Lucinda Brand feierte beim
X2O Trofee Azencross Loenhout ihren bereits 16. Saisonsieg – diesmal nicht mit einem langen Solo, sondern dank Geduld und perfektem Timing.
Die Auftaktrunden waren auffallend kontrolliert. Ein sauberer Start auf der Brechtseweg formte eine große Spitzengruppe, in der Marie Schreiber und Marion Norbert Riberolle früh präsent waren. Brand gehörte nicht zu den Schnellsten, arbeitete sich jedoch ruhig nach vorn und ging kein Risiko ein, als der Kurs in Loenhout zunehmend rutschig wurde.
Die Bedingungen verschlechterten sich stetig, doch ohne frühe Zwischenfälle blieb die Spitze kompakt. Brand wählte eine dosierte Linie, stieg am Bachlauf vorsichtig ab und überließ anderen das Animieren. Zoe Backstedt und Kristyna Zemanova führten zeitweise, während
Manon Bakker mit aggressiven Bunnyhops über Bretter und Graben kleine Lücken riss, bevor ein Radwechsel ihren Rhythmus kurz unterbrach.
Zur Rennmitte kippte die Dynamik. Brand erhöhte schrittweise den Druck, und Norbert Riberolle versuchte mit einer scharfen Attacke das Zepter zu übernehmen, hob kurzzeitig das Tempo an. Zemanova reagierte sofort und unterstrich ihren wachsenden Einfluss an der Spitze. Als Brand in der vierten Runde entschlossen beschleunigte, wurde das Feld auseinandergezogen, ohne zu reißen. Norbert Riberolle fuhr am Limit, doch Zemanova kämpfte sich wiederholt zurück.
Eine kurze Beruhigung führte die Spitze wieder zusammen: eine selektive Gruppe aus sechs Fahrerinnen – Brand, Zemanova, Bakker, Norbert Riberolle, Backstedt und Larissa Hartog. Das ständige Umordnen zeigte den taktischen Charakter dieses Rennens. Brand war klar stark, kam jedoch nicht weg, weil Zemanova ihre Antritte konsequent konterte.
Alles entschied sich in der Schlussrunde. Brand, Zemanova und Bakker setzten sich als stärkstes Trio ab, Backstedt konnte die letzte Lücke nicht mehr schließen. Brand erhöhte nochmals den Druck, fuhr die technischen Passagen sauber und zwang Zemanova ans absolute Limit. Trotz des unbeugsamen Widerstands der tschechischen Meisterin behauptete Brand in den entscheidenden Momenten einen knappen Vorsprung.
Auf den letzten Kilometern behielt Brand die Nerven, vermied Fehler und holte ihren zwölften Sieg in Serie. Zemanova überquerte nach einer zähen Vorstellung als Zweite die Linie, Bakker komplettierte als Dritte das Podium.
Es war nicht der gewohnte Soloritt, sondern ein taktisch reiches, eng umkämpftes Rennen. In Loenhout zeigte Brand einmal mehr, dass Kontrolle und Timing ebenso entscheidend sein können wie reine Power.