Florian Lipowitz’ Aufstieg in diesem Sommer gehört zu den schönsten Geschichten der Tour de France: Bei seiner ersten Teilnahme fuhr der Deutsche direkt aufs Podium in Paris und sicherte sich dazu das weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers. Kein Wunder also, dass die Nachricht von Remco Evenepoels Wechsel zu Red Bull – BORA – hansgrohe im Team mit Begeisterung statt mit Sorge aufgenommen wurde.
Lipowitz selbst zeigte sich erfreut, als er vor der dritten Etappe der Deutschland Tour
von VTM Nieuws zu seinem künftigen Teamkollegen befragt wurde. „Remco ist einer der besten Fahrer der Welt“, sagte er. „Zusammen mit Primoz Roglic werden wir eines der stärksten Teams haben. Ich freue mich sehr auf das nächste Jahr.“
Vom Deutschland-Tour-Starter zum Tour-Podium
Mit seiner Leistung bei der Tour 2025 veränderte Lipowitz die Wahrnehmung innerhalb des Pelotons. Als Dritter der Gesamtwertung und Gewinner des Weißen Trikots bewies er drei Wochen lang Konstanz und Nervenstärke. „Es war eine unglaubliche Erfahrung“, erklärte er. „Man muss sich jeden Tag aufs Neue konzentrieren, aber einen Podiumsplatz vergisst man nie. Das gibt einem eine Menge Selbstvertrauen für die kommende Saison.“
Die Verpflichtung von Remco Evenepoel hebt Red Bull zusätzlich auf ein neues Level. Der Belgier bringt den Vuelta-Sieg von 2022, Monument-Triumphe, olympisches Gold und Weltklasse-Zeitfahrqualitäten mit. Zusammen mit Roglic und Lipowitz verfügt die Mannschaft damit über eine Dreierspitze, die bei jeder Grand Tour zum engsten Favoritenkreis zählen dürfte. „Solche Fahrer im Team zu haben, wertet alles auf“, meinte Lipowitz. „Man pusht sich gegenseitig – im Training wie im Rennen. So wächst man als Team.“
Führung und Chancenmanagement
Die große Frage: Wie lässt sich ein Team mit drei potenziellen Kapitänen führen, ohne dass es zu Reibereien kommt? Lipowitz’ Trainer John Wakefield sieht darin kein Problem. „Es gibt genug Rennen, um alle zufrieden zu stellen“, sagte er im Gespräch mit Velo. „Florian denkt: ‘Gib mir ein gutes Programm, lass mich mein Ding machen, und los geht’s.’ Sowohl er als auch Remco sind absolute Profis.“
Wakefield verweist darauf, dass Lipowitz schon bei der Vuelta problemlos an Roglics Seite gefahren sei. „Auf diesem Niveau hat man eine Aufgabe – und die erfüllt man. Gleichzeitig gibt es Rennen, bei denen Florian seine eigenen Chancen bekommt.“ Lipowitz selbst bestätigt diesen Ansatz. „Ich freue mich auf einen guten Rennkalender. Solange ich den habe, kann ich mich auf meine Ziele konzentrieren – und auf die des Teams. Wenn auch andere um Siege fahren, macht uns das nur stärker.“
Blick auf 2026
Die Radsportwelt wird mit Spannung verfolgen, wie Red Bull seine Spitzenfahrer auf Grand Tours und einwöchige Rundfahrten verteilt. Wer bekommt die Tour? Wer führt beim Giro oder bei der Vuelta? Für Lipowitz ist klar, dass die interne Konkurrenz die Mannschaft nur besser macht. Wakefield sieht das genauso: „Wenn man mehr Top-Fahrer verpflichtet, steigt das gesamte Niveau. Dieser Effekt überträgt sich auf alle – Fahrer, Trainer, Betreuer.“
Lipowitz selbst fasst es mit leiser Zuversicht zusammen: „Ich freue mich sehr auf das nächste Jahr. Wir werden ein starkes Team haben, und ich glaube, dass wir gemeinsam Großes erreichen können.“