Der Giro d’Italia 2025 ist zu Ende gegangen, und es war ein Ereignis für die Ewigkeit. Von der unangefochtenen Dominanz von Mads Pedersen bis zum epischen Sieg von Wout van Aert auf der Sterrato-Etappe, von den Stürzen und Ausfällen von Roglic und Ayuso bis zur Regentschaft von Isaac del Toro und dem letzten Sieg von Simon Yates.
Das Rennen hat viele atemberaubende Momente hervorgebracht, über die wir bereits gesprochen haben. Wir würden gerne Ihre Meinung zu den denkwürdigsten Momenten erfahren.
Einige Fahrer haben schlechter abgeschnitten als erwartet und konnten die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Andere standen nicht so sehr unter Druck, konnten aber dennoch keine guten Ergebnisse erzielen, während andere während des gesamten Rennens völlig unsichtbar waren;
Heute werden wir uns auf die größten Enttäuschungen dieses Giro konzentrieren. Wie immer in unseren Diskussionsbeiträgen haben wir einige unserer Autoren gefragt, wer ihrer Meinung nach die größten Enttäuschungen dieses
Giro d'Italia waren.
Ivan Silva (CiclismoAtual)
Ich beginne mit den beiden größten Namen: Primoz Roglic und Juan Ayuso. Beide galten als Topfavoriten für den Gesamtsieg. Doch weder erreichten sie die Hochgebirgsentscheidungen, noch wurden sie ihrer Rolle gerecht. Ayuso gewann zwar eine Etappe, aber das reicht nicht, um den hohen Erwartungen zu entsprechen.
Auch die Bilanz der Teams fällt durchwachsen aus. Von 23 Teams konnten nur 11 Etappensiege feiern. Während Israel, Movistar oder Bahrain Akzente setzten, waren Teams wie Arkea, Cofidis, Groupama oder Bardiani nahezu unsichtbar. Die italienischen Wildcard-Teams versuchten sich zwar in Ausreißergruppen, doch das reicht nicht mehr. Es ist an der Zeit, die Kriterien für Wildcards zu überdenken.
Besonders enttäuschend: die französischen Teams und Fahrer. Abgesehen von Nicolas Prodhommes Etappensieg blieben Akteure wie Bardet, Gaudu oder Magnier völlig blass.
Auch die Sonderwertungen waren ernüchternd. Die Punktewertung und Bergwertung wurden praktisch kampflos an Pedersen und Fortunato übergeben. So verliert das Tragen eines Trikots seinen sportlichen Reiz.
Carlos Silva (CiclismoAtual)
Für mich waren die größten Enttäuschungen ganz klar:
- Die Streckenführung in der ersten Woche – zu viele langweilige Etappen.
- Der Schotterabschnitt, der das Klassement durch Stürze und Defekte verzerrte.
- Die UAE-Taktik – schwer nachvollziehbar.
- Ständige Stürze von Roglic und der Ausfall von Landa.
- Die nicht vorhandene Präsenz von Pidcock.
- Der völlig wirkungslose Auftritt von Nairo Quintana.
- Und: Warum hat die UCI eigentlich die Teamanzahl bei Grand Tours erhöht?
Auch Carapaz und Del Toro am Finestre: zu wenig Unterstützung, zu wenig Aggressivität. Dazu erschreckend viele Etappen mit kaum Zuschauern – das war eines Giros nicht würdig.
Rúben Silva (CyclingUpToDate)
Spektakel? Drama? Ja, aber nicht auf dem Level, das ich mir erhofft hatte.
Michael Storer hatte mich bei der Tour of the Alps begeistert. Beim Giro blieb er zwar konstant, aber ohne Glanz. Kein Ausreißersieg, keine dominante Kletterleistung – das enttäuschte mich.
Tom Pidcock? Ihm wird oft Unsichtbarkeit vorgeworfen – das sehe ich differenzierter. Er war nahe am Etappensieg, wurde dann am Schottertag zurückgeworfen. Dass er ohne Höhenlager startete, war aus meiner Sicht ein Fehler. Er hätte auf Etappen statt auf die Gesamtwertung setzen sollen.
Félix Serna (CyclingUpToDate)
Roglic und Ayuso? Für mich keine echten Enttäuschungen – sie wurden durch Stürze aus dem Rennen geworfen. Schade, aber nicht ihre Schuld.
Ganz anders: Tom Pidcock. Drei Top-5-Platzierungen reichen für einen Fahrer seines Formats nicht. Er hat sich selbst jede Etappenoption genommen, indem er auf Gesamtwertung fuhr – ohne je konkurrenzfähig zu sein. Ohne spezifische Vorbereitung war das der falsche Ansatz.
Auch Q36.5 enttäuschte auf ganzer Linie. Trotz Wildcard kaum sichtbar. Moschetti zeigte erst am Schlusstag ein Lebenszeichen, Pidcock blieb unsichtbar, und der Rest der Mannschaft fiel früh zurück.
Enttäuschend auch Wout Poels. Ich hatte viel von ihm erwartet – doch bis auf eine Ausreißergruppe kam nichts. Auch Storer konnte das Versprechen seiner Form von der Alpenrundfahrt nicht einlösen.
Intermarché-Wanty enttäuschte ebenfalls. Weder im Sprint mit Gerben Thijssen noch in den Bergen mit Louis Meintjes war man konkurrenzfähig. Der Abstiegskampf könnte schneller Realität werden, als ihnen lieb ist.
Und dann David Gaudu: Er stürzte zwar, blieb aber im Rennen – ohne jemals eine Rolle zu spielen. Das war zu wenig.
Nairo Quintana? Kaum sichtbar. Kein Beitrag für Rubio, kein offensiver Akzent – einzig sein Gruß an den Papst blieb in Erinnerung.
Und Sie? Wer hat Sie enttäuscht?
Teilen Sie uns in den Kommentaren mit, welche Fahrer oder Teams aus Ihrer Sicht die Erwartungen beim Giro d’Italia 2025 nicht erfüllt haben.