„Das ist mein persönlicher Antrieb.“ – Ralph Denk über Doping im Radsport und dem Traum vom Maillot Jaune

Radsport
Samstag, 23 Dezember 2023 um 17:26
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Ralph Denk, der Manager des deutschen Profi Teams BORA - hansgrohe, war zu Gast bei Matthias Friebe im Deutschlandfunk. In einem persönlichen Gespräch mit dem Journalisten sprach er über den Wandel des Radsports seit der Zeit der Doping Skandale, seine Motivation es besser zu machen und seinem Traum vom gelben Trikot.
„Ich bin verliebt in den Radsport!“, fasst Denk gleich zu Beginn des Gespräches seine Einstellung zu seiner jahrelangen und inzwischen auch erfolgreichen Arbeit zusammen. Es sei der eigentliche Grund für ihn, jeden Tag um 6:00 Uhr aufzustehen und ins Büro zu fahren. Denk ist schon lange im Geschäft dabei, hat Rückschläge erlitten, Skandale im Sport überstanden, diverse Höhen und Tiefen erlebt. Doch selbst die früheren Dopingfälle im Radsport waren für ihn kein Hindernis, sondern eine Motivation weiterzumachen. Ralph Denk wollte und will für einen neuen Radsport stehen, das gute Image wieder zurückholen.
Begonnen hatte es um die Jahrtausendwende. Denk war bereits mehrfacher Bayerischer Meister auf der Straße, als er Ende der 90er seinen ersten Rad Club gründete, für Mountainbiken. Eigentlich nur aus dem Grund, dass er zu der Zeit ein Fahrradgeschäft hatte und sich von seinen Mitbewerbern durch etwas völlig anders geartete Promotion absetzen wollte. Doch der Bereich des Managements hatte für ihn schon immer einen besonderen Reiz, so dass er sich mehr und mehr darauf verlegte.
Obgleich damals vor allem der Dopingskandal um Festina bei der Tour 1998 bekannt war und das Image des Radsportes im Allgemeinen massive Kratzer bekommen hatte, konnte Ralph Denk das Team durch sein gezieltes Management wachsen und aufsteigen sehen. Bis zum Jahr 2006, als die Tour de France ohne den beliebten deutschen Star Radfahrer Jan Ullrich stattfinden sollte. Sein Name tauchte im Zusammenhang mit dem „Fuentes Skandal“ in Spanien und der damals noch recht unbekannten Doping Substanz EPO auf. „Das war sozusagen der Tiefpunkt der Doping-Affären.“, kommentierte Denk rückblickend. Sponsoren zogen sich aus dem Sport zurück, ARD und ZDF stiegen in Deutschland aus der Tour-Übertragung aus – das System Radsport war am Ende, am Boden.
Denk jedoch sah genau darin eine neue Chance und nahm es für sich als Motivation, es auf der Profi-Ebene zu versuchen. Zudem erließ der internationale Dachverband des Radsports Dopingbestimmungen in einer Schärfe, wie in keiner anderen Sportart jemals zuvor.
„Der Radsport ist nicht kaputt zu kriegen.“, erläutert Ralph Denk eine weitere Grundlage zu seinem Entschluss. Zudem stünden immer noch tausende Fans vor Ort, bei jedem Rennen. 2010 gründet er das Team NetApp-Endura, welches 2014 zur Tour de France eingeladen wurde. Auch dies dank des Managements von Ralph Denk und des Images, den sein Team damals umgab: Junge Fahrer ohne Dopingvergangenheit und einer klaren Positionierung gegen Doping jedweder Art, aber dennoch guter Leistungen. Diese erste Tour-Teilnahme verlief mit sehr viel Nervosität bei allen Beteiligten im Team. Doch trotz einer recht kleinen Mannschaft und eines geringfügigen Budgets, gelang es ihnen, die Tour auf Platz 7 abzuschließen. Doping sei zudem vor allem ein deutsches Thema, führt Denk erneut ins Feld. „Wenn man mit anderen Journalisten aus dem nicht deutschsprachigen Raum spricht, dann hat es weitaus weniger Relevanz, als hier im deutschsprachigen Bereich.“
Geht es nach ihm, so hat letztlich auch Covid zu einem ‚Wiederentdecken‘ des Radsports geführt. Immer mehr Leute finden Gefallen am Radsport während der Pandemie Phase. Denk zieht sogar einen Vergleich zum Tennis heran, bei dem nach der Ära Graf/Becker das Interesse des Standard Deutschen nachgelassen hat, dies sei „beim Radsport nicht so.“
Inzwischen ist Ralph Denk mit seinem Team BORA - hansgrohe nicht mehr aus der Welt des Profi Radsports wegzudenken. Er selbst möchte die diversen Siege, vor allem durch Peter Sagan, der zu seiner Zeit im Team Weltmeister wurde oder auch Paris-Roubaix gewann hervorheben. Aber auch den Sieg beim Giro d’Italia 2022 von Jay Hindley, die erste Grand Tour die Denk mit BORA - hansgrohe gewinnen kann, sei „ein unglaubliches Gefühl“ gewesen, „einfach unfassbar.“ Ebenso 2023, als Hindley immerhin einen Tag lang das gelbe Trikot getragen hatte und am Ende 7. im Gesamt Classement mit gerade mal vier Minuten Rückstand wurde.
In der kommenden Saison 2024 möchte Ralph Denk mit seinem neuesten Coup, dem Fahrer Primoz Roglic noch einen Schritt weitergehen: einen Platz auf dem Podium oder vielleicht sogar das Maillot Jaune erreichen. Ob seine Chancen auf den Tour Sieg hinsichtlich der Stärke von Jonas Vingegaard oder Tadej Pogacar als die Dominatoren der letzten Jahre nicht reichlich gering wären? –
Man wird sehen…