Es scheint nahezu ausgeschlossen, dass
Tadej Pogacar am kommenden Samstag nicht seinen fünften Sieg in Folge bei der Lombadei-Rundfahrt feiert. Das italienische Monument bleibt mit seiner anspruchsvollen Route wie gemacht für den slowenischen Weltmeister, der sich in absoluter Topform befindet – trotz einer extrem langen Saison.
Seit seinen Siegen bei der UAE Tour und der Strade Bianche im März hat Pogacar eine beinahe perfekte Saison hinter sich. Er triumphierte bei der Flandern-Rundfahrt, der Flèche Wallonne und Lüttich–Bastogne–Lüttich, wurde Zweiter beim Amstel Gold Race und bei Paris–Roubaix, und belegte Rang drei bei Mailand–Sanremo. Im Sommer bezwang er Jonas Vingegaard sowohl beim Critérium du Dauphiné als auch bei der Tour de France, bevor er im Herbst das seltene Double aus Welt- und Europameistertitel gewann – und zuletzt auch noch Tre Valli Varesine.
Es wirkt, als sei Pogacar derzeit unantastbar. Doch im Radsport ist nichts sicher. Deshalb lohnt sich ein Blick auf die wenigen Fahrer, die ihn beim letzten Monument des Jahres in Bergamo tatsächlich gefährden könnten. Drei Namen stechen heraus:
Isaac del Toro,
Remco Evenepoel und Julian Alaphilippe.
Isaac del Toro – der gefährlichste Mann im eigenen Team
Der offensichtlichste Herausforderer kommt aus dem eigenen Lager. Isaac del Toro, Pogacars Teamkollege bei UAE Team Emirates, ist derzeit der zweitstärkste Fahrer des Pelotons – direkt hinter seinem Kapitän. Der Mexikaner hat in den letzten Wochen fünf italienische Klassiker gewonnen: GP Industria, Giro della Toscana, Coppa Sabatini, Trofeo Matteotti und Giro dell’Emilia.
Angesichts seiner herausragenden Form und Pogacars Dominanz könnte das Team am Samstag eine taktische Karte spielen. Sollte Pogacar andere Favoriten kontrollieren müssen, könnte Del Toro freie Fahrt bekommen – ein Szenario, das angesichts seiner aktuellen Stärke keineswegs ausgeschlossen ist. In einem solchen Fall wäre ein Sieg des Mexikaners alles andere als eine Überraschung.
Remco Evenepoel – die logische, aber schwierige Alternative
Remco Evenepoel gilt als der wohl gefährlichste externe Gegner. Der Belgier ist Pogacar in Sachen Punch und Ausdauer am nächsten, hat aber ein großes Problem: An den steilen Anstiegen kann der Slowene ihn immer wieder distanzieren – zuletzt bei fast jedem Aufeinandertreffen.
Allerdings befindet sich Evenepoel nach seinem Doppel-Gold bei den Weltmeisterschaften und Doppel-Silber bei den Europameisterschaften in bestechender Spätform. Sollte er Pogacar auf den letzten Kilometern halten können, wäre er einer der wenigen, die ihn im Sprint schlagen könnten. Ein realistisches, wenn auch äußerst schwieriges Szenario.
Julian Alaphilippe – der Außenseiter mit der besten Laune
Einen dritten Fahrer zu nennen, der realistische Chancen auf den Sieg hat, ist nicht leicht. Zwar könnten Namen wie Primoz Roglic, Lenny Martinez, Richard Carapaz, Tom Pidcock, Egan Bernal, Mikel Landa, Ben O’Connor oder das französische Supertalent Paul Seixas in die Verlosung kommen – doch in Wahrheit scheint keiner in der aktuellen Form Pogacar gefährlich werden zu können.
Deshalb fällt die Wahl auf Julian Alaphilippe, der in den letzten Wochen wieder an alte Stärke erinnert. Der Franzose schlug Pogacar beim GP von Québec und überzeugte zuletzt mit einem Podiumsplatz bei Tre Valli Varesine. Für einen Sieg müsste er vermutlich aus einer Ausreißergruppe heraus angreifen – aber genau solche unvorhersehbaren Szenarien sind Alaphilippes Spezialität.
Ob einer dieser drei Fahrer Pogacars Fabelserie beenden kann, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur: Sollte Pogacar nicht gewinnen, wäre es eine der größten Überraschungen dieses Radsportjahres.
Welche Fahrer trauen Sie sich zu, Pogacar am Samstag, den 11. Oktober, in Como zu stoppen?
Teilen Sie Ihre Meinung in den Kommentaren – denn alles andere als ein weiterer Sieg des Slowenen wäre ein kleines Wunder.
Original: Juan Larra