Francisco Mancebo gab sein Profidebüt, als viele Fahrer des aktuellen Pelotons noch gar nicht geboren waren, und wird sein 50. Lebensjahr weiterhin im Rennbetrieb erreichen: Für 2026 schließt er sich dem chinesischen Pingtan International Tourism Island Cycling Team an und macht damit seinen Entschluss rückgängig, am Saisonende zurückzutreten.
„Wenn du als Profi anfängst, denkst du, du hörst mit 32 oder 33 auf, so war es früher üblich. Heute fahren viele länger, aber 50 ist trotzdem eine lange Zeit… Aber nein, es ist einfach so gekommen. Das ist nichts, das man plant oder anstrebt.“ sagte der Routinier
Domestique aus Japan und blickte auf eine oft umstrittene, drei Jahrzehnte währende Karriere zurück.
Schatten der Operación Puerto
„Nun, offensichtlich wurde meine Karriere von der Operación Puerto geprägt. Das war ein Wendepunkt.“ erläutert der Spanier, dessen Team AG2R ihn entließ, nachdem er am Vorabend der
Tour de France 2006 aus dem Rennen genommen worden war. Obwohl er nie angeklagt wurde, kehrte der frühere Gewinner der Tour de France-Nachwuchswertung nie auf das höchste Niveau des Sports zurück, zumal sein Team Relax im Folgejahr keine Wildcard für die Vuelta a España erhielt.
„Damals war es hart, weil es keine Sperre gab, aber hinter den Kulissen Druck von der
UCI und von Veranstaltern, und wir nicht starten konnten.“ reflektiert er. „Das ist die Heuchelei im Radsport, und viele der Leute von damals sind heute noch da, also hat sich wenig geändert. Aber inzwischen sehe ich es einfach als etwas an, das uns passiert ist.“
Mancebo glaubt, 2012 einer Rückkehr mit dem Movistar Team nahe gewesen zu sein, auch wenn der Deal am Ende nicht zustande kam. „[Eusebio] hat die Sponsoren als Ausrede benutzt. Ich weiß nicht, ob das stimmte oder nicht. Aber das war das letzte Mal, dass ich versucht habe, in die ProTour zurückzukehren.“
Zuvor hatte Mancebo zwei Saisons bei Rock Racing verbracht, dem umstrittenen Team des US-Amerikaners Michael Ball, an der Seite von Fahrern wie Oscar Sevilla und Tyler Hamilton. „Michael Ball war ein bisschen verrückt. Er hatte viel Geld – oder sah zumindest so aus – und mit seiner Verrücktheit riss er das Team mit.“ erinnert sich Mancebo.
„Das Trikot war auffällig mit Totenkopf und Knochen, alles war sehr extravagant. Aber es war auch sehr professionell. Das war wahrscheinlich das Team, bei dem ich in meinem ganzen Leben am meisten Spaß hatte. Und die Ergebnisse waren auch gut.“
Neuer Anfang im fernen Osten
Fast zwei Jahrzehnte später und nach sechs Saisons beim japanischen Team Matrix Powertag zieht es den 49-Jährigen für eine neue Herausforderung nach China, nachdem er Anfang 2025 zum ältesten Sieger eines Profirennens geworden ist. „Diese Chance in China hat sich ergeben, und ich bin sehr glücklich – eine neue Erfahrung, ein neues Team, neue Motivation. Das ist alles gut für den Kopf. Ich habe den Manager erst vor ein paar Tagen kennengelernt, also integriere ich mich nach und nach ins Team.“ sagte Mancebo, dessen Rennprogramm überwiegend im Heimatland des Teams liegen dürfte, mit Möglichkeiten für Starts auf den Philippinen und in Usbekistan.
Alter scheint kein Hindernis: Mancebo legt sich auf kein Rücktrittsdatum fest und betont, die Beine würden entscheiden. „Es gibt kein Datum: Ich möchte so lange weitermachen, wie ich kann. Aber natürlich ist es kompliziert. Trotzdem hoffe ich, dieses Jahr gut zu fahren und bis 2027 weiterzumachen.“