Drei Wochen lang hörte man kaum seinen Namen. Doch
Simon Yates wusste genau, was er tat – und setzte seinen entscheidenden Angriff im wichtigsten Moment des Giro d’Italia. Auf dem Colle delle Finestre holte er sich nicht nur den Tagessieg, sondern auch den Gesamtsieg und rückte damit ins Rampenlicht. Ein emotionaler Moment für den Mann, der vor sieben Jahren genau an diesem Anstieg den Giro verloren hatte.
"Es ist ein Rennen, das ich seit vielen Jahren ins Visier genommen habe – und doch hat es nie geklappt“, sagt Yates in einem
Erinnerungs-Video, das über den YouTube-Kanal seines Teams geteilt wurde. "Deshalb konnte ich es kaum glauben, als es endlich geklappt hat. Ich spüre die Emotionen und Tränen noch immer. Es war ein unglaublicher Tag.“
"Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll“, fasst Yates später im Teambus vor der letzten Etappe zusammen. „Wir hatten die Idee, dass ich vielleicht profitieren könnte, wenn sich vorne zwischen den beiden Jungs ein technisches Duell entwickelt. Und am Ende ist genau das passiert. Ich hatte die Beine, um mitzugehen – und natürlich war es auch extrem wichtig, dass Wout [Van Aert im Flachstück vorne dabei war.“
Durch die ganze Geschichte rund um seinen Sieg hätte man sich kein besseres Ende für diesen Giro vorstellen können – das weiß auch Yates. "Ich glaube, perfekter hätte es wirklich nicht laufen können. Ich kann kaum glauben, wie reibungslos die ganzen drei Wochen verlaufen sind. Wir haben keinen Fehler gemacht. Ich war immer in der richtigen Position, keine Stürze, keine Platten. Ich bin nicht krank geworden. Es waren einfach unglaubliche drei Wochen.“
Simon Yates jubelt mit seinen Teamkollegen in Rom
Die Revanche am mythischen Anstieg – sie war immer in Simon Yates’ Hinterkopf. Auch wenn in der aktuellen Ära der "Aliens“ um Tadej Pogačar solche Gelegenheiten rar geworden sind. "Ich hatte immer den Gedanken, zurückzukehren und es noch einmal zu versuchen.“
Und seine Geduld wurde belohnt: "Man weiß nie, wie es läuft, bis der Moment da ist. Ich habe einfach alles gegeben – und es hat funktioniert.“
Für einen solchen Tag hätte der 32-Jährige nur träumen können, als er zu Visma | Lease a Bike wechselte – nach einer gesamten Profikarriere beim Team Jayco AlUla. "Nach elf Jahren im selben Team war das ein großer Schritt für mich“, sagt Yates beim Teamdinner am Sonntagabend. "Aber ich wusste tief in mir, dass ich noch mehr erreichen kann – und dass ich ein Team brauche, das weiß, wie man das macht. Ich glaube, das hier ist wirklich der Höhepunkt meiner Karriere. Danke an jeden Einzelnen, der das möglich gemacht hat.“