Die dritte Etappe der Vuelta a España endete in einem intensiven Bergaufsprint. David Gaudu überraschte mit dem Sieg, während
Jonas Vingegaard als Dritter das Grüne Trikot übernahm. Doch im Mittelpunkt der Analyse im The Move-Podcast standen nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die ungewohnt offensive Fahrweise des Dänen.
Spencer Martin wunderte sich über Vingegaards Sprint im Mittelteil der Etappe. „Wenn das Pogacar wäre, würden die Leute sagen, er vergeudet Energie. Was macht er denn da?“, so Martin. Er hob hervor, dass viele GC-Favoriten wie João Almeida (28.) und Juan Ayuso (35.) zu diesem Zeitpunkt weit hinten im Feld blieben und sich schonten. „Warum also investiert Visma die Energie?“
Testlauf fürs Grüne Trikot?
Johan Bruyneel teilte die Verwunderung. „Ich war überrascht, dass er für den Zwischensprint sprintete. Ich habe nicht verstanden, was das sollte, vielleicht dachte er, es gäbe Bonussekunden.“ Beide Kommentatoren kamen schließlich zu einer möglichen Erklärung: Vingegaard könnte einen Anlauf auf das Punktetrikot wagen.
„Es kommt häufiger vor, dass Klassementfahrer auch das Punktetrikot gewinnen“, meinte Martin. „Vielleicht denkt er daran. Aber mein Fazit ist: Jonas fühlt sich stark, er hat tolle Beine und will das ausnutzen.“ Für Martin ist weniger die Taktik selbst bemerkenswert, sondern, dass Vingegaard sie anwendet. „Normalerweise fährt er konservativ. Jetzt wirkt es, als hätte er mit Pogacar 2022 den Verstand getauscht. Er sprintet einfach um alles.“
Kritik an UAE-Positionierung
Neben Vingegaard gerieten auch die Fahrer von UAE Team Emirates in den Fokus. Ayuso und Almeida lagen am Ende zu weit hinten – ein Risiko bei einer Etappe mit leicht ansteigendem Finale. „Sie hätten unter den ersten zehn, fünfzehn sein müssen“, kritisierte Bruyneel. „So riskiert man, zehn Sekunden zu verlieren, ohne es zu merken.“
Martin ergänzte, dass UAE ohne Pogacar oft unsicher wirke. „Wenn er nicht dabei ist, wirkt es, als sei das Team ständig im Hintertreffen.“ Noch sei es aber früh im Rennen. Bruyneel relativierte: „Almeida auf Topniveau wäre vorne gewesen. Momentan fehlen ihnen vielleicht ein, zwei Prozent. Aber es sind drei Wochen – da kann viel passieren.“
Vingegaard sendet ein Signal
Auch wenn seine Sprints zunächst ungewöhnlich wirken, deutet vieles darauf hin, dass Vingegaard seine Stärke demonstrieren wollte. Früh im Rennen zeigt der Däne nicht nur Form, sondern möglicherweise auch Ambitionen jenseits des Gesamtklassements. Ob er tatsächlich das Grüne Trikot ins Visier nimmt, bleibt offen – sicher ist nur: Er wirkt stärker und offensiver als gewohnt.