„Wir sind nicht hier, um Leben zu gefährden“ – Tour-de-France-Demonstrant Amine Messal vor Gericht

Radsport
Donnerstag, 04 September 2025 um 10:00
JonasAbrahamsen
Fast zwei Monate nach dem Tumult auf der 11. Etappe der Tour de France steht der Auslöser des Protests vor Gericht: Amine Messal, Student an der École Normale Supérieure in Toulouse, muss sich am 19. November verantworten. Seine Aktion fiel auf einen ohnehin dramatischen Tag, an dem Tadej Pogacar nach einem späten Sturz Zeit verlor und Jonas Abrahamsen seinen ersten Tour-Etappensieg feiern konnte. Nur das Eingreifen eines Sicherheitsbeamten verhinderte, dass Messals Auftritt im Zielbereich in einen gefährlichen Zwischenfall mit den Fahrern mündete.
Messal rannte in Toulouse auf die Straße und präsentierte ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift „Israel out of the Tour“. Damit wollte der 23-Jährige ein Zeichen gegen den Krieg in Palästina setzen. Später erklärte er seine Beweggründe: „Es war ein Raum der freien Meinungsäußerung, den ich mir nehmen wollte. Ich habe mir gesagt, dass ich lange genug vor den Fahrern einlaufen muss, damit sie mich sehen können, damit sie meine Flugbahn vorhersehen können und ich rechts bleibe, um sie nicht zu gefährden.“
Der Student schilderte detailliert, wie er den Zeitpunkt des Protests gewählt hatte. „Als sie noch 300 Meter entfernt waren, sprang ich über die Absperrung, zog mein T-Shirt aus und rannte los. Es geschah fast so, wie ich es geplant hatte. Während meines Laufs holten mich die Fahrer ein. Ich kam fast zeitgleich mit ihnen ins Ziel. Wäre das Feld geschlossen angekommen, hätte ich es natürlich nicht geschafft. Wir sind nicht hier, um das Leben der Fahrer zu gefährden – auch nicht meins.“
Sportlich spielte sich parallel ein packendes Finale ab. Mathieu van der Poel jagte auf den letzten Kilometern die Spitze um Jonas Abrahamsen und Mauro Schmid, während Pogacar durch seinen Sturz drei Minuten verlor. Abrahamsen setzte sich im Sprint gegen Schmid durch, Van der Poel erreichte das Ziel sieben Sekunden später.
Die Aktion von Messal erhält durch die jüngsten Ereignisse bei der Vuelta a España zusätzliche Brisanz. Dort musste die 11. Etappe in Bilbao neutralisiert werden, nachdem große Gruppen von Demonstranten gegen die Anwesenheit des Teams Israel – Premier Tech protestierten. Die Etappe wurde drei Kilometer vor dem Ziel gestoppt, ein Sieger nicht ermittelt. Der Konflikt um das israelische Team bleibt damit ein hochsensibles Thema im Radsport – und sorgt dafür, dass sportliche Glanzpunkte immer wieder in den Schatten politischer Auseinandersetzungen geraten.
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