"Wir heißen unsere saudischen Freunde willkommen" - One Cycling steht vor entscheidendem UCI-Votum

Radsport
Mittwoch, 04 Juni 2025 um 12:30
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Nach Monaten intensiver Diskussionen rückt der Wendepunkt für One Cycling näher. In den kommenden zehn Tagen entscheidet die UCI über den WorldTour-Kalender der nächsten drei Jahre. Diese Entscheidung könnte den Weg für das umstrittene Reformprojekt ebnen – oder es auf unbestimmte Zeit blockieren.
One Cycling will den Profiradsport grundlegend umgestalten. Statt der üblichen Abhängigkeit von Teamsponsoren soll ein zentralisiertes Geschäftsmodell entstehen. Finanziert werden soll es durch saudische Investitionen in Höhe von rund 250 Millionen US-Dollar. Im Gegenzug erhalten die beteiligten Teams Anteile an TV-Rechten, Ticketverkäufen und Hospitality-Angeboten.
Ein Radsportler könnte drastische Auswirkungen auf die Tour de France haben
Geplant ist eine neue Rennserie – die „OneCycling Global Race Series“. Diese soll stärker auf urbane Kulissen, Kriterium-Formate und mediale Inszenierung setzen. Fans und Sponsoren sollen direkt eingebunden werden. Vorbild ist das Modell der Formel 1: kommerziell attraktiv, kompakt erzählt und für ein globales Publikum konzipiert.
Doch das Projekt trifft auf Widerstand. Vor allem traditionsreiche Veranstalter wie ASO (Tour de France, Paris-Roubaix) und RCS (Giro d’Italia) halten sich bisher klar zurück. Kritiker fürchten um die Stellung historischer Rennen. Zudem warnt man vor einer Machtkonzentration bei einigen wenigen Investoren und Teams.
Auch UCI-Präsident David Lappartient reagierte zurückhaltend. Er lobte zwar den Innovationswillen und die neuen Geldquellen, stellte aber klare Bedingungen: Das bestehende Rennökosystem müsse gewahrt bleiben. „Paris-Roubaix wird immer Paris-Roubaix sein“, erklärte er. Veränderungen dürften nicht zu Ungleichgewichten führen.
Lappartient betonte, dass One Cycling transparent agieren müsse. Nur wenn Veranstalter, Teams, Fahrer und Fans eingebunden würden, könne daraus ein tragfähiges Modell entstehen. Die UCI will kein Elitenprojekt, sondern eine Reform, die den ganzen Sport stärkt.
Trotz dieser Bedenken sind große Teams wie Visma | Lease a Bike, Ineos, EF Education oder Red Bull – BORA – hansgrohe bereit zur Teilnahme. Sollte die UCI zustimmen, könnte das Projekt bald offiziell starten. Eine Ablehnung oder Verzögerung über 2026 hinaus könnte dagegen das vorläufige Ende bedeuten.
Der Radsport steht am Scheideweg. Ob One Cycling zur erhofften Lösung wird oder zum nächsten gescheiterten Reformversuch, entscheidet sich jetzt.
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