UCI-Chef über neue Regeln: „Pogacar würde sofort ins Cyclocross zurückkehren – wenn sein Team es zulässt“

Cyclocross
Sonntag, 02 November 2025 um 13:19
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Cyclocross steht vor dem größten Wandel seit Jahrzehnten – und aus Sicht des UCI-Sportdirektors Peter Van den Abeele könnte sogar der aktuell dominierendste Grand-Tour-Fahrer bald wieder im Schlamm auftauchen.
Der Grund: Ab 2027 tritt eine wichtige Regeländerung in Kraft. Dann dürfen WorldTour-Teams auch UCI-Punkte aus Offroad-Disziplinen sammeln. Ein Paradigmenwechsel, der laut Van den Abeele die Talententwicklung maßgeblich verändern wird. „Die nächste Generation von Pogacars und Van der Poels wird nicht mehr nur auf der Straße geformt“, glaubt er.
Und ein Weltstar müsste offenbar nicht lange überredet werden: „Vergessen Sie nicht, dass Tadej Pogačar früher Cross gefahren ist. Wenn sein Team es zulassen würde, wäre er sofort wieder dabei“, sagte Van den Abeele dem Het Nieuwsblad.
Was wie eine beiläufige Bemerkung klingt, deutet auf eine mögliche Zukunft hin, in der Straßenhelden den Winter nicht mehr als Off-Season, sondern als Chance auf Weiterentwicklung sehen – und der Cyclocross-Sport neue Strahlkraft gewinnt.

Multidisziplinäres Modell setzt sich durch

Van den Abeele verweist auf den Erfolg der Multidisziplin-Strategie der Roodhooft-Brüder bei Alpecin-Deceuninck als Blaupause für die Zukunft. Sie haben gezeigt, wie ein Fahrer wie Mathieu van der Poel im Cross groß werden und dennoch zu einem der besten Straßenprofis der Welt aufsteigen kann. Für ihn ist klar: So entwickelt sich der Sport.
Mit der Einführung von UCI-Punkten außerhalb der Straßenszene könnten die Vorteile bald doppelt ausfallen – sportlich für die Fahrer, strategisch für die Teams. „Für ein Team wie Visma | Lease a Bike werden die Punkte von Wout van Aert vielleicht nicht entscheidend sein“, erklärt Van den Abeele. „Aber für kleinere Mannschaften kann das einen enormen Unterschied machen. Jayco AlUla hat den Mountainbike-Weltmeister, EF Education-EasyPost hat ein eigenes Cyclocross-Team aufgebaut. Das sind Schritte in die richtige Richtung.“

Flandern bleibt das Herzstück - aber die Expansion gewinnt an Tempo

Trotz des wachsenden Interesses in neuen Regionen wie Benidorm macht Van den Abeele deutlich, dass Belgien weiterhin das Herzstück des Sports bleibt:
„Cyclocross ist in Flandern nach wie vor tief verwurzelt – und wirtschaftlich wie kulturell die treibende Kraft. Natürlich freut es mich, dass der Sport inzwischen auch außerhalb unserer Region richtig boomt. Die Weltmeisterschaften in Liévin waren ein voller Erfolg, Benidorm ist ein Kassenschlager geworden und Tábor bleibt ein Klassiker. Aber wir können nicht leugnen: Die Rennen in Flandern sind nach wie vor die stärksten.“
Trotzdem plädiert er für Wachstum mit Augenmaß: „Ein kompletter Neustart des Kalenders wäre falsch. Aber zwei große internationale Rennen mehr – das würde für mehr Balance sorgen.“

Die olympische Inklusion ist immer noch lebendig - und hat das Potenzial zur Veränderung

Cyclocross steht weiterhin auf der Agenda für die Olympischen Winterspiele 2030. „Noch ist nichts beschlossen – aber ebenso wenig vom Tisch“, betont Van den Abeele. Sollte das IOC grünes Licht geben, wäre das für ihn ein echter Wendepunkt: „Es wäre die vollständige Anerkennung unserer Disziplin. Die nationalen Verbände würden plötzlich ganz anders investieren. Noch immer verlieren wir zu viele Talente an andere Bereiche… Mathieu van der Poel zeigt, dass die Kombination perfekt funktionieren kann: siebenfache Weltmeisterkrone im Cross und jedes Jahr Siege bei den großen Klassikern.“
Für einen Sport, der auf schlammigen Feldwegen in Flandern geboren wurde, wären olympische Ringe die ultimative Aufwertung — und ein Anreiz für die größten Stars, auch im Winter um Medaillen zu kämpfen.
Und sollte Pogacar jemals grünes Licht von UAE Team Emirates bekommen… Dann wüssten die Cyclocross-Fans ganz genau, welches Chaos im Schlamm entfesselt würde.
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