ANALYSE | Diese Statistiken zeigen, warum der Hattrick von Mathieu van der Poel bei Paris-Roubaix so außergewöhnlich ist

Radsport
Mittwoch, 16 April 2025 um 21:40
van der poel
Mit seinem dritten Sieg in Folge bei Paris-Roubaix zementierte Mathieu van der Poel nicht nur seinen Status als moderner König des Kopfsteinpflasters, sondern auch als einer der größten Eintagesfahrer der Radsportgeschichte. Sein Triumph 2025 bei der „Hölle des Nordens“ war historisch – nicht nur wegen des Rennverlaufs, sondern auch wegen der Vielzahl an statistischen Meilensteinen, die er bestätigte oder neu setzte.
Nur zwei Fahrer vor ihm haben Paris-Roubaix dreimal in Serie gewonnen: Octave Lapize (1909–1911) und Francesco Moser (1978–1980). Van der Poel reiht sich mit seinen Siegen 2023, 2024 und 2025 nun in diesen exklusiven Kreis ein – als erster Fahrer seit 45 Jahren.
Dass ihm dieses Kunststück im heutigen, hochkompetitiven Radsport gelungen ist, macht den Erfolg umso bemerkenswerter. Die Felder sind größer, das Material besser, die Rennen unberechenbarer. Doch Van der Poel beherrscht Paris-Roubaix – das brutalste Monument von allen – mit einer Dominanz, die ihresgleichen sucht.
Fünfmal ist er bisher bei Paris-Roubaix gestartet – dreimal hat er gewonnen. Eine Siegquote von 60 % bei einem Rennen, das selbst für Favoriten oft im Chaos endet, ist außergewöhnlich. Sein schlechtestes Resultat? Platz neun im Jahr 2022. Es ist das einzige Mal, dass er nicht auf dem Podium stand – und zugleich das letzte Mal, dass er bei einem Kopfsteinpflaster-Monument nicht unter den besten Drei war.
Besonders beeindruckend: Laut Cycling Statistics ist Van der Poel der erste Fahrer der Geschichte, der vier Jahre in Folge ein Monument auf Kopfsteinpflaster gewonnen hat. Seine Serie begann mit der Flandern-Rundfahrt 2022, gefolgt von Paris-Roubaix 2023, der Flandern-Rundfahrt 2024 und erneut Paris-Roubaix 2024 und 2025.
Das ergibt fünf Monument-Siege auf Kopfsteinpflaster in vier Jahren – eine Bilanz, die weder Merckx, noch Boonen oder Cancellara je erreicht haben. Van der Poel ist, ganz ohne Übertreibung, der unangefochtene König des Kopfsteinpflasters.
Ist Mathieu van der Poel der Kopfsteinpflaster-GOAT?
Ist Mathieu van der Poel der Kopfsteinpflaster-GOAT?

Van der Poel schreibt Geschichte: Dritter Roubaix-Sieg, neue Bestmarken und das nächste Ziel

Das diesjährige Ergebnis bei Paris-Roubaix brachte ein historisches Novum: Zum ersten Mal standen dieselben drei Fahrer – Tadej Pogacar, Mads Pedersen und Mathieu van der Poel – in einer Saison sowohl bei der Flandern-Rundfahrt als auch bei Paris-Roubaix auf dem Podium. In Flandern siegte Pogacar vor Pedersen und Van der Poel, eine Woche später drehte der Niederländer das Klassement um und gewann vor Pogacar und Pedersen. Wout van Aert wurde bei beiden Rennen Vierter – ein weiteres Indiz für die neue Konstanz an der Spitze der Kopfsteinpflaster-Klassiker.
Diese vier Fahrer prägen die aktuelle Ära der Frühjahrs-Monumente, aber Van der Poel hat sich mit seinem dritten Roubaix-Sieg endgültig an die Spitze gesetzt.
Mit diesem Triumph hält Van der Poel nun bei acht Monument-Siegen: drei bei Paris-Roubaix (2023, 2024, 2025), drei bei der Flandern-Rundfahrt (2020, 2022, 2024) und zwei bei Mailand–Sanremo (2023, 2025). Damit liegt er in der Monument-Bilanz nun vor Tom Boonen. Und das ist nicht nur beachtlich – es ist historisch.
Im Jahr 2024 sagte Boonen noch: „Ich habe in einer Saison das erreicht, was Van der Poel in seiner Karriere erreicht hat.“ Doch seither hat der Niederländer weiter nachgelegt – mit einer weiteren Flandern-Rundfahrt, einem zweiten Sanremo-Sieg und zwei weiteren Paris-Roubaix-Triumphen.
Boonen, selbst eine Ikone auf dem Kopfsteinpflaster, holte vier Siege bei Roubaix und drei bei der Ronde – aber nie drei Roubaix-Erfolge in Serie und nie einen Sanremo-Triumph. Van der Poel hat mit 30 Jahren bereits das komplettere Monument-Portfolio und könnte 2026 mit einem weiteren Roubaix-Erfolg Boonens Rekord von vier Siegen einstellen – gemeinsam mit Roger De Vlaeminck. Wer würde da gegen ihn wetten?
Die moderne Eintages-Radsport-Ära wird aktuell von drei Fahrern geprägt: Van der Poel, Pogacar und Remco Evenepoel. Seit 2022 hat Van der Poel acht große Eintagesrennen gewonnen, Pogacar sieben und Evenepoel vier. Gemeinsam halten sie 19 der letzten 22 Siege bei Monumenten, Weltmeisterschaften und Olympischen Straßenrennen – das entspricht einer unfassbaren Quote von 86,3 %.
Van der Poel ist der dominierende Name dieses Trios – und er zeigt keine Anzeichen von Ermüdung.
Trotz seiner Erfolge auf der Straße richtet sich Van der Poels Fokus nun neu aus: auf das Mountainbike. Nach dem Frühjahr wird er keine Straßenrennen mehr bestreiten und sich stattdessen auf die Mountainbike-Weltmeisterschaft im August vorbereiten – das letzte große Regenbogentrikot, das ihm in seiner multidisziplinären Karriere noch fehlt.
Sein Palmares ist jetzt schon beeindruckend: acht Monumente, ein Weltmeistertitel auf der Straße, ein WM-Titel auf Schotter sowie sieben Cross-Weltmeisterschaften. Sollte er im kommenden Winter eine achte Cross-WM gewinnen, würde er auch dort den alleinigen Rekord halten. Nur das Elite-Mountainbike-Trikot fehlt ihm noch – und genau das will er jetzt holen.
Was seine Tour-de-France-Bilanz betrifft, bleibt sie trotz starkem Debüt mit Etappensieg und Gelbem Trikot 2021 bislang ausbaufähig. Seither war Van der Poel meist als Helfer für Jasper Philipsen im Einsatz. Doch die frühe Woche der Tour 2025 könnte ihm mit ihren kürzeren, explosiveren Finals die perfekte Bühne für einen weiteren Etappensieg bieten.
Mit seinem dritten Roubaix-Sieg in Folge hat Van der Poel nicht nur Geschichte geschrieben, sondern eine ganze Reihe von Meilensteinen gesetzt:
  • Er ist der erste Fahrer, der vier Jahre in Folge ein Monument über Kopfsteinpflaster gewann.
  • Er gehört zu den drei Fahrern mit drei Roubaix-Siegen in Serie.
  • Bei fünf Roubaix-Starts hat er eine Siegquote von 60 %.
  • 2025 standen bei Flandern und Roubaix dieselben Fahrer auf dem Podium – ein Novum.
  • Er liegt nun vor Tom Boonen bei den Monument-Siegen.
  • Acht der letzten 22 wichtigsten Eintagesrennen gingen auf sein Konto.
In einer Ära der Spezialisten beweist Mathieu van der Poel, dass echte Vielseitigkeit weiterhin möglich ist. Er hat Monumente, Regenbogentrikots in drei Disziplinen und Tour-Etappen auf seinem Konto. Und dennoch bleibt die Frage: Wie weit kann er noch gehen?
Obwohl er erst im Juli wieder ein Rennen bestreiten wird, sorgt dieser Sieg dafür, dass die Augen der Radsportwelt auf ihn gerichtet bleiben. Denn mit Mathieu van der Poel beginnt an jeder Startlinie ein neues Kapitel der Geschichte.
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