„Der Schlüsselbeinbruch brachte das Fass zum Überlaufen“ – Dan McLay erklärt seinen Rücktritt nach schwieriger Saison

Radsport
Mittwoch, 05 November 2025 um 17:00
mclay
Das Team Visma | Lease a Bike zählt zu den dominierenden Kräften des modernen Radsports. Für Dan McLay bedeutete sein Wechsel dorthin im vergangenen Winter eine letzte große Chance – eine Möglichkeit, seine Karriere neu zu beleben. Der Brite sollte als erfahrener Anfahrer eine zentrale Rolle im Sprintzug von Olav Kooij übernehmen. Doch die Saison verlief ganz anders als geplant: Verletzungen, Formprobleme und schließlich das Karriereende.

Ein Jahr voller Rückschläge

„Ich bin in den letzten Jahren in jede Saison mit dem Gedanken gegangen: Schau, wie es läuft – und wenn es gut läuft, mach weiter“, sagte McLay gegenüber Cycling Weekly. „Ich hatte in dieser Saison aber nie das Gefühl, wirklich gute Beine zu haben. Der letzte Tropfen der das Fass zum Überlaufen brachte war der Schlüsselbeinbruch bei der Renewi Tour. Es war ohnehin schwer, einen Vertrag zu bekommen, weil viele Teams unsicher über ihre Zukunft waren – also entschied ich mich, aufzuhören. Seitdem habe ich es nicht bereut und freue mich auf das, was kommt.“
McLay war nie als Siegfahrer verpflichtet worden, sondern als erfahrener Road Captain und Mentor für jüngere Sprinter. Doch die gesundheitlichen Rückschläge verhinderten, dass er beim niederländischen Team Akzente setzen konnte. Nach zehn Jahren im Profi-Peloton zog der 33-Jährige nun den Schlussstrich – mit einem respektablen Palmarès von zehn Profisiegen, darunter ein Etappenerfolg auf WorldTour-Niveau bei der Tour of Guangxi 2019.

„Man muss das Beste aus dem machen, was man hat“

McLay blickt ohne Bitterkeit auf seine Karriere zurück, wenngleich er sich sportlich mehr erhofft hatte. „Als Sprinter gewinnt man ein bisschen mehr als andere Fahrertypen, aber nicht viele Fahrer holen überhaupt eine Handvoll Siege als Profi. Ich denke, mir geht es wie vielen: Es war ein Traum, Profi zu werden. Als ich dann dort war, wollte ich immer mehr – ein paar Rennen gewinnen, vielleicht mal eine größere Etappe“, sagte er.
Seine letzten Siege datieren aus dem Jahr 2020, als er bei der Volta a Portugal zwei Etappen gewann. In den Folgejahren machte sich McLay vor allem als zuverlässiger Anfahrer für Arnaud Démare bei Arkéa einen Namen. Rückblickend weiß er, dass es schwerer wurde, selbst zu gewinnen: „Ich habe definitiv davon geträumt, mehr zu erreichen, aber so ist der Sport – wenn jemand stärker ist, gewinnt er mehr. Man muss das Beste aus seinen Möglichkeiten machen, und damit bin ich zufrieden. Die Siege werden eben immer schwieriger.“

Dankbarkeit und Zukunftspläne

Besonders die Zeit bei Arkéa bleibt ihm in guter Erinnerung. „Arkéa war das Team, bei dem ich die meiste Zeit meiner Karriere verbracht habe – es wurde mein Zuhause. Am Anfang war es ein kleines Team, und ich konnte dort in Ruhe lernen, ohne gleich in die großen Rennen geworfen zu werden.“
Wie es für McLay nun weitergeht, steht noch offen. Der Brite möchte aber dem Sport verbunden bleiben: „Ich bin für alles offen, habe viele kleine Ideen, aber noch nichts Konkretes. Ich würde gerne etwas im Radsport machen – aber ich habe keinen Druck, sofort etwas Neues zu beginnen.“
Nach einer Dekade im Peloton verabschiedet sich Dan McLay mit realistischem Blick, aber ohne Reue – ein Sprinter, der vielleicht nicht alles gewonnen hat, was möglich war, aber alles gegeben hat, was er konnte.
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