DISKUSSION Vuelta a Espana 2025 Etappe 8 | War der Abstieg von Viviani & Coquard gerecht? Kann jemand Philipsen in diesem Rennen überflügeln?

Radsport
Samstag, 30 August 2025 um 21:30
Philipsen
Die achte Etappe der Vuelta a Espana 2025 hielt, was sie versprach: eine der seltenen Gelegenheiten für die Sprinter – und Jasper Philipsen nutzte sie in Zaragoza eiskalt. Der Belgier zog auf den letzten Metern unwiderstehlich an Elia Viviani vorbei, der später von der Jury zurückgestuft wurde, und sicherte sich damit bereits seinen zweiten Tagessieg bei dieser Rundfahrt.
Zuvor hatte sich das Rennen nach bekanntem Muster entwickelt. Mit Sergio Samitier, Joan Bou und José Luis Faura setzten sich früh drei Fahrer ab, doch die Sprinterteams hielten den Abstand stets im Griff. Mehr als vier Minuten Vorsprung gab es nicht, zu groß war das Interesse an einem Massensprint. Mads Pedersen nutzte den Zwischensprint, um seine Führung im Grünen Trikot auszubauen, während die Ausreißer Stück für Stück wieder gestellt wurden. Zunächst fiel Faura zurück, dann wurden Bou und Samitier auf den letzten 20 Kilometern eingeholt. Ab diesem Zeitpunkt rückte der Kampf der Sprinterteams in den Vordergrund.
Während die Klassementfahrer auf Sicherheit bedacht waren, überraschte Juan Ayuso, der sich bewusst ins Hinterfeld zurückfallen ließ. Offenbar spekuliert der Spanier darauf, bei künftigen Ausreißeretappen seine Chance zu suchen.
Im Finale lief dann alles auf ein packendes Duell hinaus. Viviani, von seinem Lotto-Team glänzend in Position gebracht, wich auf den letzten Metern leicht von seiner Linie ab – ein Fehler, der ihn nicht nur den Sieg, sondern durch die spätere Juryentscheidung auch einen Podiumsplatz kostete. Philipsen hingegen bewies Nervenstärke. Eingeklemmt an den Absperrungen fand er erst spät freie Bahn, beschleunigte noch einmal explosiv und stürmte mit unwiderstehlichem Punch an allen vorbei.
„Mission accomplished. Let’s go home“, kommentierten seine Teamkollegen von Alpecin lachend – und fassten damit einen chaotischen Schlussspurt treffend zusammen.

Pascal Michiels (RadsportAktuell):

Das war ein Sprint für Kenner. Lotto hat eine fast perfekte Vorarbeit für Viviani geliefert, jeder Fahrer hat über mehr als einen Kilometer seinen Part übernommen. Philipsen dagegen war auf sich allein gestellt. Coquard mischte ebenfalls mit, doch im Chaos drängten Fahrer von ihren Linien ab, Philipsen wurde an die Bande gedrückt. Genau dort zeigte er seine mentale Stärke. Auf den letzten 80 Metern schaltete er den Kopf aus, trat noch einmal mit voller Wucht an und zog allen davon. Viviani konnte nur noch hinterherschauen. Für ihn bleibt 2025 eine Saison voller Höhen und Tiefen. Nach langem Warten auf einen Vertrag holte er erste Siege in der Türkei, doch die Vuelta war sein großes Ziel. Heute hat Lotto fast alles richtig gemacht – und doch reichte es nicht.

Ruben Silva (CyclingUpToDate)

Es war eine flache Etappe mit normalen Bedingungen. Abgesehen von der kurzen Ausreißergruppe und dem erwarteten Sprint gab es keine Überraschungen. Philipsen war trotz seiner noch nicht perfekten Form der klare Favorit. Interessant ist, dass er diesmal aus einer ungünstigen Position heraus kam und es deutlich enger wurde. Aber am Ende setzte er sich mit seiner Klasse durch. Ein Sieg von Viviani hätte die Geschichte dieser Etappe spannender gemacht, doch solange Philipsen in diesem Feld fährt, bleibt es für die Konkurrenz fast unmöglich, eine flache Ankunft zu gewinnen.

Juan Lopez (Ciclismoaldia.es)

Neben dem Sprint selbst fällt mir vor allem die Entscheidung der Jury auf. Viviani und Bryan Coquard ans Ende der Gruppe zu versetzen, halte ich für übertrieben. Glücklicherweise hatte Viviani nicht gewonnen, sonst wäre die Diskussion endlos gewesen. Doch mein eigentlicher Kritikpunkt betrifft die Etappenplanung: Die Grand Tours scheinen vergessen zu haben, dass die Fans vor allem an den Wochenenden große Momente sehen wollen. Flachetappen für Sprinter gehören dazu, keine Frage. Aber bitte, liebe Organisatoren, legt sie nicht auf die Tage, an denen die Zuschauer Zeit haben, den Radsport wirklich zu genießen. Wir wollen Spektakel, wir wollen große Berge, so wie früher.
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