„Das Thema Ketone ist problematischer denn je“: Initiative für sauberen Radsport kritisiert die UCI wegen Untätigkeit in der Keton-Frage

Radsport
Montag, 08 Dezember 2025 um 10:00
James Shaw Vuelta a Espana
Der Profiradsport steckt mitten in einer seiner meistdiskutierten Kontroversen: dem verbreiteten Einsatz von Ketonsupplementen. Die „Clean-Cycling“-Gruppe Mouvement Pour un Cyclisme Crédible (MPCC) hat die Union Cycliste Internationale (UCI) öffentlich kritisiert, weil sie die Ketone-Frage nicht löst und das Peloton in einem langwierigen Schwebezustand belässt.
Eine aktuelle Mitteilung des MPCC warnte, das lange Warten der UCI auf Ergebnisse beauftragter Studien sei „peinlich“, und forderte eine klare Linie: entweder die Nutzung zu billigen oder sie konsequent zu verbieten. Laut MPCC könnte die von der UCI vor Monaten angekündigte Folgenabschätzung bis Ende 2025 verzögert werden – ein Zeitrahmen, den man angesichts von Gesundheitsrisiken und Glaubwürdigkeitsfragen als inakzeptabel einstuft.
Trotz zunehmenden Drucks hat die UCI kein Verbot ausgesprochen, empfahl aber mit Stand Oktober 2025 offiziell von der Verwendung von Ketonsupplementen abzusehen.

Was sind Ketone und warum sind sie umstritten?

Ketone, oft als viertes Makronährstoff beschrieben, sollen Körper und Gehirn eine alternative Energiequelle bieten, Glykogenspeicher schonen und Vorteile für Ausdauer und Regeneration liefern. Sie lassen sich über physiologische Ketose (Fasten oder Null-Kohlenhydrat-Diäten) oder durch die Aufnahme exogener Ketonester oder -salze erreichen. Die Werbeversprechen reichen von besserer Ausdauer und Spätform-Explosivität bis zu schnellerer Erholung und gesteigerter mentaler Fokussierung.
Der Radsport öffnete sich den Ketonen, als mehrere Top-Teams öffentlich mit großen Supplementmarken in Verbindung traten, darunter Visma Lease a Bike und Soudal - Quick-Step. Insider berichten, dass bei Veranstaltungen wie der letzten Tour de France bis zu 75 % des Pelotons Ketone genutzt haben könnten. Da Ketonsupplemente legal sind (nicht auf der WADA-Verbotsliste), liegt die Entscheidung derzeit bei Teams und Fahrern.
Im MPCC wächst der Druck. Das Bulletin argumentiert, die UCI müsse die Unsicherheit beenden. „Die Frage der Ketone ist problematischer denn je. Entweder ist sich die UCI sicher, dass die Verwendung von Ketonen akzeptabel ist, und muss dies bekannt machen … oder sie ist es nicht und muss klar und deutlich sagen, dass die Institution ihre Nutzung nicht empfiehlt oder sie sogar verbietet.“

Ein boomender Markt über den Radsport hinaus

Parallel dazu explodiert die Ketonbranche jenseits des Profiradsports. Kampagnen zielen nicht nur auf Athleten, sondern auch auf den Alltag, bewerben Ketone als „mentale Booster“, „Treibstoff für Ausdauer“ und „Performance-Enhancer“.
Selbst wenn die UCI sie ausschließt, bleiben Vollzugsprobleme: Ketone sind als Nahrungsergänzungsmittel breit verfügbar, keine verbotenen Substanzen, was die Kontrolle erheblich erschwert. Damit berührt die Debatte Grundsatzfragen: Wie geht man mit leistungssteigernden Supplements um, die legal für alle zugänglich sind, ohne Fairness, Gesundheit und Glaubwürdigkeit zu unterminieren.
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