Die 3. Etappe der
Tour de France Femmes 2025 sollte ein unspektakulärer Tag für die Sprinterinnen werden. Doch statt eines ruhigen Auftakts wurde sie zum Schreckensmoment für
Demi Vollering. Ein Massensturz 3,7 Kilometer vor dem Ziel hätte die Ambitionen der Titelverteidigerin beinahe zunichte gemacht. Erst eine zweite Reihe medizinischer Tests brachte am Dienstagmorgen die erlösende Nachricht: keine Gehirnerschütterung, Vollering kann weitermachen.
Tom Dumoulin, Ex-Giro-Sieger und mittlerweile gefragter Experte, hat die Ursachen des Sturzes in der niederländischen Sendung De Avondetappe analysiert – und liefert eine präzise Anatomie des Unfalls, die Vollering von jeder Schuld freispricht.
Der Sturz kam nicht dort, wo alle ihn erwarteten
"Ich schaue mir den letzten Kilometer an und sehe: Kurve, Kurve, Kurve", erklärte Dumoulin. "Man wusste im Vorfeld, dass es dort krachen könnte." Doch der entscheidende Sturz geschah nicht auf den engen, winkligen letzten Metern – sondern an einer bekannten Engstelle 3,7 Kilometer vor dem Ziel.
"Diese Stelle war in jeder Team-Besprechung Thema", so Dumoulin. "Da geht es von sehr breit auf sehr schmal. Jeder wusste: Wer hier nicht vorne ist, ist raus." Über Funk wurde die Stelle permanent angesagt, doch wie immer galt: Vorn sind nur wenige Plätze. „Was passiert, wenn alle gleichzeitig dorthin wollen, kann man sich ausmalen.“
Ceratizit-Fahrerin löst Kettenreaktion aus
Laut Dumoulin lag die Ursache des Massensturzes in einem zu späten Manöver einer Ceratizit-Fahrerin. „Sie versucht innen reinzustoßen, bremst zu spät – und trifft genau Vollering. Die hatte keine Chance.“
Vollering war genau dort, wo eine Gesamtwertungsfahrerin in solch brenzligen Situationen sein muss: Im vorderen Drittel, geschützt von Teamkolleginnen, weg von den riskanten Manövern im hinteren Feld. Doch als sich das Feld an der Engstelle zusammenzog, wurde sie von hinten überrollt. „Demi war perfekt positioniert“, betont Dumoulin. „Sie konnte nichts tun, sie wurde einfach abgeräumt.“
Vom Albtraum zur Hoffnung – Doch der Schaden bleibt
Die Szenen nach dem Sturz gingen viral: Vollering weinend, gestützt von Teamkolleginnen, mit Schmerzen ins Ziel. Im Mannschaftsbus, dann im Krankenhaus – stundenlang war unklar, ob ihre Tour de France Femmes vorbei ist.
Am Dienstagmorgen dann das erleichternde Update: Keine Gehirnerschütterung, Vollering kann weiterfahren. Doch die Situation bleibt fragil. Der Sturz wird nicht spurlos an ihr vorübergegangen sein. Die bevorstehenden Bergetappen werden zeigen, wie stark der körperliche Tribut ist – und wie tief der mentale Schock sitzt.
„Der Unfall hat alles verändert“, so ein Sprecher des Teams. „Sie fährt weiter, aber wir wissen nicht, ob sie den ursprünglichen Plan, in den Bergen anzugreifen, umsetzen kann.“
Dumoulins Fazit ist eindeutig: „Es war eine Kombination aus Rennhektik, bekannter Gefahr und einem schlecht getimten Manöver. Aber eines ist klar: Demi Vollering trägt keine Schuld. Sie war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.“