn wir bestimmte Dinge äßen, müssten wir hinter dem Begleitfahrzeug herlaufen“, schildert Vallieres. „Wenn dir jeden Morgen jemand an den Bauch fasst, um dir zu zeigen, dass du ‚fett‘ bist, geht dir das irgendwann in den Kopf.“
Die Situation führte zu einer gefährlichen Fixierung auf Ernährung. „Ich schränkte mich ein; er sagte, wir dürften keinen Zucker essen, obwohl wir ihn eigentlich brauchten. Ich aß mehr Salat als alles andere; das tat mir nicht gut, es machte alles nur schlimmer“, erklärt sie.
Der Wechsel zu EF Education-Oatly kam für Vallieres womöglich im letzten Moment. Unter deutlich professionelleren Strukturen arbeitete sie sich Schritt für Schritt zurück zu ihrem Leistungsmaximum und entwickelte zugleich wieder ein positives Verhältnis zu ihrem eigenen Körper.
„Es hat ein Jahr gedauert, bis ich wieder einen gesunden Umgang mit Ernährung hatte. Anna, die Ernährungsberaterin des Teams, sagte, es habe Priorität, dass meine Periode zurückkommt – und das war auch mein Wunsch, weil ich wusste, dass es nicht normal war“, sagt Vallieres. Ernährung bleibt im Radsport ein entscheidender Faktor, doch dank ihres neuen Umfelds gehören Essen und Schuldgefühle für sie nicht mehr zusammen.
Wie sie ihren WM-Titel feierte, erzählt Vallieres mit einem Lächeln: „Ich habe mir ein kleines Törtchen gegönnt, und meine Teamkolleginnen kamen, um mir zu gratulieren. Anna sagte immer wieder, wie viel stärker ich noch werden würde.“
Lehre für die Zukunft
Zum Schluss richtet sich Vallieres an die nächste Generation. Den eigenen Körper im Rennen bis an die Grenze zu bringen, sei nicht grundsätzlich falsch. Abseits des Rads könne ein ungesunder Umgang jedoch Folgen haben, die weit über den Sport hinausreichen. Wer den Körper dauerhaft überlastet, riskiert einen heftigen Rückschlag.
„‚Dünn, um zu gewinnen‘ ist kein gutes Vorbild für die nächste Generation. Das ist nicht richtig. Meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass Gesundheit der beste Weg zu Leistung ist“, sagt Vallieres abschließend.