Der Aufstieg von Isaac del Toro - und der Fall von Juan Ayuso: Wie die jungen Talente von Team UAE im Jahr 2025 unterschiedliche Wege gingen

Radsport
Mittwoch, 05 November 2025 um 11:00
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Die Saison 2025 ist zu Ende – und kaum zwei junge Fahrer verkörpern die Gegensätze dieses Radsportjahres so stark wie Isaac del Toro und Juan Ayuso. Beide galten als künftige Säulen des UAE Team Emirates – XRG, beide starteten in denselben Farben. Doch während der eine explodierte, war der andere am Ende der Saison nicht mehr Teil des Teams.

Der Neustart, der keiner wurde

Juan Ayuso ging als einer der designierten Teamleader ins Jahr, entschlossen, das schwierige Tour-de-France-Jahr 2024 hinter sich zu lassen. Damals hatte er im Dienst von Tadej Pogačar arbeiten müssen, kam mit der Helferrolle jedoch nie richtig zurecht und schied schließlich krankheitsbedingt aus. 2025 sollte sein Comeback-Jahr werden – ein Neuanfang mit klarer Verantwortung.
Isaac del Toro dagegen stand am Beginn seiner ersten kompletten WorldTour-Saison. Der 21-jährige Mexikaner galt als eines der größten Talente seiner Generation, das UAE langsam an die Rolle eines zukünftigen Kapitäns heranführen wollte. Geplant war, dass er Ayuso beim Giro d’Italia unterstützen sollte – ein Plan, der sich schnell zerschlug.

Frühe Feuerwerke

Bereits im März zeigten beide, warum man sie als Stars von morgen bezeichnet. Ayuso siegte bei der Faun Drôme Classic und der Trofeo Laigueglia. Del Toro konterte mit einem beeindruckenden Triumph bei Milano–Torino.
Ayuso legte mit einem Etappensieg und dem Gesamtsieg bei Tirreno–Adriatico nach, ehe er bei der Volta a Catalunya eine Etappe gewann und Gesamtzweiter hinter Primož Roglič wurde. Als sich die Favoriten beim Giro d’Italia am Start versammelten, standen Ayuso und Roglič im Zentrum aller Prognosen.
Doch die Realität schrieb ein anderes Drehbuch: Ayuso kämpfte mit Formschwankungen, rettete immerhin einen Etappensieg. Del Toro dagegen wuchs über sich hinaus – er eroberte das Rosa Trikot, gewann eine Etappe und verteidigte die Gesamtführung bis kurz vor Schluss. Erst Simon Yates’ späte Attacke raubte ihm den Sensationssieg.

Der Wendepunkt

Nach dem Giro trennten sich ihre Wege endgültig. Während Ayuso an Form und Selbstvertrauen verlor, konnte Del Toro kaum noch gestoppt werden. Der Mexikaner feierte Sieg um Sieg: Österreich-Rundfahrt, Clàssica Terres de l’Ebre, Circuito de Getxo, Vuelta a Burgos, GP Industria & Artigianato, Giro della Toscana, Coppa Sabatini, Trofeo Matteotti, Giro dell’Emilia, Gran Piemonte und Giro del Veneto – die Liste seiner Triumphe wuchs wöchentlich.
Seinen kometenhaften Aufstieg krönte Del Toro mit einem Doppelsieg bei den mexikanischen Meisterschaften, wo er sowohl das Zeitfahren als auch das Straßenrennen gewann.
Ayuso hingegen kehrte erst bei der Vuelta a España ins Rampenlicht zurück. Als kurzfristiger Ersatz für den verletzten Pogačar gewann er zwar zwei Etappen, hielt sich aber aus dem Kampf um das Gesamtklassement heraus. Kurz darauf verkündete Lidl–Trek seine Verpflichtung – ein symbolischer Schlussstrich unter seine Zeit bei UAE.

Zahlen und Bedeutung

Am Saisonende stand Del Toro bei 16 Siegen – doppelt so viele wie Ayuso, der acht Mal erfolgreich war. Doch die Wertigkeit war unterschiedlich: Ayusos Erfolge kamen überwiegend auf WorldTour-Niveau, darunter drei Etappensiege bei Grand Tours. Del Toro hingegen glänzte mit einer unglaublichen Konstanz, sein einziger WorldTour-Triumph blieb der Etappensieg beim Giro.
Trotzdem: Für einen 21-Jährigen, der seine erste volle Saison in der Elite bestreitet, war Del Toros Bilanz außergewöhnlich. Während Ayuso nun einen Neustart bei Lidl–Trek wagt, könnte Del Toro in den kommenden Jahren das Gesicht einer neuen Generation bei UAE werden – und vielleicht schon bald die nächste große Ära des Radsports prägen.
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