„Junge Mädchen beobachten uns“ – Demi Vollering warnt vor gefährlichem Körperideal für Nachwuchsfahrerinnen im Radsport

Radsport
Montag, 11 August 2025 um 13:45
DemiVollering (4)
Das Thema Gewicht bleibt im Radsport ein sensibles Kapitel – insbesondere im Frauenpeloton. Die ständige Suche nach dem kleinsten Vorteil am Berg führt immer wieder zu extremen Maßnahmen. Doch wie weit darf der Drang zur Optimierung gehen? Demi Vollering, eine der besten Fahrerinnen der Welt, hat sich nun mit deutlichen Worten zu den wiederholten Fragen über ihr Körpergewicht geäußert.
Bei der Tour de France Femmes sah sich die Niederländerin immer wieder mit Fragen konfrontiert, die weniger mit Taktik oder Training zu tun hatten – sondern mit der Zahl auf der Waage. In einem ausführlichen Instagram-Beitrag teilte sie nun ihre Perspektive: „Jetzt, wo ich ein paar Tage Zeit hatte, die Dinge zu relativieren, hier meine persönliche Meinung zum 'Gewichtsthema'“, beginnt sie ihren Post.

80 Prozent der Fragen nur zum Gewicht

Was Vollering dabei besonders frustriert: Der Großteil der Fragen in der Abschlusspressekonferenz drehte sich nicht um Etappenprofile, Rennverläufe oder ihre Form – sondern um ihr Gewicht. „Ob ich vorhabe, noch mehr abzunehmen. Ob das der Schlüssel sei, um die Tour erneut zu gewinnen“, zitiert sie. Und reagiert mit Klarheit: „Bei jeder Entscheidung, die ich in meiner Karriere treffe, steht meine Gesundheit an erster Stelle. Immer.“
Sie stellt unmissverständlich klar, dass sie nicht bereit ist, ihren Körper zu verbiegen, nur um einem vermeintlichen Ideal zu entsprechen: „Ich bin nicht dafür gebaut, der leichteste Fahrer im Peloton zu sein – und ich werde meinen Körper nicht zwingen, etwas zu werden, was er nicht ist.“

Ein individueller Weg zum Erfolg

Die 28-Jährige zeigt dabei nicht nur Stärke, sondern auch Selbstvertrauen in ihren Ansatz. „Ich fahre bereits auf höchstem Niveau – mit einem starken, schlanken und leistungsfähigen Körper“, erklärt sie. Jeder Athlet, jede Athletin habe ihren eigenen Weg, sich auf große Rennen vorzubereiten. „Es gibt nicht den einen richtigen Weg“, betont Vollering. „Ich bin dankbar für meinen Körper – er hat mir so viele schöne Siege geschenkt.“
Hintergrund ihrer Aussage sind auch vermehrte Kommentare über andere Fahrerinnen, etwa Pauline Ferrand-Prévot, deren Gewicht öffentlich thematisiert wurde. Die FDJ-Suez-Fahrerin Vollering empfindet diese Diskussionen als unangemessen – besonders, wenn sie wie bei ihr zum Hauptthema nach einer Grand Tour gemacht werden.
In ihrem Statement geht die Strade-Bianche- und Vuelta-Siegerin noch weiter – und warnt eindringlich vor den psychischen Folgen eines gestörten Körperbildes im Leistungssport. Sie verweist auf Athletinnen im Peloton, die mit gesundheitlichen Problemen kämpfen, darunter ausbleibende Menstruation – ein Warnsignal, das oft mit Untergewicht und zu großer körperlicher Belastung einhergeht.
„Warum ich das jetzt teile? Weil junge Mädchen uns beobachten. Sie sehen, was wir sagen – und was wir verschweigen. Was wir zeigen. Was gefeiert wird“, schreibt Vollering. Und betont: „Manchmal pflanzt das, was sie sehen, im Stillen einen Samen. Vielleicht sprechen sie nicht darüber. Oder sie merken nicht einmal, dass es schädlich ist.“

Verantwortung für die nächste Generation

Für Vollering ist klar: Die Verantwortung liegt bei allen – Fahrern, Teams, Medien, Verbänden. Es brauche ein Umfeld, in dem offen über Gesundheit gesprochen werden kann, ohne Tabus. „Denn Gesundheit ist nicht immer sichtbar. Denkstörungen können sich im Stillen entwickeln“, warnt sie.
Für die 28-Jährige bedeutet Leistung mehr als ein reduziertes Körpergewicht: „Es geht um Stärke. Ausgewogenheit. Sich gut zu versorgen. Sich geistig stark zu fühlen. Und sich schneller zu erholen als alle anderen.“ Die Zahl auf der Waage sei kein Garant für Erfolg – und schon gar nicht für Glück.
Zum Abschluss richtet Vollering sich direkt an den Nachwuchs: „Kümmert euch um euch selbst. Stellt Fragen. Vertraut eurem Körper. Die Geschichte jedes Champions ist anders.“ Ihr Ziel bleibt dabei unverändert: „Ja, ich werde alles tun, um wieder dorthin zu kommen – auf meinem Weg.“
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