Inkompetenz oder Gleichgültigkeit? Michael Rasmussen fragt, warum Red Bull - BORA - hansgrohe Lazkano trotz Krankenakte verpflichtet hat

Radsport
Sonntag, 02 November 2025 um 13:19
Oier Lazkano
Der Fall Oier Lazkano zieht immer weitere Kreise. Nachdem der spanische Fahrer von der UCI aufgrund auffälliger Werte in seinem biologischen Pass vorläufig suspendiert wurde, erhebt der dänische Ex-Profi und heutige Experte Michael Rasmussen schwere Vorwürfe gegen Red Bull – BORA – hansgrohe.
Rasmussen behauptet, das deutsche WorldTour-Team habe zum Zeitpunkt der Verpflichtung von Lazkano Kenntnis über die verdächtigen Blutwerte gehabt – und ihn dennoch unter Vertrag genommen.

Verdächtige Werte, keine positiven Tests

Wie die Zeitung El País berichtet, wurde Lazkano zwischen 2022 und 2024 nicht positiv auf eine verbotene Substanz getestet. Dennoch wiesen vier verschiedene Blutproben auffällige Schwankungen auf, die laut der International Testing Agency (ITA) den Verdacht auf Doping begründen.
Da der 24-Jährige keine plausible medizinische Erklärung für die Werte liefern konnte, wurde er vorläufig suspendiert. Laut internen Quellen hatte Red Bull – BORA – hansgrohe bereits im April oder Mai 2025 entschieden, Lazkano vorerst nicht mehr starten zu lassen, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch keine offizielle Sperre vorlag.

Rasmussen: „Nur zwei mögliche Szenarien“

In einem Beitrag auf X (ehemals Twitter) zeichnete Rasmussen ein düsteres Bild: „Ich gehe davon aus, dass Red Bull – BORA – hansgrohe vor der Vertragsunterzeichnung selbstverständlich die medizinische Akte von Lazkano angefordert hat. Daraus ergeben sich zwei Szenarien.“
Szenario 1: Die Teamärzte hätten die verdächtigen Signale nicht erkannt – ein Hinweis auf mangelnde Kompetenz oder Nachlässigkeit im medizinischen Screening.
Szenario 2: Die Ärzte hätten die Auffälligkeiten wohl erkannt, aber darauf vertraut, dass UCI oder ITA nicht einschreiten würden. „Das wäre ein noch größeres Problem“, so Rasmussen, „denn das würde bedeuten, dass Teams bewusst Fahrer einsetzen, deren biologische Pässe Anomalien zeigen.“
Beide Szenarien, so der Däne, „werfen ein beunruhigendes Licht auf die medizinischen und ethischen Standards im modernen Profiradsport“.

Eine gefährliche Grauzone

Tatsächlich bewegt sich der Fall Lazkano in einer juristischen und sportlichen Grauzone. Der biologische Pass weist auf indirekte Indizien für Doping hin, die aber erst nach einer umfassenden Auswertung durch Expertenkommissionen zu einer Sanktion führen können.
Diese Verfahren dauern häufig Monate – ein Zeitraum, in dem Teams und Fahrer oft in Unsicherheit leben. Dass ein WorldTour-Team wie Red Bull – BORA – hansgrohe möglicherweise bewusst das Risiko einging, einen Fahrer mit offenen Fragen im biologischen Pass zu verpflichten, sorgt in der Szene für Empörung.

Konsequenzen stehen noch aus

Weder das Team noch Lazkano selbst haben bislang öffentlich Stellung zu Rasmussens Vorwürfen genommen. Offiziell bleibt der Fahrer bis zur endgültigen Entscheidung der UCI-Disziplinarkommission suspendiert.
Der Fall zeigt, wie sensibel und komplex der Umgang mit biologischen Pässen bleibt – und dass die Grenze zwischen medizinischer Unklarheit und bewusstem Regelbruch oft schwer zu ziehen ist.
Eines ist sicher: Der Dopingfall Lazkano könnte weitreichende Konsequenzen haben – nicht nur für den Fahrer selbst, sondern auch für das Image von Red Bull – BORA – hansgrohe.
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