Ehemaliger Profi hinterfragt die Strategie von Team Visma | Lease a Bike: „Irgendwann muss man angreifen“

Radsport
Mittwoch, 24 September 2025 um 13:30
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Der ehemalige Profi Lars van den Berg hat die Strategie des Teams Visma | Lease a Bike bei der Tour of Slovakia scharf hinterfragt. Während Paul Magnier mit vier Etappensiegen glänzte, rückte das Augenmerk auf das, was Van den Berg als verschenkte Gelegenheit der Niederländer bezeichnete – vor allem auf der entscheidenden Königsetappe.
Im Podcast Beyond The Kom mit Ramon Sinkeldam seziert der 27-Jährige das Vorgehen seines ehemaligen Rennstalls. „Die Etappe war nur 124 Kilometer lang – fast schon eine Juniorendistanz“, begann er. „Es gab drei kurze, aber steile Anstiege. Danach befanden sich sechs Visma-Fahrer in einer Spitzengruppe mit zwanzig Mann. Nur einer war zurückgefallen.“
Das Terrain flachte anschließend ab, ehe ein 6,5 Kilometer langer Anstieg wartete. „Und was macht Visma? Sie fahren mit drei Mann an der Spitze in den Berg hinein und beginnen zu attackieren. Lemmen setzt sich sogar ab, verliert aber am letzten Kilometer den Anschluss. Am Ende steht Visma ohne Sieg da“, erklärte Van den Berg kritisch.
Der Niederländer, der seine Karriere in diesem Jahr nach einer Herzdiagnose abrupt beenden musste, sprach offen über den Moment seines Rücktritts. „Die Nachricht kam als Schock. Ich hatte das Gefühl, endlich meine Form wiedergefunden zu haben. Doch nach den Untersuchungen war klar: Die Risiken sind zu groß.“
Seine Analyse der Etappe in der Slowakei blieb ebenso schonungslos. „Man muss doch diesen zahlenmäßigen Vorteil nutzen. Warum nicht vorher in kleinen Gruppen attackieren? Double hätte nicht überall reagieren können. Irgendwann musst du das Risiko gehen“, forderte Van den Berg.
Visma stand 2025 wegen seiner Taktiken bereits mehrfach in der Kritik, auch wenn das Team mit Simon Yates (Giro) und Jonas Vingegaard (Vuelta) gleich zwei Grand Tours gewann. Für Van den Berg bleibt jedoch ein Widerspruch. „Es ist doch logisch: Lemmen, Uijtdebroeks oder Gloa sind die stärksten Kletterer. Warum also nicht versuchen, Double dort zu isolieren? Uijtdebroeks galt sogar als Favorit“, wunderte er sich.
Sinkeldam widersprach und argumentierte, es sei nur folgerichtig, auf den designierten Topfahrer zu setzen. Doch Van den Berg sah darin ein Problem: „Es ist schon seltsam, dass man am Ende mit einer Gruppe ohne Uijtdebroeks in den Schlussanstieg fährt. Es war sein erstes Rennen nach Verletzungspause – natürlich konnte man nicht einfach blind darauf vertrauen.“
Am Ende landete Visma mit drei Fahrern auf den Plätzen zwei, drei und fünf. Für Van den Berg dennoch ein klares Zeichen für verschenktes Potenzial. „Dass niemand denkt: Lasst uns vorher attackieren, ohne Double, ist für mich verrückt. Jeder wusste, dass er der Einzige war, der sie gefährden konnte.“
Besonders das Verhalten in der frühen Rennphase stieß ihm auf. „Uijtdebroeks wollte Double auf den drei steilen Anstiegen unbedingt abhängen. Es gelang nicht. Danach blieben 45 Kilometer flach – da ist es praktisch unmöglich, noch etwas zu reißen. Das war schon sehr speziell“, resümierte Van den Berg.
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