Die Radsportwelt blickt auf ein historisches Kapitel: Erstmals findet eine
Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden statt – und mit der mauritischen Fahrerin Kim Le Court könnte eine Afrikanerin selbst zur Hauptfigur dieses Ereignisses werden. Am Samstag zählt sie im Straßenrennen von Kigali zu den Favoritinnen.
Für Le Court ist die Teilnahme ein emotionales Highlight: „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal in Afrika an einer Weltmeisterschaft fahren würde. Es ist unglaublich, fast wie ein Traum“, sagte sie lächelnd.
Auch der Austragungsort hat Eindruck hinterlassen. „Ruanda ist wirklich ein luxuriöser Ort in Afrika. Es ist sehr sauber, viel besser, als ich es mir vorgestellt habe. Ich bin schon an schlechteren Orten und unter schwierigeren Bedingungen gefahren,“
erklärte sie gegenüber Sporza. Gleichzeitig verwies sie auf die Herausforderungen des Alltagsverkehrs in Kigali und die weniger strengen Verkehrsregeln, die das Rennen zu einer besonderen Prüfung machen.
Le Court reist mit einem neuen Status nach Ruanda. Spätestens seit ihrem historischen Triumph bei Lüttich–Bastogne–Lüttich gilt sie nicht mehr als Außenseiterin, sondern als eine der großen Hoffnungsträgerinnen des Frauenradsports. „Ich war immer die Außenseiterin. Früher wollte ich Favoritin sein, jetzt fühle ich mich eigentlich wohler in der Rolle der Außenseiterin,“ scherzte sie – und fügte ernst hinzu: „Es ist ein gutes Gefühl, jetzt zu den Favoritinnen zu gehören. Ich habe hart dafür gearbeitet, und auch wenn das Ergebnis offen ist, bin ich stolz, Afrika hier zu vertreten.“
2025 präsentiert sich die 29-Jährige nicht nur sportlich, sondern auch mental gereift: „Ich bin sehr gewachsen, vor allem im Glauben an mich selbst,“ betonte Le Court.
Kim Le Court trug das gelbe Trikot bei der Tour de France 2025
Die Route: schwierig, aber vertraut
Die WM-Strecke in Kigali, die auf rund 1.500 Metern Höhe liegt, stellt für die Fahrerinnen eine zusätzliche Herausforderung dar. Steile Anstiege und anspruchsvolles Terrain erinnern an die großen Klassiker in Europa – Bedingungen, die Kim Le Court bestens liegen. Nicht ohne Grund verweist sie auf ihren Triumph bei Lüttich–Bastogne–Lüttich, einem Rennen mit ganz ähnlichem Profil.
„Ich weiß, dass ich auf dieser Strecke gut bin. Die Anstiege und das Terrain liegen mir,“ sagte die 29-Jährige selbstbewusst.
Auch die Höhe und die Temperaturen schrecken sie nicht ab. „Natürlich werden sich Hitze und Höhe auf alle auswirken, aber wir haben gezielt für solche Bedingungen trainiert. Ich mache mir deshalb keine Sorgen – jeder muss bereit sein,“ betonte sie.
Die Teilnahme von Le Court hat jedoch eine weit größere Bedeutung als nur den sportlichen Aspekt. Erstmals gilt eine afrikanische Fahrerin bei einer Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden als echte Favoritin. Sollte sie am Samstag in Kigali triumphieren, wäre es nicht nur ein Sieg für Mauritius, sondern ein Meilenstein für den gesamten afrikanischen Radsport.
„Diese Weltmeisterschaft ist etwas ganz Besonderes, weil sie in Afrika stattfindet. Das motiviert mich noch mehr. Ich bin bereit, alles zu geben,“ erklärte Le Court zum Abschluss.