Ein stiller Abschied: Romain Bardet beendet Karriere beim Criterium du Dauphine

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 15 Mai 2025 um 9:30
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Mit dem bevorstehenden Rücktritt von Romain Bardet endet ein prägendes Kapitel im modernen Radsport. Der Franzose, Zweiter der Tour de France 2016 und langjähriger Hoffnungsträger einer radsportbegeisterten Nation, hat angekündigt, dass das Criterium du Dauphine 2025 sein letztes Rennen sein wird. Damit verabschiedet sich ein Fahrer, der über ein Jahrzehnt lang zu den Gesichtern des Pelotons gehörte – und dabei den Übergang zwischen zwei Radsportgenerationen verkörperte.
Seine größten Duelle focht Bardet gegen Größen wie Chris Froome, Nairo Quintana und Thibaut Pinot aus – Namen, die selbst am Ende ihrer Karrieren stehen oder diese bereits beendet haben. Doch Bardet blieb auch in der Ära der „Aliens“ – jener neuen Überflieger wie Tadej Pogacar, Jonas Vingegaard und Remco Evenepoel – ein relevanter und respektierter Fahrer.
Gerade mit Evenepoel verbindet ihn eine besondere Beziehung. Der Belgier schenkte Bardets Sohn bei der Vuelta 2023 sein Trikot – eine Geste, die Eindruck hinterließ. „Er trägt es immer noch“, erzählt Bardet gegenüber Het Nieuwsblad. „Und nach der letzten Tour hat Remco ihm auch noch das weiße Trikot geschenkt. Ich habe ein gutes Verhältnis zu ihm – ich glaube, ich habe im Kleinen erlebt, was er mit dem öffentlichen Druck durchmacht.“
Doch es ist nicht nur Empathie, die Bardet für Evenepoel empfindet – sondern auch Sympathie. „Was ich an Remco mag, ist, dass er einfach er selbst ist“, sagt Bardet. „Viele große Namen wirken distanziert. Remco war immer offen und normal. Ich bin froh, dass er auch bei der Dauphiné am Start ist – meinem letzten Rennen.“
Neben Evenepoel hat Bardet auch ein Auge auf die nächste Generation geworfen, etwa auf Cian Uijtdebroeks, den Gewinner der Tour de l’Avenir 2022. „Ich erkenne in ihm mein jüngeres Ich – nur talentierter“, sagt Bardet mit einem Lächeln. „Er ist ruhig, ehrgeizig, professionell. Ich versuche, ihm ab und zu Ratschläge zu geben oder ihm in entscheidenden Momenten zu helfen. Einmal habe ich ihn sogar so geschubst, dass er auf eine Stufe gestiegen ist – haha.“
Der Abschied von Romain Bardet wird leise, aber würdevoll. Er war nie ein lauter Fahrer, sondern ein reflektierter, leidenschaftlicher Athlet, der stets das große Ganze im Blick hatte. Beim Critérium du Dauphiné wird er zum letzten Mal im Peloton zu sehen sein – als Bindeglied zwischen zwei Radsport-Generationen, das sich mit Anstand und Charakter verabschiedet.
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