"Ein Yates-Moment“ – War Simon Yates’s Giro Sieg besser als der von Chris Froome?

Radsport
Sonntag, 01 Juni 2025 um 9:00
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Heute wird nicht nur als der Tag in Erinnerung bleiben, an dem Simon Yates den Giro d’Italia gewann – sondern als der Tag, an dem er sein eigenes Vermächtnis neu schrieb. An den brutalen Hängen des Colle delle Finestre, sieben Jahre nachdem er dort eine der bittersten Einbrüche der modernen Radsportgeschichte erlitt, kehrte Yates an jenen Berg zurück, der ihn einst gebrochen hatte – und diesmal war er es, der den Berg brach.
2018 kam Yates im Rosa Trikot zum Finestre, nachdem er das Rennen über zwei Wochen mit unerschütterlichem Selbstvertrauen angeführt hatte. Was folgte, war ein völliger Einbruch, der zur Legende wurde: Der Traum zerfiel auf dem Schotter, und Chris Froome flog zu einem der ikonischsten Solosiege der Giro-Geschichte – nein, der Radsportgeschichte!
Für Yates war es eine Narbe, die nie ganz verheilte – ein Moment, der sich bei jeder Rückkehr des Giro in Italiens erbarmungslose Berge immer wieder abspielte. Im Jahr 2025 wurde dieser Geist endlich vertrieben. Und was für ein Befreiungsschlag das war!
"Das ist eine Legende, die sieben Jahre lang gereift ist. Die Geister von 2018 wurden endlich begraben“, sagte Orla Chennaoui bei TNT Sports und brachte damit die emotionale Wucht eines Ritts auf den Punkt, der so viel mehr bedeutete als bloß Minuten und Sekunden.
Als das Peloton erneut den Finestre erklomm, wurde das Drehbuch neu geschrieben. Yates, inzwischen 32 Jahre alt, war nicht mehr nur Teil der Geschichte – er war die Geschichte. Vom Gejagten zum Jäger, vom Gebrochenen zum Helden – die Erzählung fand ihren dramatischen und wunderschönen Abschluss.
Co-Kommentator Matt Stephens konnte seine Emotionen kaum verbergen: "Ich bekomme wirklich einen Kloß im Hals, wenn ich daran denke, denn wir lieben diesen Sport und wir wissen, was dafür nötig ist. Diese Leistung wurde von den Erinnerungen an einen Zusammenbruch angetrieben, an den er ständig erinnert wird. Das Rennen ist ihm perfekt in die Karten gefallen, aber er musste das Rennen seines Lebens fahren – auf einem der erbarmungslosesten und zugleich schönsten Terrain. Das ist die Fahrt seiner Karriere, vielleicht sogar die Fahrt, die seine ganze Karriere definieren wird.“
In den letzten Jahren war Yates oft im Schatten der Superstars wie Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard oder Remco Evenepoel gestanden. Seine GrandTour Klasse wurde oft in der Vergangenheit diskutiert: "Weißt du noch, der Giro 2018“, "er hat ja mal die Vuelta gewonnen.“ Doch bei dieser finalen Bergprüfung, als es wirklich zählte, fand er die Beine, den Glauben und die Unterstützung, um das Unmögliche möglich zu machen.
"Er hat gerade den Giro d’Italia gewonnen – und er hat auch die Vuelta a España gewonnen. Wie viele Fahrer haben zwei Grand Tours auf dem Konto? Ein großartiger Sieg für ihn, für das Team und für den Radsport“, so Stephens.
Hinter dem Ergebnis stand ein taktisches Meisterwerk. Während sich die Rivalen Richard Carapaz und Isaac Del Toro gegenseitig belauerten, nutzte Simon Yates genau diesen Moment. Wout van Aert hatte das Rennen bereits aus der Ausreißergruppe heraus zermürbt, und das Team Visma | Lease a Bike setzte den Plan nahezu perfekt um – die Gelegenheit war da, und Yates ergriff sie mit Entschlossenheit.
"Winner, winner, roast beef dinner“, kommentierte Robbie McEwen mit einem breiten Grinsen. "Wow. Wir haben ganz leise darüber gesprochen: ‚Stell dir vor, das Drehbuch würde sich umkehren?‘ Ab jetzt wird man sagen: Er hat einen Yates gemacht. Das war kein Glück – das war gutes Management, starkes Teamwork, alles, was an diesem Tag zusammenpassen musste. Und nicht zuletzt: Glaube an sich selbst.“
Tatsächlich könnte der Ausdruck "einen Yates machen“ bald in die Radsportfolklore eingehen. Und was für eine Wendung das ist!
"Man wird es jetzt ‚einen Yates machen‘ nennen“, bestätigte Rob Hatch während der Live-Übertragung, und er hat völlig recht. "Eine Art von Wiedergutmachung, wie wir sie nie zuvor gesehen haben. Nicht einmal die besten Hollywood-Drehbuchautoren hätten das so schreiben können. Es ist einfach sensationell. Merkt euch, wo ihr damals wart.“
Und das werden wir. Denn die 20. Etappe des Giro d’Italia 2025 ist einer der großartigsten Momente, die unser geliebter Radsport je hervorgebracht hat.
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