DISKUSSION Vuelta a España Etappe 7 | Herrscht Anarchie bei Team UAE? Ist Jonas Vingegaard nicht in Topform?

Radsport
Freitag, 29 August 2025 um 21:30
juan ayuso 2
Die siebte Etappe der Vuelta a España war der erste echte Hochgebirgstag mit einer schweren Bergankunft und drei zuvor klassifizierten Anstiegen. Juan Ayuso nutzte die Gelegenheit, um sich von seiner schwachen Vorstellung am Vortag eindrucksvoll zu rehabilitieren.
Der Start verlief chaotisch, zahlreiche Fahrer attackierten, um Teil der Ausreißergruppe zu werden. Am ersten Anstieg, dem langen Port del Cantó (24,9 km bei 4,4 %), setzte sich Ayuso ab und startete ein Solo-Abenteuer. Der Spanier hatte am Vortag viel Zeit verloren und bereits erklärt, dass er sich nun auf Etappensiege konzentrieren werde.
Er erreichte den Gipfel allein, ehe sich auf der Abfahrt eine größere Verfolgergruppe bildete. Unter ihnen waren sein Teamkollege Jay Vine, Mads Pedersen, Sean Quinn, Damien Howson, Harold Tejada, Brieuc Rolland, Joel Nicolau, Raúl García, Kevin Vermaerke, Eduardo Sepúlveda und Marco Frigo.
Im Hauptfeld herrschte Ruhe, der Vorsprung wuchs auf vier Minuten an. Bahrain übernahm zwar die Nachführarbeit, doch ohne Unterstützung anderer Teams gelang es ihnen nicht, den Rückstand entscheidend zu verkleinern. Kilometer um Kilometer verrann, und es wurde immer klarer, dass der Sieger aus der Spitzengruppe kommen würde.
UAE mit Ayuso und Vine war klar im Vorteil. Vine opferte sich für seinen Kapitän, der am Schlussanstieg nach Cerler (12,1 km bei 5,9 %) die entscheidende Attacke setzte. Zunächst konnte nur Frigo folgen, doch ein zweiter Antritt von Ayuso brachte die Entscheidung. Der Spanier holte sich souverän den Etappensieg.
Im Kampf um die Gesamtwertung blieb es dagegen ruhig. Visma kontrollierte das Tempo, bis Almeida attackierte. Vingegaard und Ciccone folgten, doch es kam keine Zusammenarbeit zustande. So sammelte sich die Favoritengruppe wieder und erreichte geschlossen das Ziel.
Im Anschluss baten wir einige Autoren um ihre Einschätzungen und wichtigsten Erkenntnisse zu diesem Tag.

Rúben Silva (CyclingUpToDate)

Die Etappe war eine echte Ausreißerschlacht. Visma zeigte klar, dass man Ayuso und den UAE-Fahrern keinen Freiraum lassen will. Ayuso hatte am Vortag Zeit verloren, aber er war offensichtlich nicht ans Limit gegangen. Heute griff er früh an und gewann mit Stil. Ein starker erster Vuelta-Sieg, der viel Last von seinen Schultern nimmt. Ayuso ist erst 22 – man vergisst leicht, dass Fahrer in diesem Alter früher kaum eine Grand Tour gewinnen wollten. Manche glauben, er habe doch ins Gesamtklassement gezielt. Fakt ist: Heute war er der Stärkste.
Für UAE ist der Erfolg wichtig. Mit Etappensiegen von Vine und Ayuso können sie sich nun eher auf Almeida konzentrieren. Auch Soler zeigte sich stark. Doch die Favoriten hielten sich zurück, es gab erneut ein Patt. Spencer Martin hatte gewarnt, dass die engen Abstände das Rennen weniger spektakulär machen könnten – vielleicht erleben wir nun genau das.

Pascal Michiels (RadsportAktuell)

Radsport bleibt ein Rätsel. Gestern wirkte Ayuso schwach, heute gewinnt er solo nach einem 100-Kilometer-Angriff. Hat er wirklich gelitten oder nur Kräfte geschont? Nur er kennt die Wahrheit. Fakt ist: Seine Attacke war außergewöhnlich.
Er gehört eindeutig zur Weltspitze. In diesem Alter wird er immer im Fokus stehen. Damit muss er lernen zu leben – irgendwann wird er die Hände nicht mehr schützend über die Ohren legen müssen.

Carlos Silva (CiclismoAtual)

Meine Worte von gestern haben sich bestätigt: Ayuso ist kein Teamspieler. Emirates fuhr für Vine und Ayuso, nicht für Almeida. Wie wollen sie Almeida, dem Gesamtführenden, Sicherheit geben? Ihre Strategie bleibt rätselhaft.
Almeida attackierte im Schlussanstieg – an seiner Seite war nur Marc Soler. Vine und Ayuso hätten dort sein müssen. Wenn Almeida in die Top 3 fahren will, muss er offenbar alleine arbeiten. Armer Ayuso: Gestern schwach, heute Held. Glaubt noch jemand an seine Erklärungen?

Jorge P. Borreguero (CiclismoAlDía)

Ein glänzender Sieg für Ayuso, der zeigt, dass er auf Topniveau fahren kann. Aber er ist nicht konstant. Für Spanien ist der Erfolg groß, ebenso wie der dritte Platz von Raúl García Pierna – ein wichtiger Achtungserfolg für Movistar.
Die Favoriten enttäuschten dagegen. Traeen verteidigte das Rote Trikot ohne Mühe. Vingegaard, Almeida, Ciccone und Co. hatten die Chance, Rivalen unter Druck zu setzen, doch am Ende rollten alle gemeinsam ins Ziel.

Félix Serna (CyclingUpToDate)

Almeida kämpft um den Gesamtsieg gegen Vingegaard. Doch UAE wirkt schwächer als Visma. Gerade deshalb ist es unverständlich, dass Ayuso – einer der stärksten Helfer im Gebirge – stattdessen auf eigene Rechnung fährt.
Seine Leistung heute war großartig. Er attackierte 150 km vor dem Ziel und schlug am Ende alle Verfolger. Aber für Almeida war er nutzlos. UAE zeigte Anarchie, während Visma geschlossen agierte. So kämpft Almeida fast allein gegen Vingegaard und die Konkurrenz.
Ayuso will nur Leader sein. Dafür braucht er wohl ein anderes Team. Bleibt er bei UAE, drohen Konflikte. Überraschend stark präsentierte sich dagegen Torstein Traeen, der nicht nur das Rote Trikot behielt, sondern auch Favoriten wie Landa hinter sich ließ.
Die Favoriten hielten sich zurück, lediglich Almeida testete Vingegaard, doch der Däne verweigerte die Zusammenarbeit. Bleibt offen, ob Visma nur abwartet oder ob Vingegaard nicht in Bestform ist.
Bemerkenswert war auch Antonio Tiberi. Obwohl er eigentlich auf die Gesamtwertung gefahren war, stellte er sich heute klar in den Dienst seines Teamkollegen Traeen. Er verlor über zehn Minuten, bewies aber Loyalität. Manche Fahrer sollten sich daran ein Beispiel nehmen.
Und Sie? Was denken Sie über das, was heute passiert ist? Hinterlassen Sie einen Kommentar und beteiligen Sie sich an der Diskussion!
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Loading