Wout van Aert wird in dieser Saison weder bei den Weltmeisterschaften in Ruanda noch bei den Europameisterschaften in der französischen Ardèche antreten. Der Belgier hat eine intensive Saison hinter sich und benötigt dringend eine Erholungsphase. Für Nationaltrainer
Serge Pauwels ist der Verzicht ein schwerer Schlag, aber letztlich nachvollziehbar.
„Wout hat mich gleich nach der Tour informiert“, erklärte Pauwels gegenüber Sporza. Bereits während der Frankreich-Rundfahrt habe es mehrere Gespräche mit dem Fahrer und seinem Trainer Mathieu Heijboer gegeben. Schon zu diesem Zeitpunkt sei absehbar gewesen, dass eine Teilnahme an den Herbst-Highlights eher unwahrscheinlich sein würde.
Pauwels versuchte dennoch, van Aert von einer Teilnahme zu überzeugen – ohne Erfolg. Heute veröffentlichte der 30-Jährige seinen Rennkalender für den Rest der Saison: Dieser endet mit der Super 8 Classic Ende September. „Das ist natürlich sehr schade. Wout hätte in Ruanda durchaus ein Kandidat für den Titel sein können, wenn die Bedingungen gepasst hätten“, so Pauwels. „Und selbst wenn er nicht für den Sieg gefahren wäre, wäre er ein enorm wichtiger Teamspieler gewesen.“
Europameisterschaft mit brutalem Kletterprofil
Besonders bitter: Auch für die Europameisterschaften in Frankreich hätte van Aert laut Pauwels eine Schlüsselrolle spielen können. Das Streckenprofil sei noch anspruchsvoller als jenes der Weltmeisterschaft. „In der Drôme und Ardèche wird ein einzigartiger Kletterkurs gefahren. Ein rund 20 Minuten langer Anstieg steht dreimal auf dem Programm, ein weiterer, vergleichbar mit La Redoute, muss sogar sechsmal bewältigt werden“, erklärt der Nationalcoach.
Van Aert habe sich ursprünglich stärker auf die Weltmeisterschaften fokussiert, wenngleich auch die Europameisterschaften in seinem Leistungsspektrum gelegen hätten. Im Winter habe man sich darauf verständigt, erst nach der Tour de France eine endgültige Entscheidung zu treffen.
„Wout braucht jetzt wirklich eine gute Vorbereitung“
Tatsächlich war van Aert bei der Tour de France in starker Form. Sein Etappensieg auf der Champs-Élysées unterstrich seine Rückkehr zur alten Stärke. Doch der Schein trügt, wie Pauwels betont: „Nach außen sieht man einen Wout in Topform. Aber so funktioniert das nicht. Die Tour war nur der Schlusspunkt einer extrem fordernden Saison mit einem anspruchsvollen Frühjahrsprogramm und dem Giro.“
Die WM in Ruanda stellt zusätzlich ganz eigene Anforderungen: „Höhe, Hitze, ein komplett anderes Umfeld – das verlangt eine spezifische Vorbereitung“, betont Pauwels. „Man kann den Wout, der auf der Champs-Élysées gewonnen hat, nicht einfach in Ruanda unterbringen.“
Nach der Tour brauche es eine Phase der „Dekompression“, und genau die fehlt van Aert derzeit. Der Körper verlange Erholung, wenn die Basis für ein erfolgreiches neues Jahr gelegt werden solle. „Er will 2026 wieder in Topform sein – das kann ich absolut nachvollziehen.“
Für die belgische Nationalmannschaft bedeutet van Aerts Absage einen herben Verlust. Doch die Tür für eine Rückkehr im kommenden Jahr bleibt offen – mit einer besseren Vorbereitung, frischer Motivation und klaren Zielen.