In Belgien hat der Radsport Nationalsport-Status – und entsprechend hoch ist der Stellenwert der saisonalen Ehrungen. Eine der prestigeträchtigsten ist der „Flandrien des Jahres“, gewählt vom belgischen Profipeloton selbst. 2025 geht die Auszeichnung an
Remco Evenepoel, der damit seiner ohnehin reich gefüllten Titelsammlung einen weiteren bedeutsamen Preis hinzufügt.
„Solch eine Auszeichnung zu erhalten, macht mich immer unglaublich stolz. Zumal es ein Preis ist, den das belgische Profipeloton vergibt“, sagte er gegenüber Het Nieuwsblad, dem Organisator der Gala. „Es war ein Jahr mit vielen Rückschlägen, aber ich bin immer stark zurückgekommen.“
Ein Saisonstart unter düsteren Vorzeichen – und ein Frühling der Auferstehung
Evenepoel begann sein Jahr spät: Erst im April kehrte er nach einem schweren Trainingssturz Anfang Dezember ins Renngeschehen zurück. Mehrere Frakturen und Bänderverletzungen hatten ihn monatelang ausgebremst. Umso beeindruckender war sein Comeback, das er direkt mit einem Sieg bei De Brabantse Pijl gegen Wout van Aert einleitete. Auch die Tour de Romandie brachte einen Etappenerfolg, der seine kurze Frühjahrskampagne abrundete.
Der Sommer verlief wechselhaft: Sowohl beim Critérium du Dauphiné als auch zu Beginn der Tour de France gewann er das Zeitfahren und trug kurzzeitig das Gelbe Trikot. Doch ein erneuter Rückschlag bremste ihn – eine Rippenfraktur bei den belgischen Meisterschaften, gefolgt von zunehmender Erschöpfung während der Tour, die letztlich zu seinem Ausstieg führte.
Die späte Saison – und der beste Remco
Nach der Bekanntgabe seines Wechsels zu Red Bull – BORA – hansgrohe fand Evenepoel in der Schlussphase des Jahres 2025 zu seiner besten Form zurück. Er gewann sowohl WM als auch EM im Zeitfahren und hielt damit nun zeitgleich Welt-, Europa- und Olympiatitel in seiner Paradedisziplin. Auf der Straße wurde er dreimal isoliert Zweiter hinter Tadej Pogacar – bei der WM, der EM und Il Lombardia.
Ohne den slowenischen Weltmeister, so sind sich viele Experten einig, wäre Evenepoels Saison nahezu historisch gewesen.
Acht Saisonsiege – und ein Preis, der die Konstanz würdigt
„Wenn du wie ich einen schlechten Winter hast, fällst du erheblich zurück“, sagte Evenepoel. „Ich habe trotzdem acht hochkarätige Rennen gewonnen, und deshalb kann ich die Saison mit gutem Gewissen als erfolgreich bezeichnen.“
Auch selbstkritische Töne blieben nicht aus: „Meine Erfolge kamen vor allem im Zeitfahren. Auf dem Straßenrad wurde ich oft Zweiter oder Dritter.“
Am Ende sicherte er sich den Titel klar, aber nicht überwältigend:
- Evenepoel: 515 Punkte
- Tim Merlier: 486 Punkte
- Tim Wellens: 3. Platz
- Jasper Philipsen: 4. Platz
- Wout van Aert: 5. Platz
Dass Van Aert trotz Schlüssel-Etappensiegen beim Giro d’Italia und der Tour de France sowie Top-5-Platzierungen bei Flandern und Roubaix nur Fünfter wurde, überraschte viele – zeigt aber, wie stark und breit die belgische Saison 2025 insgesamt war.