Elia Vivianis Traum von einem monumentalen zehnten Etappensieg bei einer Grand Tour platzte auf der 8. Etappe der
Vuelta a Espana 2025 in Saragossa auf bittere Weise. Der 36-jährige Italiener, einst einer der gefürchtetsten Sprinter des Pelotons, überquerte die Ziellinie zunächst als Zweiter hinter
Jasper Philipsen. Doch wenig später nahm ihm die Jury diesen hart erkämpften Erfolg wieder ab: Viviani war im Endspurt von seiner Linie abgewichen und wurde deshalb disqualifiziert.
Für den erfahrenen Profi war es ein Schlag ins Gesicht. Nach schwierigen Jahren ohne große Erfolge und seiner ersten Grand Tour seit vier Jahren schien er endlich wieder im Rampenlicht zu stehen. Stattdessen blieb ihm nur Frust – und die schmerzliche Erkenntnis, dass sich im Sprint manchmal alles in Sekundenbruchteilen entscheidet.
Perfekte Teamarbeit, bitteres Ende
Dabei hatte es bis wenige Meter vor dem Ziel nach einer Erfolgsgeschichte ausgesehen. Lotto-Teamkollege
Jasper De Buyst setzte den entscheidenden Zug, platzierte Viviani optimal und öffnete ihm den Weg in Richtung Podium. Viviani trat mit all seiner Erfahrung an, hielt zunächst stand und schien Philipsen in Schach zu halten.
Doch der Belgier von
Alpecin-Deceuninck, in dieser Saison schon mehrfach unschlagbar im Sprint, fand die entscheidende Lücke. Mit einem explosiven letzten Antritt rauschte er an Viviani vorbei. Der Italiener kämpfte sich ins Ziel, immerhin auf Rang zwei – ein Ergebnis, das angesichts seiner jüngsten Form wie ein Befreiungsschlag wirkte.
Nur Minuten später kippte die Stimmung. Die Jury sah sich die Bilder des Sprints an und urteilte: Viviani habe Philipsen behindert, indem er von seiner Linie abwich. Das bedeutete den Ausschluss aus dem Ergebnis – und für den Italiener ein Gefühl der Leere.
Im Interview mit Eurosport ließ Viviani die Enttäuschung offen heraus. „Das ist schmerzhaft“, sagte er mit schwerer Stimme. „Man sieht die Linie vor sich und spürt, dass das Ziel immer näher rückt. Aber wenn man gegen jemanden wie Philipsen sprintet, ist es nie vorbei, bis man die Linie überquert hat.“
Viviani hatte Philipsen den ganzen Weg gedrängt
Er wisse, dass dieser Ausgang lange nachhallen werde. „Die Enttäuschung wird mich noch eine Weile begleiten“, gestand er. „Vor allem, weil es bei dieser Vuelta nicht viele Chancen für Sprinter gibt. Das hier war eine verpasste Möglichkeit, vielleicht die letzte große.“
Respekt vor dem Gegner, Stolz auf das Team
Besonders bitter: Die Arbeit seiner Helfer hätte kaum besser sein können. „Das Team hat einen fantastischen Job gemacht“, lobte Viviani. „Sie haben mich perfekt in Position gebracht. Mehr hätte ich nicht erwarten können.“
Auch Philipsens Überlegenheit wollte er nicht kleinreden. Er habe bewusst vermieden, seinen Rivalen zu blockieren: „Ich hörte ihn auf der linken Seite schreien und wollte ihn nicht einkesseln. So gewinne ich keine Rennen.“
Gleichzeitig analysierte Viviani selbstkritisch die technischen Aspekte des Sprints. „Es war schwer zu entscheiden, wann genau ich antreten sollte“, erklärte er. „Im Nachhinein denkt man an hundert Varianten, die vielleicht besser gewesen wären. Aber in diesem Moment bleibt nur, dem Instinkt zu folgen.“
Am Ende bleibt für
Elia Viviani die bittere Erfahrung, wie schnell sich im Radsport Jubel in Ernüchterung verwandeln kann. Ein Moment, der wie gemacht schien für sein Comeback, verwandelte sich in einen Stachel, der wohl noch lange bleiben wird.